Banner Full-Size

Neues Selbstbewusstsein, internationales Flair

Untertitel
Tonkünstlerverband Mittelfranken e.V.: eine Selbstdarstellung
Autor
Publikationsdatum
Body

Die Gründung des Verbandes nach dem Zweiten Weltkrieg war genau genommen eine Neu-Gründung nach der zwangsweisen Auflösung der Tonkünstlerverbände im Dritten Reich. Auf Vorschlag des Landesverbandes wurde 1950 der VNTM (Verband Nürnberger Tonkünstler und Musiklehrer) ins Leben gerufen und zwar durch Dr. Robert Seiler, den Direktor der Fachakademie für Musik, später bekannt als das „Meistersinger-Konservatorium der Stadt Nürnberg“.

Facettenreich wie seine Vorsitzenden gestaltete sich auch das Verbandsleben im VNTM. Standen soziale Belange der Mitglieder am Anfang im Vordergrund, so wurden mit den Vorsitzenden Dr. Dupont, Prof. Körner und Dr. Spilling, Letzterer war Leiter des Studios Nürnberg des Bayerischen Rundfunks, bald künstlerische und jugendfördernde Schwerpunkte gesetzt. Unstimmigkeiten mit der Zielsetzung des Tonkünstlerverbandes führten 1979, nach nur zweijähriger Amtszeit, zum Austritt des damaligen Vorsitzenden und Direktors des Meistersinger-Konservatoriums, Dr. Graetschel. Sein Ziel, die Mitglieder unter die Fittiche der GDMK (Gewerkschaft der Musikerzieher und konzertierenden Künstler) zu stellen, schlug nach einer Abstimmung fehl. Schon damals zeigten sich also Bestrebungen des Ortsverbandes nach mehr Selbstständigkeit.

Bernhard Böttner, viel gepriesener Pianist und Klavierpädagoge verstand es, das entstandene inhaltliche Vakuum mit neuem Selbstbewusstsein zu füllen. In seiner von 1980 bis 1997 dauernden Amtszeit gelangte der Bezirksverband zu nie dagewesener Bedeutung für das regionale und überregionale Kulturwesen. Viel beachtet von den bundesdeutschen Medien warnte er bei der 30-jährigen Jubiläumsfeier 1980 vor den Gefahren einer wachsenden kulturellen Degeneration im öffentlichen Bewusstsein aufgrund des schleichenden Rückzuges des Staates und der Kommunen aus der Kultur- und Ausbildungsförderung. Die Initiierung und Federführung der „Nürnberger Klaviernacht“ am 21. Januar 1990 in Zusammenarbeit mit den „Neuen Pegnitzschäfern e.V.“, dem Bayerischen Rundfunk und dem Meistersinger-Konservatorium ist wohl das bis zu diesem Zeitpunkt herausragendste Beispiel für die Kulturarbeit des Bezirksverbandes. In dieses Konzert, das unter dem Motto „Klaviermusik im Dritten Reich“ anlässlich des 40-jährigen Bestehens der BRD durchgeführt wurde, konnten beinahe alle bedeutenden Pianisten der Stadt Nürnberg eingebunden werden.

Beim Prozess der personellen und strukturellen Umwandlung des Landes- und des Bundesverbandes DTKV, trägt der Bezirksverband in Person seines heutigen Ehrenvorsitzenden Maßgebliches zur Reform bei.

In diese Zeit fällt auch die Gründung des Musikinstituts Nürnberg durch die stellvertretende Vorsitzende Susanne Dawany. Ihr Schule machendes Beispiel, bei dem sich freischaffende, besonders qualifizierte Lehrkräfte aller Fachrichtungen zu einer finanziell selbst tragenden Musikschule zusammenschlossen, konnte auch den Landesverband und seinen damaligen Vorsitzenden Dr. Stümmer und dessen Nachfolger Dr. Messmer und Dr. Stampfl überzeugen. Seit dieser Zeit ist die Förderung der freien Musikinstitute ein weiterer Schwerpunkt des Landesverbandes. Der Bezirksverband kann mit Recht stolz auf seine gerade in der Zeit des Aufbaus wichtige finanzielle und personelle Unterstützung der Musikinstitute sein. Seit seiner Wahl zum Vorsitzenden 1997 versucht Peter Janson verstärkt, den Mitgliedern Impulse im konzertierenden Bereich zu vermitteln. Hierbei werden sowohl künstlerische Auftritte der Mitglieder selbst als auch deren Schüler vermehrt an die Öffentlichkeit getragen. Auch die zeitgenössische Musik – speziell Musik mittelfränkischer Komponisten – wurde in den vergangenen Jahren, wie lange nicht mehr, einem breiteren Publikum zu Gehör gebracht. So wurde eigens die von Prof. Lieb gegründete, zwischenzeitlich aber aufgegebene Konzertreihe „Kammermusikalische Akademie“ in der Nürnberger Kongresshalle dafür wieder aufgenommen, aus der später die Reihe „tonkünstler live“ hervorging. Hier bietet sich seitdem Mitgliedern die Möglichkeit, ihre Konzerttätigkeit auf verschiedenen Podien des Großraumes Nürnberg der Öffentlichkeit vorzustellen.

Die Gleichstellung qualifizierter privater Musikpädagogen mit den städtischen und kommunalen Musikschulen wurde Anfang des neuen Jahrtausends zum zentralen Thema der Verbandsarbeit. Mit Frank Hartmann als Vorsitzendem des neu gegründeten Ausschusses PML (Private Musiklehrer) an der Spitze gelang es endlich, wegweisende Initiativen zur Förderung der Privatmusiklehrer zu ergreifen. Ein spezielles, zusammen mit dem Landesverband entwickeltes Zertifikat ermöglicht es nun den Privaten Musiklehrern ebenso wie den im VBSM (Verband Bayer. Sing- und Musikschulen) organisierten Musikschulen, an öffentlichen Regelschulen für ihre Unterrichtstätigkeit zu werben und deren Räumlichkeiten zu nutzen.In internationales Flair tauchte der Verband, der seit dem Jahr 2005 Tonkünstlerverband Mittelfranken e.V. heißt, durch die Ausrichtung des „Konzertprojekts Menschenwürde“. In Zusammenarbeit mit dem Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg entstand ein Konzert mit zeitgenössischer Musik und Wortbeiträgen internationaler Juroren des Menschenrechtspreises, den die Stadt Nürnberg regelmäßig verleiht. Die Schirmherrschaft übernahm Nürnbergs Oberbürgermeis­ter Dr. Ulrich Maly.

In das Jahr 2006 schließlich fiel die Gründung der Reihe „Recital Gitarre International“. Mit Kurt Hiesl als künstlerischem Leiter wurden erstmals vier Konzerte mit internationalen Künstlern von absolutem Weltrang veranstaltet. Ein weit über 1.000 Zuhörer zählendes begeistertes Publikum fand bis heute seinen Weg in die Konzertsäle.

Autor
Print-Rubriken
Unterrubrik