Blechbläser, die Werke zeitgenössischer Musik spielen, womöglich noch mit erweiterten Spieltechniken, sind zur Zeit recht selten anzutreffen. Dies zeigt sich in den Programmen von Klassenkonzerten an Musikhochschulen, im Jugend-musiziert-Repertoire oder auch sonst bei internationalen Blechbläserfestivals.
Sicher spielt auch bei anderen Instrumentalisten die Neue Musik oft nur eine Nebenrolle, aber bei Blechbläsern scheint dies besonders deutlich. Leider sind auch Werke, die sich mit den mannigfaltigen Möglichkeiten der Blechblasinstrumente beschäftigen, eher Mangelware. Als der Tonkünstlerverband Bayern im Jahre 2015 den Kompositionswettbewerb „Neue Töne“ für Trompete und Posaune ausschrieb, gingen deutlich weniger Beiträge ein als beispielsweise beim vorher erschienenen Schlagzeugband. Die drei Einzelbände „Neue Töne für Trompete und Posaune“ sind daher in einem Bereich, in dem scheinbar echter Nachholbedarf besteht, mehr ein erster Impuls denn eine retrospektive Bestandsaufnahme.
Als im Juli vergangenen Jahres diese Neuedition auf Einladung von Matthias Höfs in einem „German Brass“-Konzert bei den Europäischen Musikwochen in Passau präsentiert wurde, war interessant zu beobachten, wie zwei sehr unterschiedliche Pole aufeinandertrafen: Dort die perfekt orchestrierte Blechbläserensemblemusik, die dem romantischen Klangideal folgend, mit ungeheurer instrumentaler Virtuosität von orchestralen Strukturen bis hin zur groovigen Jazzband reicht; auf der anderen Seite der gewollte Bruch mit dem gewohnten und geliebten Klang einer Trompete oder Posaune, was beim Publikum und auch bei einigen Musikern eine größere Irritation auslöste.
Beide Pole bilden dennoch gleichzeitig auf interessante Art und Weise die enorme Vielseitigkeit der Blechbläser ab.
Als wir Prof. Matthias Höfs, der seit Jahrzehnten in verschiedenen herausragenden Positionen unter anderem als Solo-Trompeter der Hamburgischen Staatsoper, Professor in Hamburg oder als Musiker und Arrangeur des German Brass tätig ist, als Mitglied unserer Jury und Mitherausgeber der Trompetenbände gewinnen konnten, wurde direkt die Einladung zu einem Meisterkurs in München vereinbart. Wir konnten so nicht nur während der Jury-Arbeit und der Herausgabe des Notenbandes von seiner enormen Kenntnis des Metiers in all seinen Facetten profitieren, die er sich nicht zuletzt durch seine langjährige Zusammenarbeit mit einem Bremer Trompetenentwickler erworben hat, sondern gleichzeitig wird er auch vor Ort sein Wissen und seine Erfahrung direkt an die Interpreten weitergeben. Ende März kommt er nun als Dozent zu einem Meisterkurs in die Musikhochschule München.
Dort stehen neben dem klassischen Repertoire besonders die Werke aus dem Band „Neue Töne“ im Mittelpunkt, um so die im letzten Jahr begonnene Initiale weiterzuführen, die neue Literatur nachhaltig im Repertoire zu verankern und weitere wichtige Annäherungen zwischen der zeitgenössischen Musik und Blechbläsern zu ermöglichen.
Nähere Informationen und Anmeldung zur Masterclass mit Matthias Höfs siehe Rubrik „Fortbildungen“ und unter www.dtkvbayern.de