„Ohne Fleiß, kein Preis“ ist der ungewollte Lieblingsspruch manches Pädagogen, wenn es um das Instrument geht. Denn nur wer übt, kommt ans Ziel. Für Noa, Pina, Leana, Linus, Thomas und weitere rund 100 Jugendliche aus Deutschland, Belgien, Spanien und der Schweiz ist das kein Problem, denn ihr Ziel ist Motivation pur: regelmäßig reisen sie zur Musik-Ferienwoche des Allgäuer Tonkünstler-Verbands, in den Pfingstferien nach Marktoberdorf, in den Sommerferien nach Hammelburg.
Hier treffen die 11- bis 17-Jährigen auf Gleichgesinnte. Sie alle beschäftigen sich regelmäßig mit Musik, erlernen mindestens ein Instrument oder absolvieren eine Gesangsausbildung. Zuhause singen sie in Chören, spielen in Orchestern oder anderen Ensembles. In der Musikferienwoche suchen sie, was der Alltag selten bietet: anspruchsvolles Musizieren in Kammermusikbesetzung, und ausprobieren, was sie begeistern könnte. Neben dem mehrhändigen Klavierspiel, Chor und Orchester sind das Workshops im Bereich Gehörbildung, Schauspiel, Trommeln, Tanz, experimentelles Musizieren und Komponieren sowie Ensemblearbeit unter professioneller Anleitung. Und natürlich Freundschaften. „Hier ticken alle auf einer Welle“, sagt Emilia aus Spanien und strahlt.
Gisela Helm, Klavierpädagogin, Verlegerin und Vorsitzende des Verbands „Allgäuer Tonkünstler“ e.V., ist Initiatorin und Organisatorin dieser Musikferienwoche. Von Anfang an ging es ihr darum, eine Begegnungs-Möglichkeit für heranwachsende Jugendliche zu schaffen, die sich gerne und viel mit Musik beschäftigen. Freizeit und Leistung, Musizieren in vielen Besetzungen, arbeiten mit anderen Dozenten als zuhause. Entsprechend aufwendig und sorgfältig sind die Vorarbeiten.
„Die Dozenten der Musikferienwoche sind zuallererst hervorragende Künstlerpersönlichkeiten. Und sie verstehen es, Jugendliche zu begeistern.“ So beschreibt Gisela Helm die Auswahlkriterien bei der Dozentenwahl. Dass ihr das sehr gut gelingt, belegen die Rückmeldungen der Jugendlichen.
Lust, Freude, Begeisterung für die Musik und das Musizieren vermittelten alle Dozenten, im Sommerkurs in Hammelburg der Experimentalmusiker Florian Henri Besthorn, Birgit Förster (Violoncello), Sachi Nagaki und Jean-Christophe Schwerteck (Klavier), Verena Holzheu (Gesang, Chor), Patricia Schäfer (Tanz) und Kuno Holzheimer (Rhythmus, Percussion). Obwohl in unterschiedlichen Disziplinen unterwegs eint sie alle eine Konzept-Idee: den Jugendlichen abholen, wo er steht, herausfordern, Impulse geben für eigene Interpretationsansätze, Raum für das Experiment und Auftrittserfahrung, um das Selbstvertrauen zu stärken durch Erfolg. Schonung ist da nicht angesagt. Gisela Helm: „Die Dozenten leisten hier quasi einen Rund-um-die-Uhr-Job. Aber sie brennen dafür. Das merken die Jugendlichen.“ Das gilt auch für die eigene Präsentation. Es zählt zum Selbstverständnis, dass die Dozenten nicht nur unterrichten, sondern auch vor den Jugendlichen auftreten als das was sie sind: Künstler an ihrem Instrument.