Ein Konzert mit der Besetzung Violine, Horn und Klavier bekommt man nicht alle Tage zu hören. Umso schöner, dass der Münchner Tonkünstlerverband in seiner Konzertreihe „musica da camera“ den Rahmen dafür bietet. Mit Gertrud Schilde (Violine), Christoph Lutz (Horn) und Dmitrij Romanov (Klavier) hatten sich hochkarätige Musiker zusammengefunden, deren Programmgestaltung außerdem einen reizvollen Konzertabend in Aussicht stellte.
Das wurde er auch zweifellos. Allerdings trübte leider die Akustik des Konzertraums den musikalischen Genuss. Eigentlich ist die Halle 4 des Kulturzentrums Einstein ein toller Raum im Kellergewölbe mit stimmungsvoller, intimer Atmosphäre und gut geeignet für Konzerte mit kleiner Besetzung, da das Publikum ganz nahe an den Künstlern dran ist. Doch für die Besetzung Violine und Horn war die Akustik nicht zuträglich, denn die Klänge wollten sich einfach nicht recht mischen. Es hätte wohl mehr Abstand zwischen Bühne und Publ ikum gebraucht . Ein Jammer, denn mit dem Trio von Dmitrij Romanov und natürlich dem von Johannes Brahms wurden zwei musikalische Schmuckstücke aufgeführt. Romanov beweist in seiner Komposition ein gutes Gespür für lyrischstimmungsvolle Klangfarben, mal mit kantablen, mal mit melancholischen Momenten, und scheut sich auch nicht davor, der Spiellust freien Lauf zu lassen – dies vor allem im vierten Satz des Trios „Allegro molto“, wo es schwungvoll- rhythmisch, manchmal gar ein wenig opernhaft und auf alle Fälle humorvoll zugeht.
Wirklich brillieren konnten Schilde und Lutz in den solistisch geprägten Stücken. Für Horn und Klavier stand aus den „Tre Poemi“ von Volker David Kirchner nach Gedichten von Rainer Maria Rilke das „Lamento d‘ Orfeo“ auf dem Programm. „Die Stimme schweigt und die Luft fängt an zu klingen“ – auf diese Zeile bezieht sich die Komposition und setzt sie in ein Frage-Antwort- Spiel mit raffinierten Echo-Effekten um. Mal mit vollem Klang, mal gedämpft erzeugte das Horn sein eigenes Echo; oder Lutz spielte in den offenen Flügel hinein, und aus diesem hallte es diffus zurück. Diese Echo-Struktur zog sich durchs ganze Stück, was übersetzt auf die Figur des Orpheus bezogen eine gewisse Tragik birgt. Denn eine echte Antwort auf sein Klagelied erhält er nie. Wunderbar sensibel spürten Lutz und Romanov den Klängen nach und erforschten die emotionalen Abgründe des todtraurigen Sängers.
Ebenfalls auf den Dichter Rilke bezieht sich die gleichnamige Sonate für Violine und Klavier von Dieter Acker. Mit sattem Ton und virtuos gespielt brachte Schilde auf ihrer Geige die impressionistisch- romantisch anmutende Musik zum Leuchten, und gemeinsam mit Romanov am Klavier loteten sie die Facetten des Stücks aus – mal eindrucksvoll dramatisch, mal zart und lyrisch.