Einer der heißesten Tage des Jahres kurz von den Sommerferien ist nicht der beste Termin für ein Konzert. Und tatsächlich hatte ein eher ausgesuchtes Publikum den Weg in die Lätare-Kirche im Münchner Stadtteil Neuperlach gefunden – ein Jammer, denn die „Serenade für Hans Stadlmair“, die hier in Zusammenarbeit mit dem Tonkünstlerverband München gegeben wurde, war ein musikalischer Ohrenschmaus.
Völlig unbeeindruckt von den Temperaturen brachten die vier Musiker des Abends Markus Bartholomé, Mina Voet, Markus Zahnhausen (Blockflöten) und Andreas Skouras (Cembalo) hochkonzentriert und ebenso musikalisch dem Komponisten und Dirigenten Hans Stadlmair ihr abendliches „Ständchen“. Dabei standen vor allem Werke von Stadlmair selbst, aber auch von Komponisten aus dem Umfeld der Musiker auf dem Programm: Die „Kleine Suite im Alten Stil“ für drei Blockflöten von Hans Chemin-Petit aus dem Jahre 1948, Werner Rottlers „Vier Inventionen“ für zwei Blockflöten von 1996 und die Münchner Erstaufführung „Canto sfumato“ für Cembalo solo aus dem Jahre 2007 von Markus Zahnhausen selbst. Der Titel bedeutet „sich in Rauch auflösender Gesang“ und ist mit „Tombeau“ beschrieben, was einerseits als Hommage an die Barockmusik zu verstehen sein kann, gleichzeitig ein Gedenkstück bezeichnet. Beides trifft wohl zu, denn musikalisch sind deutlich Anklänge an (früh-) barocke Melodielinien zu vernehmen und gleichzeitig ist das Werk der verstorbenen Cembalistin, Organistin und Komponistin Ruth Zechlin gewidmet. Andreas Skouras spielte technisch souverän und inhaltlich facettenreich: mit großer Hingabe und Ernsthaftigkeit die zarten Melodie-teile, expressiv die dramatisch-virtuosen Stellen. Ähnlich beeindruckend konnte sich Markus Bartholomé mit Hans Stadlmairs „Villanella“ für Altblockflöte solo präsentieren. Gekonnt wird in dieser Komposition aus dem Jahre 2006 Altes und Neues zusammengebracht. Immer wieder schimmern Anklänge an alte Stilrichtungen durch, an Minimal Music, auch an den Impressionismus, und doch sind sie immer in Stadlmairs eigene Tonsprache eingebunden. Mal in rasantem Tempo, mal in schönen Cantilenen entlockte Bartholomé seinem Instrument satte, warme Klänge, traktierte es aber auch als Percussionsinstrument und trieb es in drängenden Glissandi und schrillen „Misstönen“ zu klanglichen Extremen.
Nach den „Stanzen“ für Cembalo aus dem Jahr 2002 für Cembalo kam der Höhepunkt des Abends, eine Uraufführung von Stadlmair: „Intermezzi“ für drei Blockflöten. Das Stück wurde zwar schon 1996/97 komponiert, aber offenbar erst kürzlich verlegt. Und just an diesem Abend konnte Markus Zahnhausen dem Komponisten ein druckfrisches Notenexemplar überreichen. Abwechslungsreich und differenziert kommen diese Intermezzi daher: mal leicht, luftig, auch komisch, meditativ, dann perkussiv oder vogelähnlich trillernd nehmen die Stücke inhaltlich wie auch in den Titeln immer wieder Bezug auf Naturereignisse und entführen den Zuhörer akustisch ins Freie – passend zum Titel des Konzertes. Denn auch Serenaden fanden ursprünglich gerne unter freiem Himmel statt, allerdings glücklicherweise nicht an diesem Abend. Denn im Laufe des Konzerts hatte es mit einem Regenguss eine kleine Abkühlung gegeben, und die Zuhörer konnten, beflügelt von den Darbietungen des Abends, in die Frische des Sommerabends treten.