Der Frankfurter Musikpreis wird seit 1982 jährlich an Persönlichkeiten aus der klassischen und populären Musik verliehen, die sich in besonderer Weise um die Interpretation, Komposition, Musikwissenschaft, Lehre und Förderung des Musizierens verdient gemacht haben. Diese besondere Auszeichnung wurde am 17. April diesen Jahres an Prof. Dr. h.c. Peter Sadlo, Schlagzeugprofessor an der Hochschule für Musik und Theater München und an der Universität Mozarteum Salzburg, verliehen. Peter Sadlo genießt weltweit einen ausgezeichneten Ruf als Solo- Schlagzeuger, hat in vielen renommierten Orchestern gespielt und setzt sich außerdem für die Belange des Tonkünstlerverbandes ein.
neue musikzeitung: Professor Sadlo, Sie haben den Frankfurter Musikpreis 2015 als Musikerpersönlichkeit, musikalischer Allrounder auf höchstem Niveau und Botschafter in Sachen Schlagzeug erhalten. Hat der Preis für Sie eine besondere Bedeutung?
Peter Sadlo: Wenn man sieht, welche Künstler den Preis vor mir verliehen bekommen haben – das sind Persönlichkeiten, die international wirklich angesehen sind. Das ist schon die Crème de la Crème der populären und klassischen Musik. Als erster klassischer Schlagzeuger diesen Preis zu erhalten, ist natürlich eine tolle Auszeichnung.
nmz: Sie treten weltweit als Schlagzeug- Sol ist auf und unterrichten gleichzeitig seit mehr als 30 Jahren an den Musikhochschulen in München und beinahe genauso lange in Salzburg. Haben sich das Studium und die Studenten im Laufe der Zeit verändert?
Sadlo: Auf jeden Fall. Das Niveau unserer Studenten kann man mit dem von vor 30 Jahren überhaupt nicht vergleichen. Erstens sind die Anforderungen der Werke enorm gestiegen und die Technik hat sich noch mal verbessert. Es gibt wirklich keinen mehr, der nicht sein Handwerk hundertprozentig beherrscht. Und so hat man eine ganze Auswahl an tollen, internationalen Studenten. Deren Können zeigt sich auch beim renommierten ARD-Wettbewerb – sowohl der erste als auch der zweite Preisträger kamen 2014 aus München. Man merkt, dass sich da viel tut – natürlich auch an anderen Hochschulen, nicht nur in München und Salzburg.
nmz: Wie beurteilen Sie die Schlagzeug- Ausbildung an den bayerischen Musikschulen und anderen Ausbildungsinstituten?
Sadlo: Das hat sich sehr gut entwickelt, auch das Ineinandergreifen der verschiedenen Systeme in den unterschiedlichen Altersstufen: In der Schule die Betreuung in der Musikschule und dann als Vorstufe zum Unistudium die Ausbildung an den Berufsfachschulen. Manche Pädagogen in diesen Instituten haben ein Niveau, das unglaublich ist. Wenn man weiß, dass ein Schüler von einem bestimmten Lehrer kommt, kann man eigentlich „blind losarbeiten“, ohne dass man den Schüler kennt.
nmz: Der TKV hat mit dem Schlagzeugband in der Reihe „Neue Töne“ einen Beitrag zur Verbreitung zeitgenössischer Musik und zur Ausbildung junger Schlagzeuger geleistet. Sie haben das Projekt als künstlerischer Berater begleitet. Was ist das Besondere an dieser Stückesammlung?
Sadlo: Die zwei Notenbände – eines für Solo und eines für Ensemble – sind so konzipiert, dass sie den Zugang zu verschiedenartigen Komponisten und Stilistiken vermitteln, dass man sich mit Literatur der Neuen Musik auseinandersetzen kann und eine sehr breit aufgestellte Auswahl hat. An Komponisten sind bedeutende und unbekannte, aber auf jeden Fall sehr fähige Künstler vertreten. Dabei sind Stücke herausgekommen, die jungen Menschen die Möglichkeit geben, viel Neues kennenzulernen. Es gibt Stücke, die sind relativ einfach und damit für junge Anfängergruppen spielbar, und solche, die sehr anspruchsvoll und eher für Profis geeignet sind. Man hat darauf geachtet, dass die Stücke kurz und knapp sind und bei einer Aufführungslänge von etwa vier bis fünf Minuten liegen, so dass man sie ergänzend zu einem Programm zum Beispiel bei „Jugend musiziert“ spielen kann und damit den Bereich Neue Musik abdeckt.
nmz: Sie haben sich selbst einmal als einen Menschen beschrieben, der in die Zukunft blickt. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Sadlo: Mir ist wichtig, dass das Instrumentarium Schlagzeug immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Das hat sich in den letzten Jahren phantastisch entwickelt. Wenn man sich das Interesse der jungen Menschen an dem Instrument anschaut, dann ist Schlagzeug etwa bei den Anmeldeformularen an den Musikschulen ganz vorne dran, weil es ein Instrument ist, das den Jugendlichen Spaß macht. Auch die Motorik ist nicht zu unterschätzen, denn man kann sehr temperamentvoll mit dem Körper agieren. Dass das Instrument bei den Jugendlichen so gut ankommt, freut mich natürlich, und für die Zukunft wünsche ich mir, dass man das Schlagwerk noch mehr als sensibles Musikinstrument wahrnimmt und entsprechend mit ihm arbeitet, also Phrasierung und Artikulation, Klang, alles, was eben zur Musik dazu gehört.
nmz: Da scheint das Schlagzeug ja auf einem guten Weg zu sein, nicht zuletzt durch Ihren Einsatz und Erfolg.
Sadlo: Ich bin sehr zufrieden. Mein Erfolg und auch der meiner Studenten in den letzten 30 Jahren, die sind schon außergewöhnlich. Und so kann ich sagen: Es ist sehr viel Gutes passiert, und so soll es weitergehen.