Mit immerhin vier Uraufführungen und zwei Berliner Erstaufführungen konnte dieses Pilotprojekt der Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfreunde (GEDOK) aufwarten. Eine vom Landesmusikrat Berlin, vom Deutschen Tonkünstlerverband und vom Konzerthaus Berlin unterstützte Veranstaltung, die durch eine internationale Ausschreibung den Zweck hatte, Musikerinnen und Komponistinnen gleichermaßen zu fördern. Die Jury war aus Fachleuten verschiedener Sparten zusammengesetzt: Prof. Jürgen Ulrich (Komponist, Detmold ), Dr. Gabriel Iranyi (Komponist, Berlin), Dr. Adelheid Krause-Pichler (Musikwissenschaftlerin, Berlin), Eva Schieferstein (Pianistin, München) und Gudrun Mettig (Musikpädagogin, Köln). Und die Jury hatte eine hervorragende Auswahl getroffen, sowohl was die stilistische Bandbreite der Stücke anbetraf, als auch die unterschiedlichen Besetzungen und die Qualität der Instrumentalistinnen.
Mit einem geradezu romantischen Werk der französischen Komponistin Henriette Renié wurde der Abend stimmungsvoll eingeleitet, ein Stück voller satter Klangkaskaden für die Harfe. Mit dem zeitgenössischen Solowerk „Haikus“ von Susann McDonald und Linda Wood konnte die Harfenistin Silke Aichhorn aus München demonstrieren, dass gerade dieses Instrument für neue Klänge besonders geeignet ist, da es viele klangfarbliche Möglichkeiten bietet. Die Karlsruher Pianistin Angela Yoffe brachte die seltener gespielte 5. Klaviersonate von Galina Ustwolskaja zur Aufführung, eine Komposition mit sehr ernstem Ausdruck, lautstarken Emotionen, die wie Aufschreie einer Unterdrückten wirkten.
Die Freiburger Komponistin Mia Schmidt präsentierte sich mit einem erst vor wenigen Jahren geschriebenen Stück für Violoncello und Zuspielband „Hades Haus“. Das Werk entstand nach der Beschäftigung mit Texten von Ingeborg Bachmann. Die Cellistin Beverly Ellis überzeugte mit einer spannungsvollen Interpretation dieser Klangmontage.
Die Blockflöte gehört zu den wenigen Instrumenten, die gerade bei zeitgenössischen Komponisten wegen ihrer archaischen Ausdrucksmöglichkeiten besonders beliebt ist. Die in Hamburg lebende französische Flötistin Marion Fermé hat sich auf Neue Musik spezialisiert und arbeitet eng mit den Komponistinnen ihrer Stücke zusammen. Die Kompositionen von Ana Lara „Icaro“, Ros Bandt „Drifts in Sand“ und Noriko Kawakami „Klangrede“ überzeugten nicht nur durch große Virtuosität, sondern auch durch die unterschiedlichen Klangwelten mit verschiedenen Flöten.
„Kassandra – neun Fragmente für Klavier solo“ hieß die Komposition von Christina Cordelia Messner, die in das von Elnara Ismailova hervorragend gespielte Stück in neun Teilen auch optische Effekte miteingebaut hatte. Die dramaturgische Gestaltung richtet sich nach dem Inhalt der Texte von Christa Wolf, die dem Werk „Kassandra“ zugrunde liegen. Mit dieser Uraufführung wurde der Bereich der Performance und damit die Verbindung von Musik, Sprache und Bild als Kunstform angenehm berührt.
Lenka Zupkova und Dorothee Hahne treten als Komponistinnen und Interpretinnen ihrer Stücke gemeinsam auf. Zupkova verwendet für ihre Stücke eine E-Violine, deren Klänge durch Live-Elektronik modifiziert werden. Die Grenzen zwischen Improvisation und Komposition sind hier offen. „Koleje“, in diesem Konzert uraufgeführt, zeigte die Abstufungen musikalischer Parameter und die Vielschichtigkeit der elektronischen Klangwelt. „RestZeit“ von Dorothee Hahne wurde für Lenka Zupkova komponiert. Die live gespielten Klänge werden in die vom Computer gesteuerten Sampler und Effektschleifen der Audiosoftware eingespielt. Ab der Mitte des Stückes vermischen sich rückwärts gespielte Passagen mit neuen Live-Motiven. Eine neue Klangwelt, die neugierig macht auf die vielen variativen Momente, die sich hinter ihr verbergen.
Zu hoffen bleibt, dass ein solches Projekt kein Einzelfall bleibt, denn der Erfolg war nicht nur hörbar durch die interessanten Stücke, auch hörbar durch tosenden Applaus im überfüllten Musikclub des Berliner Konzerthauses am Gendarmenmarkt.