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Perlen der Musik aus drei Jahrhunderten

Untertitel
Der Gitarrist Alexander-Sergei Ramirez im Musikstudio und Galerie Gabriele Paqué
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Zum Auftakt der Ausstellung „Künstlerischer Dreiklang“ am 20. September 2014 mit Kirsten Lubach, Kupferstich, (Ein Tag am Meer), Otto von Kotzebue, Aquarellmalerei (Landschaften der Welt), und Nika Rossmöller- Schmidt, Acrylmalerei (Plättchen der Gefühle) spielte Alexander-Sergei Ramirez ein Konzert der feinsten Art.

Schon im letzten Jahr betörte Ramirez das Publikum mit seinem Spiel und entführte den Zuhörer in neue Welten klanglich und geografisch. Dies sollte ihm an diesem Abend auch wieder gelingen.

Zu Beginn spielte Ramirez barocke Kompositionen eines anonymen peruanischen Komponisten aus dem Libro de Zifra, Peru 1786 ein Menuett, Toccata und ein Fandango. Die Menuette aus diesem Buch sind ganz unkonventionell in ihrer Kompositionsart und wurden entweder im 2/4- oder 4/4-Takt komponiert. Das gespielte Menuett wies zudem keinen tänzerischen Charakter auf, sondern blieb in seiner Ausdrucksart sehr ruhig und klanglich harmonisch schön. Auch die vorgetragene Toccata entsprach nicht den Hörerwartungen, sondern war eine Komposition mit eher sehr ruhigen melodischen Fortschreitungen, introvertiert, fremd anmutend mit einer einfachen gesanglichen Melodie. Wunderschön und sehr feinfühlig im Ausdruck vorgetragen. Diese beiden Stücke waren schon sehr speziell in ihrer Art, aber als Europäer, mit der Kenntnis eines typischen Menuetts oder Toccata, war man doch sehr erstaunt und verwundert über das so gänzlich andere Klangergebnis. Dahingegen erfüllte der Fandango alle Erwartungen mit seinem typischen Rhythmus, feurig und präzise von Ramirez gespielt.

Der nächste Komponist Pedro Ximénez Abrill lebte bis zu seinem 50. Lebensjahr in Peru. Er wurde der Rossini von Lateinamerika genannt und war Zeitgenosse von Beethoven.
Seine Kompositionen sind erst vor einigen Jahren entdeckt worden, aber inzwischen fand man in verschiedenen Archiven in Sucre (Hauptstadt von Bolivien), wohin Ximénez Abrill mit 50 Jahren ausgewandert war, sehr viele seiner Werke. Er hat nicht nur für Gitarre komponiert, sondern auch Orchesterwerke, Messen und sehr viel Kammermusik. Inzwischen gehören diese Werke zum Unesco Weltkulturerbe. Ramirez trug einige von den zahlreich komponierten Menuetten vor und entführte den Zuhörer mit seiner Gitarre in die klassische Klangwelt der Musik. Bei diesen kleinen Miniaturen zeigte Ramirez sein Können und entwickelte die unterschiedlichsten Klangnuancen auf der Gitarre. Mal stand die Struktur des Stückes im Vordergrund, mal das Narrative, das rhythmisch Prägnante, immer vielfarbig von Ramirez artikuliert und immer verschmolzen und eins mit seinem Instrument und der Musik, was während des gesamten Konzertes der Fall war.

Die Variationen über ein Thema von W. A. Mozart (aus der Zauberflöte) von F. Sor riss alle Zuhörer mit in den Bann. Ramirez spielte mit luftiger Leichtigkeit – Naivität – Ernsthaftigkeit, klanglich und technisch auf höchstem Niveau und konnte somit dem Stück in seiner Interpretation voll gerecht werden.

Ein weiteres Werk von Isaac Albéniz durfte natürlich nicht fehlen. Ein spanischer Komponist, der die Folklore seines Landes in den Stil der Spätromantik eingeflochten hat. Eigentlich komponierte er nicht für Gitarre, sondern für Klavier, so dass Andrés Segovia diese Stücke für Gitarre transkribiert hat. Die Stücke Leyenda und Rumores de la caleta verwandelte Ramirez klanggewaltig und mit viel spanischem Temperament und Feuer und großem technischen Können.

Neben H. Villa – Lobos und J. Turina spielte Ramirez auch ein Werk eines japanischen Komponisten Yuquijiro Yokoh, der 1921 geboren wurde. Dieses Stück, Variations on Sukura, war ein ganz besonderes Klangerlebnis. Saiteninstrumente stehen seit Jahrhunderten schon im Mittelpunkt der japanischen Musik. Die Gitarre verwendet Yokoh in klanglich japanischer Tradition, aber auch wieder davon gänzlich losgelöst. Ramirez spielte das Werk meditativ und technisch höchst versiert. Ein großes Hörerlebnis!

Als letzte Komposition trug Ramirez von C. Domeniconi die Koyumbaba-Suite for Guitar vor. Domeniconi, italienischer Herkunft, lebte lange in der Türkei und schaffte mit diesem Stück ein anatolisches Landschaftsgemälde eines Schafhirten. Die vier Sätze, die alle ineinander übergehen, führen den Zuhörer auf eine Reise in verschiedene Gemütszustände, Landschaften und erzählen mit viel Farbigkeit des Klanges und der angelegten Struktur der Komposition, eine wunderbare Geschichte, von der sich die Zuhörer gerne mitnehmen ließen. Auch hier gelingt es Ramirez wieder durch sein Können alle technischen Schwierigkeiten problemlos zu meistern und trotzdem klanglich musikalisch traumhaft schön zu spielen. Am Schluss des Konzertes waren alle von dem atemberaubenden Spiel begeistert und das Publikum belohnte Ramirez mit nicht enden wollenden Applaus.

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