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Pädagogik für Menschen mit Behinderungen

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Zur 48. D-A-CH-Tagung in Luzern
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Die abschließende Diskussionsrunde unter der Leitung von Dieter Bucher machte deutlich, wie wichtig und viel zu wenig reflektiert diese Thematik in Musikerkreisen zu sein scheint. Nicht wenige der Teilnehmer der Tagung, die die Berufsverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nun seit fast 50 Jahren organisieren, wurden erstmalig über eine Notenschrift für blinde Musiker informiert oder über tanzende Rollstuhlfahrer. Faszinieren konnte auch das eingangs zu hörende und sehende Musikensemble, in dem jeder der Mitspieler seine spezielle Aufgabe mit Unterstützung zweier Betreuer perfekt erfüllte.

Und so wurde der erste Tag des Kongresses in Luzern vorwiegend von interessanten und aufschlussreichen Erfahrungsberichten bestimmt. Roland Strobel, Leiter dieser erwähnten „HORA’BAND“, führte uns in seinen Ausführungen in die spezielle Probenarbeit ein, die so ganz anders und doch so selbstverständlich ist.

Alfons Blug aus Deutschland schilderte unter dem Thema „Wege entstehen, indem wir sie gehen“ ebenso ärgerliche, traurige wie gute, positive Erfahrungen mit Behörden und Schülergruppen im Inklusionsprozess.

Die in Turin geborene Lia Cariboni arbeitete zehn Jahre als Klavierlehrerin in Rom, bevor sie 1999  in die Schweiz übersiedelte, um die Stelle in der schweizerischen Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte als Leiterin des Fachbereichs Musik anzunehmen. Sie zählt zu den bekanntesten Musikübertragern in Brailleschrift, der heute üblichen Notenschrift für Blinde.

Caribonis interessante  Erklärungen des Übertragungsprozesses wurden an diesem Tag ergänzt durch den Vortrag von Martin Rembeck aus Hannover, der als Pianist und Klavierstimmer mit Sehbehinderung bereits etliche Bücher zu diesem Thema publiziert hat, wie „Klavier lernen Punkt für Punkt – für Sehende und Blinde“, SBS Zürich 2012 sowie ,„Der Große Garten in Hannover Herrenhausen – ein Führer für Blinde und Sehende“ DZB Leipzig 2015.

Die Musikpädagogin Prof. Dr. Katharina Bradler, die an der Universität in Cottbus lehrt, setzte sich in ihrem Vortrag mit kritischen Betrachtungen über die Grundthematik auseinander: Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Inklusion“? Welche Forderungen sind mit diesem verbunden und wie lassen sich diese im Instrumentalunterricht erfüllen? Dabei zeigte sie auf, dass es weniger um das Anwenden von Rezepten als vielmehr um das Hinterfragen von Einstellungen geht. Differenz und Differenzerfahrung sind die entscheidenden Punkte, aus denen weitreichende pädagogische Möglichkeiten entstehen können.

Weitere Beiträge von österreichischen und Schweizer Kollegen vervollständigten den Einblick in die Arbeit der Musikpädagogen an Musikschulen, allgemeinbildenden Schulen und im privaten Instrumentalunterricht.
Insgesamt ein hochkarätiger D-A-CH-Kongress mit kompetenten Referenten, die den wichtigen Austausch musikpädagogischer Problematiken befördern halfen.

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