Benötigt ein Streichquartett nur wenige Quadratmeter, so ist bei einem Schlagzeug-Quartett in der Regel die ganze Bühne voller Instrumente. So auch bei der Augsburger Aufführung von INDEX 4 Percussion Quartett unter dem Motto „Percussion Klangwelten – visuelle und instrumentale Vielfältigkeit“. „Vielfältigkeit“ wurde groß geschrieben, nicht nur im Programmblatt, sondern explizit in der Präsentation der „Instrumente“.
Ausgehend vom eher gängigen Instrumentarium, wie Vibraphon, Marimbaphon, Drum-Set, Tomtoms und Pauke hatten die vier Musiker Christopher Fellinger, Stefan Gimpel, Leander Kaiser und Yuko Saito einen ganzen Kosmos an exotischen Instrumenten mitgebracht. Mit Agogo, Aquadrum, Cajón, Darabukka, Kalimba, Ocean Drum, Tamtam, Udu, Water Drum reisten wir virtuell in 80 Minuten um die Welt und erlebten einen Klangfarbenreichtum, der mit den gängigen Streich- und Blasinstrumenten nicht entfernt erreichbar ist.
Und das hörte bei der Exotik noch lange nicht auf. Da fanden sich außergewöhnliche Weiterentwicklungen wie etwa das kreischende Spiral Trash Becken, die donnernde Spring Drum oder die inzwischen häufiger anzutreffenden Crotales. Da wurden Dinge aller Art zweckentfremdet und zu Musikinstrumenten umfunktioniert, wie Blech- Mülleimer, Kochtöpfe, aufeinander abgestimmte Blumentöpfe und ein rotes 10-Liter Ölfässchen. Sind die Klänge dieser „Instrumente“ schon spektral weit aufgefächert, wurden sie bei Bedarf auch noch elektronisch verstärkt. Abgerundet wurde das Klanguniversum durch Spezialeffekte wie elektronisches Ostinato- Echo oder eingespielte Samples.
Der Vielfalt der Klänge entsprach die der Formen und Farben der Instrumente. Sichtbar und ein wesentlicher Teil der Musik war zudem die, wenn auch rhythmisch eher gängige, choreo graphisch dafür ausgeklügelte Performance der Musiker. Schon die Intrada zum Stück „X-Fly Butterfly“ von Yuko Saito und Maurizio Saccomanno war eine Bewegungsstudie für Solisten mit Fußpedal, die „Multibin Union“ (Leander Kaiser) eine an die Rhythmus-Akrobaten von „Stomp“ erinnernde faszinierende Schwarzlicht-Studie auf einem Mülleimer. Die Komposition „Ceci n’est pas une balle“ für Body Percussion-Pantomime (Alexandre Esperet) zeigte begeisternd, welche großen Schnittmengen das Schlagzeugspiel bzw. die Rhythmik mit dem Experimental- Tanz haben kann.
Die „visuelle und instrumentale Vielfältigkeit“ multiplizierten die Musiker, die fast alle eigene Kompositionen beitrugen, mit einiger Programmatik, wie etwa mit dem sound-word-Titel „Tandango Dongo“ oder dem ominösen „Ubik 440“ (beide Christopher Fellinger). „Ubik 440“ ist gemäß Ansage des Komponisten eine Reminiszenz an die japanische Taiko-Drum-Kultur. Kurios war zudem die Co-Ansage der Musikerin Yuko Saito auf japanisch, die damit zeigte, wie perkussiv schon allein ihre Muttersprache sein kann.
Wasser war sicher ein zentrales Element des Abends. Realiter in Form der Water Drum, klanglich mit der Aquadrum bei „Extraterrestrial Topfactory“ und schließlich programmatisch mit der „Aquanautic Voyage“, die anfänglich in die Tiefen des Meeres tauchte, aber zusehends per Ocean Drum und rhythmischen Marimba-Klängen eher bei der Beach Party strandete. „The Castle Geyser“, komponiert wie die vorigen beiden Werke aber diesmal solistisch intoniert von Leander Kaiser, versucht, dem Spannungsaufbau und der Druckentladung eines bekannten amerikanischen Geysirs nachzuspüren, was Kaiser sowohl bildlich als auch technisch gelang. Mit acht Stücken war der Abend gut ausgefüllt, und wurde nach (rhythmischem) Applaus mit einer Zugabe auf vier Cajóns mit viel Zustimmung belohnt.