Zeit seines Lebens hatte Peter Feuchtwanger einen besonderen Bezug zu München und kehrte immer wieder dorthin zurück. Es war für ihn eine große Freude, der Einladung des Tonkünstlerverbandes Bayern über 15 Jahre nach Würzburg und München zu folgen, um seine Klavierübungen zur Heilung physiologischer Spielstörungen und zum Erlernen eines funktionellnatürlichen Klavierspiels vorzustellen.
Peter Feuchtwanger wurde in den 30er-Jahren in München geboren und emigrierte mit seinen Eltern kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach Haifa in Palästina, heute Israel. Als hochbegabtes Kind begann er unorthodox und autodidaktisch mit dem Klavierspiel und entwickelte so eine ganz intuitive und natürliche Technik, die zur Grundlage für seinen späteren Unterricht und die Entwicklung seiner weltbekannten Klavierübungen wurde. Viele Pianisten mit ungesunder oder verkrampfter Spielweise fanden darin eine Methode, sich von ihren physischen Problemen zu befreien und ihr Talent ungehindert entwickeln zu können. Seine kurze aber überaus erfolgreiche Karriere als Konzertpianist brach Peter Feuchtwanger frühzeitig ab, um sich dem Komponieren und der pädagogischen Tätigkeit zu widmen. Seit 1967 gab er in aller Welt Meisterkurse und erlangte internationalen Ruf. Er war Jurymitglied vieler internationaler Klavierwettbewerbe, engagierte sich in der European Piano Teachers Association und hatte zahlreiche Gastprofessuren inne.
Peter Feuchtwangers musikalische, aber auch literarische und philosophische Kenntnisse waren so umfassend, dass seine künstlerischen Anregungen weit über die interpretatorische Arbeit an den einzelnen Werken hinaus ging. Er wies die Kursteilnehmer auf viele Quellen hin, in denen man Erkenntnisse über die Intentionen der Komponisten, die historischen Konstellationen, die Vorbilder und Einflüsse gewinnen konnte. Als großer Kenner der Tradition des Belcanto kam er immer wieder zurück auf die Kunst des Singens und wie wichtig es sei, diese auf das Klavier zu übertragen. Deutlich wurde in den Kurstagen immer wieder seine Aversion gegen Ausdrucksklischees (z.B. innerhalb einer Phrase die höchste Note zu betonen oder in einer bach‘schen Fuge das Fugenthema jedesmal auf die gleiche Art und Weise hervorzuheben). Peter Feuchtwanger erreichte durch seine vielen humoristischen Einwürfe stets eine Kursatmosphäre, die trotz aller Intensität nie zu ernst wurde. Er galt in den Kursen des Tonkünstlerverbandes Bayern als Spezialist für die besonders hartnäckigen Konflikte mit der Literatur aus Barock, Klassik und Romantik. Für ihn gab es nur eine einzige „natürliche oder funktionelle“ Art Klavier zu spielen. Er gab den Kursteilnehmern seine Leichtigkeit mit auf den Weg und weckte mit seiner Wachheit und seiner Neugier den Musiker beim Musizieren.
Wir werden den liebenswerten Menschen Peter Feuchtwanger und den Lehrmeister des natürlichen Verhaltens am Klavier sehr vermissen. Er starb am 18. Juni 2016 in seinem Penthouse in London.