Anlässlich des Richard- Strauss-Jahres veranstaltete der Tonkünstlerverband Bayern zusammen mit dem Orff-Zentrum München einen sehr gelungenen Abend, bei dem in zwei Gesprächsrunden der Bogen gespannt wurde von den Anfängen der GEMA und der Rolle Richard Strauss’ bis zur Bedeutung der GEMA heute.
Die ersten Diskutanten Prof. Dr. Hartmut Schick (Ordinarius des Instituts für Musikwissenschaft LMU) und Prof. Dr. Reinhold Kreile (1990-2005 Vorstandsvorsitzender der GEMA) befassten sich mit der Gründungszeit der GEMA. Aufschlussreich war der Hinweis von Prof. Schick, dass die GEMA nicht aus den Bestrebungen Strauss’ entstand, welcher zunächst die AFMA (Anstalt für musikalisches Aufführungsrecht) gründete. Diese Organisation wollte die Rechte der Komponisten der E-Musik schützen. Die GEMA wurde anfangs als Vereinigung der Verleger und Komponisten der U-Musik hervorgebracht. Ein Zusammenschluss der beiden Institutionen vollzog sich erst später. Ein Anliegen der nach dem 2. Weltkrieg neu gegründeten GEMA war es, den tiefen Graben zwischen U- und E-Musik zu überwinden.
Umrahmt wurde diese spannende Diskussion von Strauss’ Klavierquartett c-Moll und dem „Krämerspiegel“. Dieser satirische Liederzyklus entstand, als der Verlag Bote & Bock zusätzlich zur Sinfonia domestica noch einen Liederzyklus von Strauss verlangte. Da Strauss Auftragswerke zuwider waren und er zudem von Hugo Bock persönlich enttäuscht war, vertonte er zwölf satirische Gedichte von Alfred Kerr. Im Krämerspiegel werden die deutschen Verleger auf einfallsreiche Weise verspottet.
Die anschließende Diskussion führte das Publikum in die Gegenwart. Enjott Schneider (Aufsichtsratsvorsitzender der GEMA) und Dr. Irmgard Schmid (Generalsekretärin des Bayerischen Musikrats) sprachen über die Zukunft der GEMA.
Passend dazu erklang die Uraufführung von Enjott Schneider: „Die Kunst des Verteilens“, eine Auftragskomposition des Tonkünstlerverband Bayern. In seinem Werk für drei Streicher, Klavier und Gesang – brillant umgesetzt von Sreten Krstic (vl), Wolfgang Berg (vla), Stephan Haack (vlc), Michaela Pühn (p) und Ute Ziemer (S) – verdeutlicht Enjott Schneider den Antagonismus von Kunst und Geld. Den Textpassagen aus dem Verteilungsplan und dem deutschen Urheberrecht werden interessante Aphorismen entgegengesetzt. Heiter und ironisch wird dies vom musikalischen Text kommentiert.
Im Verlauf der Veranstaltung und bei den anschließenden Publikumsfragen wurde deutlich, dass das musikalische Urheberrecht oftmals mit der GEMA gleichgesetzt wird. Dass es sich hierbei jedoch um ein eigenständiges Recht und bei der GEMA um die Verwertungsgesellschaft handelt, verdeutlicht der Blick auf die Gründungszeit und die Anliegen von Richard Strauss. Die Reflexion über eine sinnvolle Umsetzung und Verwertung des Urheberrechts wird für die GEMA eine wichtige Aufgabe bleiben.