Bonn. Zum Abschluss der Ausstellung des peruanischen Malers Antonio Máro und dessen Sohnes Rafael Ramirez Máro mit dem Titel „Chromatische Inventionen“ beschloss Alexander - Sergei Ramirez diese Ausstellung mit einem Gitarrenkonzert.
Das Rahmenprogramm dieser Ausstellung beinhaltete eine Reihe von Konzerten und Veranstaltungen, die immer mit der Kunst im Dialog standen.
Die Eröffnung am 19. Januar wurde eingeleitet durch ein Konzert mit Gerald Hambitzer und Gabriele Paqué, die zusammen Werke von J.S. Bach, A. Soler und P. Blanco auf zwei Cembali sowie auch Solowerke spielten. Christine Gerwig, Klavier, und ihr Mann Efrain Gonzáles, Tenor, gestalteten im März ein Konzert mit spanischen Komponisten. Daneben fand noch ein „Tag der offenen Tür" mit Prof. Theo Hartogh von der Universität Vechta statt.
Das Konzert mit A.-S. Ramirez wurde dann zum krönenden Abschluss der Veranstaltungsreihe. Nach Beendigung des Konzertes konnte es niemand im Publikum wirklich glauben: Wie kann es möglich sein, dass Gitarrenmusik so schön ist und so gut klingt?!
Zu den vorgetragenen Komponisten stand zentral Heitor Villa-Lobos aus Brasilien.
Unter anderem spielten A.-S. Ramirez „2 Estudios", mit sehr unterschiedlichen Charakteren. Die erst gespielte, brachte das typisch „brasilianische Feeling" zum Vorschein. Intensiv, nachdrücklich, mitreißend, inniglich, fordernd und manchmal auch dunkel im Ausdruck. Die zweite Etüde dahingehend wirkte etwas chaotisch bis hektisch, fesselnd, beunruhigend und dynamisch in seiner ganzen Ausstrahlung. Die Werke sind Klangbilder seines Landes, Klangbilder von Erzählungen, musikalische Geschichten, die außerordentlich einfühlsam vorgetragen wurden.
Gerade diese Stimmungen und Klänge vereinten sich mit den Bildern und bildeten eine „himmlische Harmonie", während des gesamten Konzertes.
Aus dem „Libro de Zifra", einer der ältesten überlieferten Schriften für Gitarrenmusik aus Lima, Peru 1786, spielte Ramirez einige Werke. Es ist überliefert, dass der Komponist auch Architekt war. Die Notenblätter sind in einem sehr schlechten Zustand, so dass es sehr häufig für den Musiker erforderlich wird, zu improvisieren. Das unter anderem gespielte „Fandango" wurde ganz in südamerikanischer Tradition tänzerisch, mitreißend und technisch brillant gespielt.
Während des gesamten Konzertes war man als Zuhörer sowieso immer wieder überrascht, mit welch unterschiedlichen Spieltechniken und Klangtechniken die Musik souverän gespielt wurde. A.-S. Ramirez zog alle Zuhörer in jedem Moment in seinen Bann des Musizierens.
Die fünf Menuette von Pedro Ximenez-Abril (1780–1856), ein Zeitgenosse von Beethoven, waren auch ein Highlight des Abends. Erst vor zirka drei Jahren wurde diese Musik entdeckt. Der in Peru geborene Komponist lebte lange Zeit in Bolivien, wo er auch verstarb. Die Familie hortete die Noten über hunderte von Jahren und gab sie erst jetzt für die Öffentlichkeit frei. Er schrieb Messen, Streichquartette, Violinkonzerte und 100 Menuette für klassische Gitarre mit oder ohne Begleitinstrument. Die Menuette weisen deutliche Kompositionsmerkmale der Klassik auf. Andere sind ein Mischstil von Klassik und südamerikanischen Einflüssen. Ximenez-Abril liebte Beethoven und das war deutlich zu hören. Jedoch verleugnet er niemals seine Herkunft in den Kompositionen.
Agustin Barrios Mangoré, ein „Genie der Gitarre" (so wurde er zu seinen Lebzeiten genannt) aus Paraguay, war ein weiterer Höhepunkt. Mangoré stammte aus einem sehr kleinen Dorf im Urwald und brachte sich das Gitarrenspiel selbst bei. Es ist bekannt, dass er ein sehr gebildeter Mann war. In seinen Adern floss Indianerblut und er war Häuptling. Bei seiner einzigen Europatournee spielte er in Brüssel vor der Königin Werke von Johann Sebastian Bach. Gekleidet war er als Häuptling mit Federschmuck auf seinem Haupt und einem entblößten Oberkörper, was zu einiger Irritation führte. Er entwickelte seine eigene Spieltechnik und seinen eigenen Stil auf der Gitarre, was sehr schwierig auf das heutige Gitarrenspiel zu übertragen ist und somit für den Musiker eine außerordentliche Herausforderung darstellt, die Ramirez mit größter Lust am Spiel und Meisterschaft souverän löste.
Das „Estilo Uruguayo" ähnelt einem Klagelied und ist eine sinnlich traurige Improvisation. Der „Danza Paraguaya" machte seinem Namen Ehre, man hatte als Zuhörer gleich Lust mit zu tanzen.
Zum Abschluss spielte Ramirez eine Suite von Carlo Domeniconi. Hier zeigte A.-S. Ramirez noch einmal die ganz Palette seines Könnens. Technische Perfektion und musikalisch klangliche Schönheit mit allen Facetten der klanglichen Gestaltung wurden vom Publikum mit tosenden Applaus belohnt.
Das gesamte Publikum war im Himmel der Gitarrenmusik angekommen. so etwas hatten alle noch nicht gehört.
Gabriele Paqué