Die Idee zu den Steglitzer Tagen für Alte Musik wurde geboren aus dem Gedanken, Schüler mit der Musik, die sie im Unterricht und beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ auf ihrem Programm haben, intensiver vertraut zu machen. Die sogenannte „Alte Musik“ hatte seit den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine Renaissance erlebt mit vielen interessanten Impulsen und aufführungspraktischen Erkenntnissen, die bis in unser Jahrhundert reichen.
So lag es nahe, speziell den Blockflötisten und Streichern sowie den Pianisten, die mit dem Cembalo begleiten sollten, Kurse anzubieten. Für die Leo-Borchard-Musikschule konnte Anka Sommer das in Berlin erste „Studio für AlteMusik“ einrichten. Von dort gingen die Impulse aus, Dozenten aus der Musikschule und Hochschule für Musik Berlin nach Steglitz einzuladen. Schnell erweiterte sich das Angebot auf den Barockgesang, wobei auch Szenen aus unbekannten Singspielen erarbeitet wurden, die – wie damals üblich – mit Tanzeinlagen gekoppelt wurden. Für die Instrumentalisten kam ein Kurs Rhethorik für einige Jahre dazu.
Seit 1997 arbeitete sie mit dem Cembalisten Egon Mihajlovic die Themen der jeweiligen Angebote aus. So konnten interessante Dozenten aus dem In- und Ausland eingeladen werden. Höhepunkt war die European Opera Cooperation For Young Singers, ein Zusammenwirken mit Sängern und Instrumentalisten aus mindestens sieben Ländern. In Montenegro wurde in dreiwöchigen Kursen die Oper „Agrippina“ von Georg Friedrich Händel, „L’Orfeo“ und „L’Incoronazione di Poppea“ von Claudio Monteverdi inszeniert und dort sowie in Berlin aufgeführt. 2008 kam es dann zu einem großem Monteverdi-Fest in Berlin, an dem wir Gäste aus Montenegro hier in Berlin begrüßen konnten. 1992 begannen die ersten Steglitzer Tage mit der Aufführung der Oper „The fairy queen“ von Henry Purcell anlässlich der 300. Wiederkehr der Uraufführung 1692.
In diesem Jahr 2012 erleben wir nun wieder Henry Purcell mit wohl seiner berühmtesten Oper „Dido and Aeneas“. Dr. Bernhard Morbach, seit 25 Jahren bekannt aus seinen Sendungen „Morbach live“ im RBB – KulturRadio begleitet seit 2004 die „Steglitzer Tage“ mit seinen Gesprächen und Vorträgen. In diesem Jahr wird er uns über die „Oper in England um Henry Purcell“ in einem Vortrag informieren.
Nach 20 Jahren Dank zu sagen betrifft in erster Linie die Leo-Borchard-Musikschule und den Freundeskreis der Musikschule, die vom ersten Tag an die Steglitzer Tage für Alte Musik finanziell unterstützt haben sowie dem Bezirk mit Zuwendungen bei den Großprojekten in Verbindung mit dem Auswärtigen Amt und dem Goethe-Institut.
Seit 2001 unterstützt auch der „Deutsche Tonkünstlerverband Berlin e.V.“ dieses Projekt, zumal doch einige der Mitglieder unmittelbar als Teilnehmer beziehungsweise auch ihre Schüler musikalisch beteiligt sind. Eine Chronik gibt Aufschluss über alle Projekte und Dozenten
Im 20. Jahr war nun das erste Thema „Dido and Aeneas“, Oper von Henry Purcell. Sie wurde mit internationalen Teilnehmern vom 14.-20. Mai szenisch und musikalisch erarbeitet, inszeniert vom Regisseur Detlef Sölter, musikalisch geleitet von Prof. Egon Mihajlovic (Ljubljana). Stimmliche Betreuung Prof. Charlotte Lehmann, Hannover und Prof. Mark Tucker, Hamburg.
Der Vortrag des Musikwissenschaftlers Dr. Bernhard Morbach fand reges Interesse.
Thema Nr. 2 „300 Jahre Preußen“ kam dazu mit zusätzlichem Angebot für Flötisten und Streicher. Unter den Teilnehmern waren auch Berliner Preisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“, die sich auf den Bundeswettbewerb vorbereiteten.
Im Streicherkurs waren Schüler der Leo-Borchard-Musikschule. Dozenten waren Prof. Jovanovic (Belgrad) und Prof. Longo (Italien). Drei Korrepetitoren unterstützten die Arbeit der Dozenten. Die Kursarbeit gipfelte im Abschlusskonzert am 20. Mai im Rathaus Steglitz. Das Publikum, meist Enthusiasten der „Alten Musik“ war sehr begeistert. Die Stadträtin Frau Richter Kotowski sprach ein kurzes Grußwort. Anwesend war auch der Vorsitzende des Freundeskreises Rüdiger Trantow,
Das Eröffnungskonzert im Gutshaus Steglitz bestritten die Dozenten. Die Liedinterpretation englischer Komponisten durch den Tenor Mark Tucker riss das Publikum im gutgefüllten Gutshaus zu Ovationen für den Künstler hin. Gemeinsam wurde von den Instrumental-Dozenten die Triosonate aus dem Musikalischen Opfer von J.S. Bach musiziert als Hommage an „300 Jahre Preußen“. Unter den Gästen war der Schirmherr Bezirksbürgermeister Norbert Kopp, der ehemalige Bezirksbürgermeister Herbert Weber, der mit großem Engagement dieses Projekt zu seiner Amtszeit förderte und mit zusätzlichen Konzerten im Gutshaus für großes Interesse in der Bevölkerung sorgte.
Ziel dieser Arbeit mit „Alter Musik“ waren neben dem Verständnis für die historische Interpretation und Aufführungspraxis internationale Begegnungen von Teilnehmern und Professoren. Die Förderung des Sängernachwuchses wurde gezielt speziell durch die Opernarbeit auf mögliche Bühnenengagements geplant.
Förderung als Anschlussmaßnahme „Jugend musiziert“ und Unterstützung der Musikschularbeit für Flötisten und Streicher. Dieses Projekt ist in dieser Form einmalig für Berlin und steht unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Bezirksbürgermeisters von Steglitz-Zehlendorf. Initiatorin Anka Sommer hat es fertiggebracht, dieses Projekt in jedem Jahr mit neuen Themen zu beleben. Bleibt zu wünschen, dass sie auch noch weitere Jahre die Möglichkeiten findet, diese Arbeit mit interessanten Ideen fortzusetzen.