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Nachhaltige Nachwuchsförderung

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Das Kelkheimer Kammerorchester in der Martinskirche
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Es gibt verschiedene Wege, musikalischen Nachwuchs wirkungsvoll zu fördern. Eine lange bewährte, wenn auch stets umstrittene Möglichkeit ist der Wettbewerbe. Bei allen Bedenken einer allzu frühen Belastung der Kinder überwiegt doch wohl seine motivierende Wirkung.

Keine Bedenken dürfte es hingegen geben, wenn man jungen Musikern Auftrittsmöglichkeiten eröffnet. Zwar versuchen dies verantwortungsbewusste Lehrer, doch nicht jeder hat Kontakte zu einem aufgeschlossenen Gastgeber. Noch schwieriger ist es, Orchester oder auch nur Ensembles zu finden, die jungen Solisten eine derartige Chance bieten. Diese Lücke hat das Kelkheimer Kammerorchester erkannt und auf Abhilfe gesonnen. Das weithin geschätzte Ensemble wurde 1968 von Heinz Krämer gegründet und viele Jahre lang auch geleitet. Als langjähriger Erster Vorsitzender des Frankfurter Tonkünstlerbundes machte sich der Musikpädagoge vielfältig um die Pflege der Musik in Hessen, etwa auch als Mitglied im Vorstand des Landesmusikrats Hessen, verdient. 1995 übernahm Natalie Schwarzer, ebenfalls Mitglied im Frankfurter Tonkünstlerbund, die Leitung; unter ihr hat sich das Orchester erfreulich weiterentwickelt. Ihr Geschick im Umgang mit Musikern bewährt sich vor allem bei den jungen Solisten. Immer wieder war es das Bestreben des Orchesters, nicht nur eigene musikalische Wünsche zu erfüllen, sondern auch jungen Solisten die allzu seltene Möglichkeit zu bieten, mit einem – möglichst geduldigen – Orchester Solokonzerte aufzuführen. Eindrucksvoll ist die lange Liste erfolgreicher Musiker, die durch erste Auftritte in Kelkheim unschätzbare Anstöße erhielten. Erinnert sei hier nur an den Cellisten Isang Enders, die Geigerin Stefanie Breidenbach oder die Klarinettistin Nadine Kremer.

Charakteristisch ist das Beispiel eines der beiden Solisten im jüngsten Konzert: Als 16-Jähriger hatte Victor Plumettaz in Kelkheim eine – glänzend genutzte – Startchance; inzwischen hat er sich in internationalem Rahmen als Kammermusiker, Komponist, Arrangeur und Kabarettist einen Namen gemacht. Seine umjubelte Rückkehr an die Anfänge, mit David Poppers Cello-Konzert Nr. 2 in e- Moll, ist also eine dankbare Erinnerung an die wirkungsvolle Starthilfe. Ebenso impulsiv-kraftvoll wie auch atemberaubend virtuos inspirierte er nunmehr das Orchester zu einer prächtigen Leistung.

Nicht übersehen freilich sollte man über die Begeisterung für den „Heimkehrer“ den Auftritt der Geigerin Leila Fathali zu Beginn. Oscar Riedings auftrumpfendes Konzert in h-Moll gab der bereits mehrfach preisgekrönten Zehnjährigen Gelegenheit, erstaunliche Klangqualität und virtuose Passagentechnik zu entfalten. Beiden Solisten war das durch Bläser verstärkte Orchester also ein zuverlässiger Partner. Zu einer beachtlich bestandenen Herausforderung wurde anschließend Schuberts Sinfonie h-Moll. Neben allen lyrischen Momenten gelang es der Dirigentin, die verstörenden Sforzati wie auch die dramatischen Ballungen in der Durchführung des Allegros zu entfalten. Hierbei bewährte sich die Akustik des ungewöhnlichen Kuppelbaus der voll besetzten Kirche. Nach diesem Kraftakt darf man auf weitere Konzerte des Orchesters gespannt sein.

Wer mitzuspielen will, kann sich bei Simone Weimar, Tel. 06192/271 86 oder unter www.Kelkheimer-Kammerorchester.de melden.

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