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Ohne Notenblatt in pulsierendem Metrum

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Das Quartett „Occhio“ gastierte im Künstlerhof
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Etwas Außergewöhnliches, wenn nicht gar Extravagantes hatte der Tonkünstlerverband Südostbayern im Rosenheimer Künstlerhof zu bieten. Diese Veranstaltung kann man als einen Spiegel betrachten für die vielen gelungenen Aktionen der jetzt jüngeren Generation des Verbands, einen Spiegel auch für die Kulturschmiede des Chiemgaus.

So gastierte das Quartett „Occhio“ mit der legendären Klangkünstlerin Limpe Fuchs, ihrem Sohn Zoro Babel, dem Pianisten Hans Wolf und dem Kontrabassisten Elmar Guantes im Rahmen einer Serie von Matineen, die die Rosenheimer für den kommenden Winter geplant haben.

Zoro Babel, Schlagzeuger mit erweiterter Praxis für akustische Installation im Theaterbetrieb, liefert sich mit seiner Mutter Schlagwerk-Duos. Natürlich wagt die Grande Dame des musikalischen Happenings dabei Alleingänge, und dies sei ihr zugestanden, denn alle ihre Aktionen mit Bongo, Soundblech und was sonst noch, bleiben dem herrschenden Metrum verhaftet – eine Glanzleistung!

Hans Wolf, Pianist mit Klassik-Hintergrund, lässt aufhorchen, weil er nicht im spezifischen Gewand überschrägter Jazzharmonik gefangen ist. Das d-Moll-Präludium Johann Sebastian Bachs erscheint bruchstückweise, die Schlagwerker greifen den Gedanken auf ihre Weise auf, und so entsteht ein fruchtbarer Gegensatz ohne den verkrampften Versuch einer Synthese verschiedener Stile.

Ganz zu Anfang stellt der Bassist minutenlang sein schrummend-zupfendes Metrum in den Raum und unter seiner Hand pulsiert die Musik eine gute Stunde lang. Auch wenn sie sich gelegentlich aus dem Taktgefüge zu entfernen scheint – der Fuß des Zuhörers verbleibt im wippenden Status!

Wie aus erfrischendem Bade entstiegen, begibt man sich nach solchem Genuss nach Hause …

War das alles nicht Jazz im besten Sinne? Jazz, wie er stets auf der Suche nach neuen Wegen ist, sich aus gewohntem Ritual zu befreien? Zu strukturiertem Geschehen, aus gemeinschaftlicher Übereinkunft und Planung erwachsen, Zusammenspiel aus dem Augenblick – „freie Musik“ schlechthin, ohne Notenblatt oder irgendeine papierene Stütze.

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