Die noch junge Pianistin Jamina Gerl aus Bonn, Schülerin von Prof. Roswitha Gediga, Musikhochschule Köln (mit dem Abschluss summa cum laude) und Prof. Dr. Eduard Zilberkant, University of Alaska Fairbanks, USA (mit dem Abschluss magna cum laude) spielte ein spannungsreiches und feinsinniges Konzert in den Räumen des „Musikstudios und Galerie“ von Gabriele Paqué. Jamina Gerl hat gerade den 1. Preis des Rachmaninoff Piano Concerto Competion USA 2013 gewonnen. Das gesamte Konzert stand im Zeichen und Bezug zum Ausstellungsthema „Kunst und Erotik“ der Vernissage am 21. September, wo Jamina Gerl ihr Debut gab.
Frau Gerl begann den Abend mit den 32 Variationen von Ludwig van Beethoven und konnte den besonderen Beethovenklang mit ihrem einfühlsamen, energischen und beseelten Spiel wunderbar hörbar machen. Sie arbeitete durch ihre Spielweise die Unterschiedlichkeit der Variationen, was Form und Charakter betrifft sehr gut heraus. Gerade zur Zeit, in der Beethoven dieses Stück komponierte, dies geht aus Briefen hervor, war Beethoven unglücklich verliebt. So sind die Variationen oft durchdrungen von Melancholie und einer besonderen Sanftheit, aber auch von Impulsivität.
In der sehr bekannten Sonate KV 310 in A-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart spielte Gerl das Thema des ers-ten Satzes wie eine Liebeserklärung. Gerl spielte die unterschiedlichen Themen gut hörbar strukturiert und sehr gefühlvoll. Im 2. Satz gab es Momente der Verschmelzung mit dem Instrument (Kaps Flügel von 1875), an dem sich Gerl doch oft sehr schwer tat. Hier trat eine Verzauberung des Spiels ein, was sich am Publikum wiederspiegelte, denn während des gesamten Konzertes waren die Zuhörer sehr leise. Kein Geräusch des Publikums war zu hören, außer dem Spiel der Künstlerin. Auch den 3. Satz konnte Gerl von der Stimmung, spieltechnisch und interpretatorisch hervorragend zu Gehör bringen.
Vor der Pause spielte Gerl noch die Nocturne op. 48 von Frédéric Chopin. Die linke Hand mit dem majestätischen Bass und die rechte Hand darüber leicht verspielt, fast wie eine Improvisation. Chopins Emotionalität drückte Gerl sehr schön in den aufregend gespielten Oktaven aus, die in den Himmel des Glücks führen, vollkommen passioniert und überschäumend gespielt und doch wieder zur Ruhe kommend. Gerl meisterte diese Musik mit Inbrunst und äußerer Gelassenheit.
Die 2. Hälfte des Programms bestand „allein“ aus der Sonate H-Moll von Franz Liszt. Auch hier stellte Gerl in ihrer kurzen mündlichen Einführung den Bezug vom Leben des Musikers zur Komposition her. Liszts Leben gibt mit den vielen Frauenaffären auch genügend Anlass hierfür. Seine spätere intensive Nähe zur Religion lässt ihn zu einer zwiespältigen Persönlichkeit werden. Dies zeigt sich immer wieder deutlich in der Sonate, was Gerl sehr gut musikalisch meisterte. Diese doch sehr lange Sonate, erfordert von jedem Musiker ein hohes Maß an Disziplin, sowie eine unglaubliche souveräne Spieltechnik, was Gerl hervorragend in ihrem Spiel gelang, von kleinen Schwächen abgesehen. Die ruhigen Passagen spielte sie mit größter klanglicher Musikalität und Sorgfalt und verschmolz zuweilen mit dem Klang des Instruments. Als Zugabe spielte Gerl noch den 2. Satz des Rachmaninoff Klavierkonzertes und brachte den Saal komplett zum Toben.