Am 16. Mai hatte ich die Gelegenheit beim Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge in Berlin vorstellig werden zu dürfen. Die soziale Absicherung der Freiberufler steht bei unseren Verbandsaktivitäten inzwischen immer mehr im Focus und gestaltet sich zunehmend als Problem. Diverse Aspekte konnte ich dort dem Fachausschuss „Sozialpolitik, Soziale Sicherung, Sozialhilfe“ mit Fachleuten aus ganz Deutschland aufzeigen.
Schlüsselstelle Künstlersozialkasse stärken
Verschiedene Umstände zeigen immer wieder auf, dass es erforderlich ist, aus der Künstlersozialkasse ein umfassendes Sozialprojekt zu machen. Insbesondere in Coronazeiten haben wir erlebt, wie wichtig eine soziale Absicherung in Zeiten ohne Engagements für Musiker:innen und freiberufliche Musikpädagog:innen wäre (Arbeitslosenversicherung). Dies bietet die KSK explizit nicht.
Die Erhebung der Eigenbeiträge zur KSK, die an das Nettoeinkommen gebunden sind, sind ein weiteres Problem, da dadurch auch die Bemessungsgrundlage für die spätere Altersrente entsprechend niedrig ist. Das ist zwar für die Leistbarkeit der Beiträge durch die Künstler von Vorteil, führt aber dazu, dass die aktuelle durchschnittliche monatliche Rente für die Musikschaffenden bei den meisten nur bei etwa 250 bis 500 Euro liegt.
Für ältere Kollegen wird der hohe Beitrag für die private Krankenkasse immer mehr zum Problem, insbesondere, weil man ab 50 Jahren nicht mehr von der privaten Krankenversicherung in die gesetzliche wechseln kann.
Wie eine Studie des Musikinformationszentrums miz ergeben hat, ist der freiberuflich erteilte Musikunterricht vom Volumen her umfangreicher als der, der von öffentlichen Musikschulen erteilt wird. Mehr als 50 Prozent des Musikunterrichts in Deutschland werden von Lehrkräften in privaten Musikschulen oder von soloselbständigen Musiklehrer:innen durchgeführt. Dieses gewachsene System zu untergraben hat massiven Einfluss auf das Musikland Deutschland. Derzeit sind ungefähr 53.000 Musikschaffende in der KSK versichert, davon sind knapp die Hälfte Musikpädagig:innen.
Die zusätzlich drohende Einführung der Mehrwertsteuer für Bildungsleistungen durch die Umsetzung der EU-Vorschriften nach dem vorliegenden Referentenentwurf wird einen massiven Druck auf die wirtschaftlich erforderlichen und erzielbaren Honorare bewirken.
In der Summe bewirken die dargestellten Probleme eine massive Infragestellung der Musikkultur. Der Beitrag, den die Musikschaffenden für unsere Kulturnation leisten, ist nicht zu unterschätzen. Dieses Engagement darf aber nicht zu prekären Lebensumständen und Altersarmut führen. Wenn freiberuflicher Musikunterricht nicht mehr möglich ist, wird dies mittel- und langfristig die Musiknation Deutschland massiv in Frage stellen.
Gemeinsam müssen wir weiter darum kämpfen, dass die Künstlersozialkasse – ein einzigartiges System in Europa – gestärkt wird. Dazu ist jeder nur erdenkliche Ansatz zu prüfen und jegliche Unterstützung erstrebenswert.
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