Die Delegiertenversammlung des Deutschen Tonkünstlerverbandes fand am 05.04.2014 an einem geschichtsträchtigen Ort statt: In Weimar wirkten einst J.S. Bach und Franz Liszt, einer der Gründungsväter des Verbandes, und der Versammlungsort, die Marie-Seebach-Stiftung, ein Seniorenwohnheim für Bühnenkünstler, wurde von der 1897 verstorbenen Schauspielerin Marie Seebach gegründet, um die soziale Not auch von Musikern zu lindern, wie Ina Jaeger, die Leiterin des Soziokulturellen Forums der Stiftung bei der Begrüßung den Delegierten berichtete. Nach dem verlesenen Grußwort des Präsidenten der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Prof. Dr. Christoph Stölzl, stimmte Prof. Dr. Eckart Lange, der Präsident des Landesmusikrates Thüringen, die Teilnehmer auf das reiche Musik- und Kulturleben in Weimar und die aktuellen musikpolitischen Fragen ein.
Dann erhob sich die Versammlung zum Gedenken an Anno Blissenbach, der von einer schweren Erkrankung mitten aus dem Leben gerissen wurde. Im Anschluss berichtete die Sprecherin der Länderkonferenz, Frederike Leithner, von der Gedenkfeier für Anno Blissenbach in Berlin und würdigte ihn in einer bewegenden Ansprache als Mensch, Künstler und engagierten Musikpolitiker.
Erfolgreich: Musikpolitik und Mitgliederzuwachs
Der scheidende Präsident Dr. Dirk Hewig zog in seinem Bericht ein positives Resümee seiner Amtszeit. Er hob hervor, dass der Deutsche Tonkünstlerverband während der vergangenen drei Jahre in der Musikpolitik deutlich profiliert werden konnte. Dies gelang durch den Aufbau einer effektiven Öffentlichkeitsarbeit, eine intensive Mitarbeit in verschiedenen Gremien des Deutschen Musikrates, eigene politische Aktionen wie die beiden Petitionen zur Beibehaltung der Umsatzsteuerbefreiung für Musikins-titute und -schulen und zum Erhalt der Künstlersozialkasse und durch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikrat und anderen Verbänden. Die Mitgliederzahl wuchs in der vergangenen Legislaturperiode von etwas unter 7.500 auf knapp über 8.000, was durch eine enge Verzahnung der erfolgreichen Arbeit der Landesverbände, politischen Lobbyarbeit des Bundesverbandes und der Öffentlichkeitsarbeit erreicht wurde, wie der für PR zuständige, ebenfalls aus dem Präsidium ausscheidende Schriftführer Dr. Franzpeter Messmer in seinem Bericht hervorhob. Er dankte den Redakteuren des DTKV-Buches in der nmz für die positive Zusammenarbeit und begrüßte Stefan Lindemann und Walter Thomas Heyn als neue Redakteure der Achtländerseite.
Vizepräsidentin Dr. Adelheid Krause-Pichler wies in ihrem Bericht auf das Hauptstadtbüro des DTKV in Berlin hin, das den Landesverbänden auch für Fortbildungsveranstaltungen zur Verfügung gestellt werden kann, und berichtete von ihrem Engagement, eine höhere Wertschätzung für künstlerische Arbeit in der Gesellschaft zu erreichen. Der 2. Vizepräsident Ekkehart Hessenbruch stellte in seinem Bericht die Bedeutung der zweiten Säule der Musikförderung in den Vordergrund, durch die eine Unterstützung des freiberuflichen Musikunterrichts und privater Musikschulen durch öffentliche Mittel erreicht werden muss, wie es in Bayern bereits der Fall ist. Schatzmeister Wilhelm Mixa erläuterte den Haushalt, der mit einem Minusbetrag schließt. Doch aufgrund der hohen Rücklagen ist die Fortführung der Arbeit des DTKV in den nächsten Jahren gesichert, wie er betonte.
Überwältigende Mehrheit für den neuen Präsidenten
Nach der Entlastung des Präsidiums folgte unter der Leitung von Eckhart Fischer die Neuwahl des Präsidiums. Die sich erneut zur Wahl stellenden Präsidiumsmitglieder, die 1. Vizepräsidentin Dr. Adelheid Krause-Pichler, der 2. Vizepräsident Ekkehard Hessenbruch und Schatzmeister Wilhelm Mixa, wurden mit überwältigender Mehrheit bestätigt. Der Kandidat für das Amt des Präsidenten, Cornelius Hauptmann, wurde ohne Gegenstimme gewählt. Der Opernsänger und Vorstandsvorsitzende des Tonkünstlerverbandes Baden-Württemberg kann sich damit auf ein sehr breites Vertrauen der Delegierten stützen. Allein um das Amt des Schriftführers gab es eine Stichwahl. Stefan Lindemann unterlag dabei nur knapp Edmund Wächter, der nun Schriftführer im Präsidium ist.
Als Würdigung der großen Verdienste für den Deutschen Tonkünstlerverband und als Dank für sein umfangreiches Wirken schlug das neue Präsidium die Wahl von Dr. Dirk Hewig als Ehrenpräsident vor, die einstimmig erfolgte.
Effizientere Verbandsarbeit, KSK, DTKV-Konzert
Nach den Wahlen stimmte die Delegiertenversammlung über die Anträge des Tonkünstlerverbandes Bayern ab. Der Antrag, die Länderkonferenz zu beauftragen, dass sie effizienter und ergebnisorientierter organisiert werden soll, wurde angenommen. Die Sprecherin der Länderkonferenz, Frederike Leithner, wird von diesem Antrag ausgehend bereits 2014 eine neue Konzeption realisieren. Der zweite Antrag, bei dem es um die Aufnahme von Mitgliedern geht, die bereits in einem anderen Landesverband Mitglied waren und dort größere Beitragsschulden haben, wurde der Länderkonferenz zur weiteren Bearbeitung übergeben. Dabei sollen insgesamt die Aufnahmekriterien in den verschiedenen Landesverbänden einander angeglichen werden. Der stellvertretende Ländersprecher, Reinhard Ardelt, wird diese Diskussion vorbereiten und koordinieren. Der dritte Antrag, den etwas antiquiert wirkenden Namen „Tonkünstlerverband“ unter Hinzuziehung von Marketingexperten durch eine zeitgemäßere Namensgebung zu ersetzen oder ergänzen, wurde von den Delegierten abgelehnt, da für sie der traditionsreiche Name „Tonkünstler“ am besten die Identität des Verbandes widerspiegelt. Der vierte Antrag, der sich auf so komplexe Probleme wie Rückgang der Bereitschaft zum Ehrenamt, verstärkte Notwendigkeit bezahlter Arbeitskräfte, langfristig unausweichliche Erhöhung der Mitgliedsbeiträge und einen sozialen Ausgleich für finanzielle schlecht gestellte Mitglieder durch einen Sozialfonds bezog, wurde in der Diskussion als ein auf Landesebene zu lösendes Problem gesehen, weshalb der Tonkünstlerverband Bayern diesen Antrag zurückzog.
Weitere wichtige Themen waren das geplante Bundeskonzert im Rahmen der D-A-CH-Tagung 2015 und die dabei erfolgende Preisverleihung des neues DTKV-Preises für musikalisches Engagement und vor allem die Neuentwicklungen im Kampf um den Erhalt der Künstlersozialkasse, über die in einem fundierten Vortrag Ines Stricker berichtete.
Nach der harmonischen und konstruktiven Delegiertenkonferenz lud Almut Auerswald, die Vorsitzende des DTKV-Thüringen, zum gemütlichen Ausklang im Sächsischen Hof ein, wo die Delegierten bei thüringischen Spezialitäten noch bis in die Nacht über musikalische und kulturpolitische Fragen diskutierten.