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Nichts ist wie zuvor

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Beratungsoffensive: Digitaler Treffpunkt – Was bewegt uns?
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Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Energiekrise und die Inflation waren beim ersten digitalen Treffpunkt drei Themen, die uns alle nicht nur bewegen, sondern auch finanziell erheblich belasten. Was macht das mit unseren Mitgliedern – welche Stimmung herrscht derzeit – wie können wir damit umgehen und wie kann sich der Verband einbringen? Andrea Fink, die Geschäftsführerin des Tonkünstlerverbandes Bayern, und Ute Schmid-Holzmann, Sprecherin des Ausschusses der Freiberuflichen Musikpädagog*innen, nahmen diese Fragen zum Anlass, sich am Abend des 15.11.2022 digital über die aktuelle Situation mit den Mitgliedern auszutauschen.

Über fast zwei Jahre sind fast alle Konzerte ausgefallen, es gab kaum Auftrittsmöglichkeiten, Veranstalter halten sich in der Planung nach wie vor zurück, die Schüler*innen für den Musikunterricht sind weggebrochen und neue Anfragen gibt es nur spärlich, Chöre haben sich aufgelöst und müssen neu gegründet werden, Räume sind nicht mehr zu finden, Ensembles sind zersplittert – das sind zusammengefasst die Antworten zu den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Es ist bewegend, wie die Mitglieder das Szenario der letzten beiden Jahre schildern. Aber auch die langfristigen Folgen geben Anlass zum Denken: Viele sind in andere Erwerbsmodelle gewechselt, besonders heftig aus dem Bereich der EMP/MFE. Dies bedeutet: Wir steuern auf einen erheblichen Lehrkräftemangel zu. Es müssen neue Wege gefunden werden, Musik als Bildungsbereich in den Kitas und in den Schulen zu integrieren. Dazu sind mehrgleisige, langfristige Fort- und Weiterbildungen mit qualifizierenden Abschlüssen erforderlich. Eine breite Erschöpfung macht sich bemerkbar, interessanterweise wird diese nicht nur an einem selbst, sondern auch an den Eltern und an den Schüler*innen im Musikunterricht festgestellt. Die Eltern sind müde vom Home-Schooling, vom digitalen Musikunterricht, vom Home-Office und vom Organisieren des gemeinsamen Lebens in dieser Zeit. Die Kinder zeigen Stresssymp­tome, sind häufig aggressiv, zappelig oder weinen schnell. Die Konzentration hat erheblich nachgelassen.

Etliche der Mitglieder haben die Hilfsprogramme in Anspruch genommen, nun wächst die Sorge um Rückzahlungen. Das schürt neue Ängste. Im diesjährigen Sommer wurden von fast allen Konzertierenden alle Konzertmöglichkeiten angenommen, die es irgendwo gab, um Einnahmen zu generieren. Überforderung zeigt sich, gesundheitliche Probleme machen Vielen zu schaffen.

Verschiedene Krisen überlappen sich derzeit. Auf die Corona-Pandemie folgen die Energiekrise und die Inflation. Nun kommen zu den sinkenden Zuschauerzahlen auch noch steigende Energiekosten hinzu. Es heißt wieder möglichst flexibel zu reagieren; Konzerte werden oftmals in den Nachmittag verlegt, Kirchen bleiben unbeheizt, Veranstaltungen werden zusammengelegt. Noch halten sich die Konzertabsagen in Grenzen, dennoch sind die Mitglieder verunsichert und die Sorge um Einnahmen-Einbußen kehrt zurück. Beim Musikunterricht überlegen viele, ihre Honorare anzupassen. Teilweise werden Sondervereinbarungen für in Zahlungsnot geratene Eltern angeboten. Die Planungen verlaufen überwiegend kurzfristig, das heißt eine Planungssicherheit, auch im Musikunterricht, ist selten gegeben. Die vom Tonkünstlerverband Bayern herausgegebenen Honorar-Leitlinien stellen für alle eine große Hilfe dar. Das Bayerische Kabinett hat am 20.12.2022 eine Energie-Hilfe für Kultur, Soziales und Sport beschlossen, die auch eine Unterstützung für Privathaushalte beinhaltet. Wie diese Energie-Hilfe im Detail aussieht, bleibt abzuwarten.

In der Zusammenfassung informierte Andrea Fink über die zahlreichen Entlastungspakete, die die Bundesregierung beschlossen hat: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/entlastung-fuer-deutschla…

Insgesamt zeigt sich leider, dass zwar viele Hilfen angeboten werden, effiziente Hilfen für selbstständige Künstler*innen aber fehlen. Nichts ist wie zuvor – ist das einstimmige Resümee des digitalen Abends. Umso wichtiger ist es, einen Blick auf diese Krisen zu werfen, zu evaluieren, welche Schlüsse wir daraus ziehen können, um unseren Mitgliedern die bestmögliche Kombination an zielführenden Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Mit der Beratungsoffensive, die im Oktober 2022 mit vielen berufsorientierten Workshops und Vorträgen in das Programm genommen wurde, leistet der Verband eine handlungs-bezogene Hilfestellung für eine konkrete Umsetzung, die vielfältige Themengebiete abdeckt. Wir hoffen auf Fortführung dieser beruflichen Orientierungsmaßnahme.

 

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