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Streichereinheiten für ein kluges Märchentier

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Der TKV Augsburg-Schwaben präsentiert den „Gestiefelten Kater“ musikalisch
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Neue Wege gehen, neues Publikum erschließen – der Tonkünstlerverband Augsburg-Schwaben hat sich an ein Publikum gewandt, das sozusagen in Zukunft einmal eines werden soll.

Für „Kinder ab sechs Jahren“ und die dazugehörigen begleitenden Familienmitglieder schlüpfte „Der gestiefelte Kater“ in diesem Familienkonzert nicht nur in seine stattlichen ledernen Gehwerkzeuge, sondern auch in ein musikalisches Gewand. Im Augsburger Kulturhaus abraxas ging das Grimm-Märchen in unkonventioneller Form über die Bühne: Von einem andeutungsweise romantisch bekleideten Erzähler (Stephan Kaller, sonst eigentlich in der Region renommierter Pianist) und unter den Klängen eines klassischen Streichquartetts (Sabine Reus und Christiane Friedrich, Violinen; Susanne Weis, Viola; Johannes Kübel, Cello) wurde die Geschichte in hoch anspruchsvoller Manier dargeboten. Und schnell dachte man daran, dass Prokofieffs berühmter „Peter und der Wolf“ Pate gestanden haben mag. Auch die Musik des Wiener Komponisten Tristan Schulze stattet die wichtigsten Figuren mit einem eigenen Thema aus: Den selbstbewussten Kater mit einer frech optimistisch sich spreizenden Melodie, den ratlosen Gottlieb, der das Tier geerbt hat, mit leicht schwermütigen Tönen, ebenso den schusseligen König, dem der trickreiche Kater letztlich das schöne Königstöchterlein samt seinem Reich für Gottlieb abluchst. Schulze, der auch für große Bühnen arbeitet, ist dazu eine kunstvoll modellierte, mit erstaunlichen Farben versehene Musik eingefallen, die mit witzigem Esprit Szenen und Handlung illustriert – was man einem solch strengen kammermusikalischen Quartett eigentlich nicht immer zutraut. Das Streichquartett Graf Carabas – benannt nach der virtuellen Hauptfigur des Märchens – spielte virtuos und überaus geschmeidig. Seine „Streichereinheiten“ für den klugen Kater waren erstaunlich effektvoll, womöglich aber in der ganzen kompositorischen Raffinesse vom „geübteren“ Konzertpublikum perfekter zu goutieren. Die ganz Kleinen als Zielgruppe schienen, besonders zu Beginn, als der Erzähltext zur Einführung etwas zu kompliziert und inhaltlich dicht war, wohl noch überfordert. Doch als dann sprechende und sehr hübsch aquarellierte Bilder eingeblendet wurden, die die feine Musik unterstützten, und Erzähler Kaller stimmlich in Hochform kam, war das letztlich doch allgemein aufmerksame junge Publikum – ins Märchen – mitgenommen. Als Zugabe gab’s nach dem Beifall „zur Belohnung“ süße Katzenzungen – ein Genre sucht sein Zielpublikum.

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