Seit diesem Jahr hat Yasuko Sugimoto-Shestiperov die künstlerische Leitung für die ebenso ungewöhnliche, wie beliebte Konzertreihe „Klangspuren“ inne. Mitglieder der Hofer Symphoniker sowie Musiker des Tonkünstlerverbandes präsentieren hier unbekannte Werke oder Werke unbekannter Komponisten. Zirka 15 Jahren lang prägte Renate von Hörsten als künstlerische Leiterin und Pianistin die Reihe. Bei dem aktuellen Konzert nun bestritt und organisierte Yasuko Sugimoto-Shestiperov zum ersten Mal diese Veranstaltung und holte sich mit Peter Kampschulte vom Theater Hof einen souveränen Moderator an die Seite.
Zur Eröffnung spielten Sylvia Müller (Blockflöte) und Harald Oeler (Akkordeon) die Sonate in Es-Dur von J.S. Bach. Mit nie aufdringlichem Akkordeonklang, gepaart mit dem immensen Farbspektrum der Blockflöte, widmeten die beiden Interpreten sich wie Sänger der barocken Klangsprache, und der Zauber der Musik wirkte vom ersten Ton.
Im nachfolgenden Beitrag wurden drei Lieder von Franz Schubert dargeboten: „Das Wirtshaus“, „Wasserfluth“ und „Trockne Blumen“, interpretiert von dem Bariton Thilo Anderson (Theater Hof), von Yasuko Sugimoto-Shestiperov einfühlsam begleitet. Die beiden Musiker lenkten die Energieflüsse so natürlich, dass sich ein ganzes Panorama der Todessehnsucht des Wandergesellen ergab.
Wie der vorige Programmpunkt „Trockne Blumen“ als Gesang erklang, so folgte von Melanie Schönbichler (Querflöte) anschließend das virtuose Variationenwerk „Trockne Blumen“ von Franz Schubert mit Yasuko Sugimoto-Shestiperov als souveräner Partnerin. Schubert selbst nannte das Werk im Januar 1824 lapidar „Variations pour Pianoforte et Flûte“. Kein Detail wurde überbewertet, nichts belanglos weggespielt, kein noch so schöner Moment auf Kosten der Gesamtkonstruktion besonders hervorgehoben. Das Werk und seine Darbietung bestachen durch ausgewogene Schönheit.
Das kurzweilige „Duett mit zwei obligaten Augengläsern“ WoO 32 von Ludwig van Beethoven spielten Alexander Efimov (Viola) sowie Vasile Zaharia (Violoncello). Statt motorisch exakte Noten zu produzieren, konzertierten die Herren mit Vergnügen und vollkommen stimmig gemeinsam dieses Werk. Sylvia Müller und Harald Oeler nutzten in „La Folia“ von Arcangelo Corelli die geballte Fülle des Augenblicks und schmolzen Klangsprache und Emotion technisch perfekt zu genußvollen Höhen.
Das „Divertimento Brillante sopra alcuni motivi della Sonnambula del Monsieur Bellini“ von Michail Iwanowitsch Glinka beschloss den gelungenen Konzertabend. Glinka suchte sich drei Hauptnummern aus Bellinis Oper und versah sie mit einer langsamen Einleitung, virtuosen Zwischenspielen und einem rauschenden Finale. Den sechs Musikern gelangen Pathos sowie herzerweichende Trauertöne in diesem hinreißenden Divertimento. Sie strukturierten kunstvoll die Phrasenlängen, Intensitäten und Erregungskurven. Die kleinste Phrase gelang schlafwandelnd, ebenso wie die Großform in diesem berauschenden Finale. BegeisterterApplaus.