Die Moderne zeigt beachtliche Gesichter: Hier erfindet sie mit großem Elan Traditionen neu, dort reißt sie radikal, Neuland betretend, alle Brücken hinter sich ab. Die Vielfalt war groß in diesem Kammerkonzert des TKV Augsburg-Schwaben im LMZ-Saal.
Eine breitere Öffentlichkeit war hergestellt, denn der BR München schnitt das Programm mit, nicht handverlesen war das Publikum.
Im Focus stand das Klaviertrio. Stefan Schulzki macht in seinem Opus (2001/2013) „tabula rasa“: Die Tonalität wird hinweggefegt, Takt und Metrum changieren permanent, bizarr die Klangkontraste zwischen den Glissandi- und Flöteneffekten der Streicher und barbarischer Steinway-Klanghärte. Musik schien aus dem Nichts zu entstehen, sich exzessiv zu verdichten, grell zu detonieren: blitzschnell oft dieser Weg vom Mikro- in den Makrokosmos.
Kompromisslos fordert Schulzki ebenso den Interpreten wie den Hörer: Jane Berger (Violine), Felix Seiffert (Cello) und der Komponist am Flügel fanden aus scheinbarer Isolation zu präziser Geschlossenheit: Annäherung und Abstoßung zugleich – schwer zu meistern diese oft brüske Moderne. Und dennoch steckte die Interpretation voll zündender Brisanz: Bei aller Zerrissenheit zeichnete sich der dreiteilige Aufbau ab, schlug die Rubato-Mitte lyrische Streicher-Töne an: stahlblaue Klangfarben ohne Wärme. Gefühle wurden so nicht vermessen, rigoros kulminierten die Stimmen im finalen Reprisenteil, mächtig diese Sprengkraft. Nicht so radikal wirkte John van Burens Ansatz im Trio „Les Nuages de Magritte“. Impressionistisches Fluidum führte hin zu diesen surrealen Wolkengebilden.
Im Wechselspiel von Klangblöcken voll kantiger Rhythmen, watteweich changierenden Melismen wie scherzhaften Arpeggien, die jeweils die drei Sätze prägten, zeitigte sich eine fließend bewegte Wolkenlandschaft, die Energien entfesselte, hart aufeinander stieß, zu flirrenden Bildern wie ätherischen Tremoli führte. Aus dem Flügel sollten Klangwolken aufsteigen, von Cirruswolken bis zu schwerem Gewölk formte sich ein bizarres Spektrum, vom Trio beherzt eingefangen.
Und wo blieb der humane Aspekt? Er war in David Wildes Cello-Lamento „The Cellist of Sarajevo“ in einer ergreifenden Totenklage zu hören, gewidmet Vedran Smailovic, der aufrüttelnd am Schauplatz eines Bomben-Massakers musizierte als Trauer, Appell und Mahnung zugleich. Yo-Yo Ma machte dieses Werk weltbekannt, Felix Seiffert lotete es hier – das Lamento stieg auf aus Cello-Schwärze – nuanciert aus. Melancholie ins Spiel brachten John Harbisons „Four Songs of Solitude“, die Jane Berger auf der Solo-Violine – oft zweistimmig – fein zeichnete als hielte sie einsame Zwiesprache.
Schon zu Beginn dieser unbehauste Klangraum: In Markus Schmitts “echoi“ kreierten Cello und Klavier eindringlich Echowelten, die sich vielfältig brachen, bizarr verzerrten, verstärkt widerhallten, oszillierten, sich wild aufschaukelten und zuletzt verhallten.