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Über den Wolken von NRW

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Preisträgerkonzert Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ in der Tonhalle
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Am 18. Mai fand in der Tonhalle in Düsseldorf das diesjährige Konzert der Preisträger des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“ statt. In seinem Grußwort wies Bernd Neuendorf, Staatssekretär im Minis­terium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, darauf hin, dass das Land NRW „seine“ Musikschulen mit Nachdruck fördere, besonders hinsichtlich der Begabten- und Elitenförderung. Er zeigte sich besorgt darüber, dass die Teilnehmerzahlen bei „Jugend Musiziert“ rückläufig seien. Es gelte, noch besser als bisher schulische und außerschulische Angebote zu koordinieren. Doch könne man hier getrost zuversichtlich sein, denn mit „JeKits“ starte zum Schuljahr 2015/16 in NRW ein „völlig neuartiges und einmaliges Musikalisierungsprogramm“, das in Kooperation mit den Musikschulen die Teilhabe aller Grundschulkinder in den Bereichen Instrumentalunterricht, Tanzen und Singen anstrebe. Dadurch würden auch die Teilnehmerzahlen bei „Jugend musiziert“ mittelfristig wieder ansteigen.

Unter den Zuhörern waren vor allem die musizierenden Kinder und Jugendlichen, ihre Eltern und ihre Lehrer/-innen einigermaßen verwundert, widersprachen doch diese Auslassungen aller Erfahrung der Beteiligten im Bereich der musikalischen Bildung. In Düsseldorf dagegen scheint man eher zu kulturpolitischen Höhenflügen zu neigen. Aber der Blick von oben, über den Wolken, verklärt den Blick für die irdischen Begebenheiten. Von dort oben sieht man blühende Landschaften mit Musikschulen, die vom Land mit Nachdruck gefördert werden, dort vermischen sich die ersten holprigen Gehversuche der Jeki/JeKits-Kinder mit himmlischen Klängen, und mit visionärem Blick kann man von dort vorausahnen, wie sie schon bald als Preisträger bei „Jugend musiziert“ reüssieren. Von dort aus erscheint ein Musikprogramm als neu und einmalig, das längst Erreichtes zurückfährt und nur beinhaltet, was eigentlich zum minimalen Standardprogramm eines Schulmusikunterrichtes gehören sollte. Von dort aus tummeln sich unter einem Dach engagierte Pädagogen der allgemeinbildenden Schulen und Musikschulen, die Hand in Hand die musikalisch Begabten und lernwilligen Kinder ohne Unterlass fördern. Eine dicke schwarze Wolke verdeckt offensichtlich den Blick auf die vielen freien Musikpädagogen, die sich für Hungerlöhne verdingen, weil es keine Planstellen im Lande gibt. Deren Anblick bleibt von oben erspart. Vielleicht findet sich in den himmlischen Sphären ein bereitwilliger Engel, um Bernd Neuendorf für einen Tag auf die Erde zu begleiten und ihm das irdische Treiben der Musikpädagogen zu zeigen, den Kampf um Fördermittel, die Möglichkeit in den Gebäuden der Grundschulen Unterricht anbieten zu dürfen, die Anerkennung für musikalische Höchstleistungen, die geschlossenen Zeitfenster für G8-geplagte jugendliche Musizierende, die auf grundlegende Änderungen im Curriculum warten.

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