Eigentlich wurde der neue Flötenkopf entwickelt, weil eine Flötistin des DTKV aus Kassel die Schmerzen und Verspannungen im Hals- und Schulterbereich einfach nicht mehr aushalten konnte, die so viele Spieler*innen dieses wunderschönen Instrumentes kennen und nicht selten verschweigen, ja verleugnen.
Die Idee ist so einfach wie die Handhabung der neu geformten Querflöte. Für Kinder gibt es schon länger Querflötenbögen, die in einem 180° Bogen die Flöte zwar verkürzen und somit auch Kindern die Möglichkeit geben, das Instrument greifen zu können. Aber dies geschieht immer noch in der traditionellen komplizierten und anstrengenden Grundhaltung.
Warum also nicht den Winkel des Bogens so verändern, dass die Flöte nunmehr, wie alle anderen Blasinstrumente auch, in einer deutlich bequemeren und auch sichtbaren Haltung, vor dem Körper gespielt werden kann. Mit der exakt gleichen Anblastechnik und dem mindestens gleichen Klangergebnis. Aber einem deutlich schöneren Klangerlebnis. Dem rechten Ohr wird die erhöhte einseitige Belastung genommen und der jetzt zentrierte Flötenklang wird klarer und voluminöser wahrgenommen. Oder anders ausgedrückt: Querflöte endlich Stereo!
Die oben erwähnte Flötistin spielt seit mittlerweile knapp zwei Jahren mit dem von ihr mitentwickelten Bogen, ist sämtliche Beschwerden schnell losgeworden und übt und unterrichtet glücklich mehrere Stunden am Tag.
Vergessen sind alle physiotherapeutischen Übungen und die wiederholten Gänge zur Osteopathin. Sie hat nur noch Spaß. Und ihre Schüler*innen ebenso.
Im Laufe der Entwicklungszeit zu dem jetzt vorliegenden Modell, das aufgrund der Zusammenarbeit mit einem großen Fachmarkt für Blasinstrumente in Gütersloh auch mit Öse für einen stabilisierenden Gurt vorliegt, wurde mehrfach bestätigt, wie viel einfacher das Erlernen der Querflöte in dieser natürlicheren Haltung für die Anfänger*innen ist.
Sowohl die reine Tonerzeugung, als auch das Erlernen der Griffe ist jetzt genauso einfach (oder schwierig), wie auf der Blockflöte oder der Klarinette. Die Klappen sind jetzt im Blickfeld und das Bedienen ist jetzt endlich auch im wahrsten Sinne des Wortes für Querflötistinnen begreifbar.
Welche/r Lehrer*in verzweifelte nicht schon oft an Schülerinnen, die beim Hochnehmen des Instrumentes die eigentliche optimale Griffposition wieder verloren haben und wieder und wieder und wieder das Anheben und Ansetzen der Querflöte üben mussten. Zeit, die jetzt anders genutzt werden kann und die Geduld der Beteiligten nicht mehr auf die Probe stellen muss.
Die Schüler*innen der Kasseler Flötistin, die mit diesem Instrument angefangen haben, beweisen, dass die hohen Töne, das eigentliche Querflötenregister, jetzt praktisch von Anfang an erlernt werden können.
Auch die Schülerin einer Kollegin aus Baunatal, die sich mehrere Monate mit den hohen Tönen abgemüht hatte, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen, bekam mit dem gebogenen Mundstück sofort die hohen Töne heraus und bat ihre Mutter noch in derselben Stunde mit leuchtenden Augen darum, ihr dieses Mundstück zu kaufen.
Ein weiterer toller „Nebeneffekt“ zeigt sich im Ensemble oder Orchester, indem jetzt weniger Platz gebraucht wird und die Flötistinnen sich jetzt nicht mehr gegenseitig in die Ohren blasen müssen. Der Ton geht jetzt, wie bei den anderen Blasinstrumenten auch, nach vorne.
Der extreme Stressfaktor Platzmangel, die permanente Erschöpfung bedingt durch die traditionelle Flötenhaltung, die einseitige Belastung des Ohres und körperliche Schmerzen fallen mit dem re7olution Flötenbogen und der damit verbundenen Haltung vor dem Körper weg. Die Querflöte bleibt trotzdem eine Querflöte. Interviews mit Physiotherapeutin Andrea Winzenburg, Kassel, und Johannes Weber, stellvertretender Leiter der Musikakademie Kassel und Therapeut für Alexandertechnik, sind in kurzen Clips auf der Homepage der Re7olution GbR zu hören und zu sehen. Beide sind von dieser Lösung des Flötenbogens absolut überzeugt.
Zu der Möglichkeit eine Flöte mit Öse und Gurt zu spielen, entwickelte die Instrumentenschmiede Mumberg, die von Anfang an offenherzig an diesem Projekt beteiligt ist, außerdem mehrere Möglichkeiten, die Flöte mit mobilen Fingerstützen zum Aufstecken in der neuen Haltung spielen zu können.
So kann auch jede andere Flöte mit einem speziell angepassten re7olution-Flötenbogen ausgestattet werden. Die Flöte kann dann mit dem neuen gebogenen und dem alten geraden Kopfstück gespielt werden. Je nach Lust und Laune. Oder der Offenheit der Dirigentin oder des Dirigenten.
Auch wenn gestandene Querflötistinnen und Querflötisten den Bogen nicht selbst spielen möchten, weil es ihnen vielleicht einfach zu fremd ist oder die Anstrengungen der traditionellen Haltung noch oder gut kompensierbar sind, so sollten sie aber doch den Versuch wagen, z.B. dem einen oder der anderen Schüler*in, der/die sich schwer mit dem Instrument tut, diese Alternative unbefangen vorzustellen.
Sie werden genauso überrascht sein wie der Autor dieses Textes, der das Vergnügen hatte, die ersten Stunden und Schritte der im Artikel erwähnten Anfängerinnen miterleben zu dürfen und der selber aus dem Staunen nicht herauskam.