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[...] Ich glaube sagen zu dürfen, dass ich mit Leib und Seele Musiker bin und immer war. [...]
Almut Auerswald: Herr Diez, wann begann für Sie die musikalische Wegstrecke?
Günter Diez: Eigentlich in meiner frühesten Kindheit. Ich wünschte mir sehnlichst ein Instrument, ein Klavier. Dieser Wunsch ging in Erfüllung und so erhielt ich bei hervorragenden Jenaer Klavierpädagogen, später auch am Eyckemeier’schen Musik-Konservatorium in Jena meinen Klavierunterricht, den ich bis zum Beginn meines Studiums in Weimar fortführte.
Auerswald: So war für Sie, Herr Diez, der musikalische Weg vorbestimmt?
Diez: Nicht ganz. Zunächst wollte ich Medizin studieren. Das Abitur wurde mir meiner Herkunft halber verweigert, so dass ich mein Hobby zum Beruf machte. Ich wollte Dirigent werden. Ich bewarb mich zur Ausbildung am Spezialgymnasium für Musik Belvedere in Weimar, um anschließend an der Hochschule für Musik „Franz Liszt” Weimar zu studieren, aber nicht das Fach Dirigieren, sondern als Orchestermusiker, Fach Posaune. So begann meine Laufbahn als angehender Musiker und die Posaune wurde mein Hauptfach-Instrument. Hier hatte ich mit meinem Lehrer, Herrn Harald Winkler (Soloposaunist der Staatskapelle Weimar) einen fachlich versierten Könner, der uns Studenten zielstrebig von Leistungsstufe zu Leistungsstufe geführt hat. 1963 kam es zu einem Schnitt. Im Vorfeld der Reorganisation des Orchesterwesens in der DDR sollte ich den Wechsel zur Schulmusik vornehmen, was ich ablehnte. Ergebnis: ohne Staatsexamen exmatrikuliert. Als so genannter Umschüler erlernte ich einen technischen Beruf. Die Musikertätigkeit ließ ich dabei aber nicht aus den Augen. Ich unterrichtete nebenbei im Bereich der Blasmusik (Posaune) und spielte in vielen verschiedenen Bands als Pianist. 1968 wurde ich für ein Jahr als Mitarbeiter für Musik beim Bezirkskabinett für Kulturarbeit verpflichtet, ein Jahr später als Musikreferent beim Rat des Bezirkes in Gera. Hier beginnt meine theoretische Phase.
Auerswald: Mir ist bekannt, dass Sie in den 1980er-Jahren zu den Wurzeln Ihrer erlernten Tätigkeit zurückgekehrt sind.
Diez: 1984 habe ich meine Tätigkeit als Lehrkraft für Klavier, Posaune und Musiktheorie an der Musikschule Gera aufgenommen. Zugleich wurde ich stellvertretender Leiter dieser Einrichtung. Ein Fernstudium an der Musikhochschule Weimar im Bereich Rock-, Pop- und Jazzmusik absolvierte ich 1986 bis 1988. 1987 wurde ich Leiter der Bezirksmusikschule Gera. Die Umgestaltung 1989 der Musikschularbeit zu den heute geltenden Grundsätzen war die umfangreichste, komplexeste und schwierigste Aufgabe. In Funktion des Leiters stehend war es nur folgerichtig, dass ich gemeinsam mit anderen Musikschulleitern aus Thüringen und mit Unterstützung aus Bayern und Hessen 1990 den Landesverband Thüringen des Verbandes deutscher Musikschulen mitbegründet habe. 1994 habe ich eine eigene, private Ausbildungseinrichtung für Musik – die KEYBOARDSCHULE GERA – eröffnet. Als Honorar-Lehrkraft bin ich auch noch an zwei kommunalen Musikschulen tätig. 1996 wurde der Deutsche Tonkünstlerverband (DTKV) Landesverband Thüringen in Weimar gegründet. Ich war Gründungsmitglied.
Auerswald: Eine letzte Frage. Wie sehen Sie heute Ihre Berufung zum Musiker?
Diez: Ich glaube sagen zu dürfen, dass ich mit Leib und Seele Musiker bin und immer war. Dabei war es für mich gleichbleibend, ob ich als Musiker auf der Bühne stand oder stehe, als Lehrkraft an einer Musikschule lehre oder meine Fertigkeiten im Studio unter Beweis stelle. Für verschiedene Orchester und Gruppen habe ich viele Titel arrangiert. Vom Komponistenverband der DDR bekam ich die Ehrennadel in Bronze. Weiterhin spiele ich seit über 30 Jahren in einer Band, „TEAM102”, eine gute Zeit mit vielen Gastspielen. Musik hat mein Leben bestimmt. Nichts von dem möchte ich missen.
Auerswald: Ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute.