Das Manuskriptarchiv des DTKV ist mit seinen über 2.000 ungedruckten Kompositionen von Tonkünstlerkomponisten wohl das größte Archiv dieser Art. Viele Komponisten benutzen die Möglichkeit, ihre Werke aus der berühmten „Schublade“ in eine Bibliothek zu verlagern, durch die nicht nur die Verbreitung über den Manuskript-archiv-Katalog, sondern auch durch regelmäßig stattfindende Konzerte in Siegburg, Berlin und anderen deutschen Städten gewährleistet ist.
Jost Nickel und Ursula Keusen-Nickel veranstalten seit Jahren Konzerte in Siegburg im Konzertsaal der Humperdinck-Stiftung, die dem Archiv hierfür nicht nur den schönen Saal, sondern auch entsprechende Mittel zur Verfügung stellt. Schon länger wurden Austauschkonzerte in anderen Bundesländern angeregt und nun endlich konnte zeitgenössische Musik auch im DTKV-Studio in Berlin erklingen. Zahlreiche interessierte Zuhörer hatten in der gemütlichen Atmosphäre des Studios Platz genommen, um den Klängen dieser unbekannten Stücke zu folgen.
Aus Nordrhein-Westfalen angereist waren die Musiker Jost Nickel (Flöte, Altquerflöte und Bass-Flöte), Ursula Keusen-Nickel (Violoncello), Hanna Krieger (Sopran) und Gotthard Kladetzky (Klavier), die ein Programm mit hörenswerten Kammermusik-Stücken im Gepäck hatten. Zu zwei Werken des Abends gesellte sich die Berliner Gastgeberin Dr. Adelheid Krause-Pichler (Flöte) hinzu. „Shalom“ für Sopran, Flöte und Violoncello der Komponistin Brunhilde Sonntag zeigte sich als eindrucksvolles Klangstück in dieser seltenen Besetzung.
Ebenso die drei Flötenduette von Ursula Görsch, die den konservativeren Zeitstil bedienten, Rolf Kuhnerts „Metamorphosen“ für Violoncello dagegen alle Facetten des Solo-Cellos erklingen ließen. Von Christoph J. Keller waren drei Kompositionen zu hören: aus den Klangwelten für Klavier die Nr. I „Feuer“, „Poeme – Pentharmonie – Perpetuo Blusiano“ für Flöte und Klavier sowie die Liedkomposition „Geburt“ für Sopran und Klavier. Keller zeigt sich hier als vielseitig versierter Klangkünstler mit klarer programmatischer Aussage.
„Visionen“ für Klavier von Ursula Keusen-Nickel konnte die Violoncellistin als ebenso versierte Tonsetzerin vorstellen, Waldram Hollfelders „Klavierquartett“ bestach durch die exzellente rhythmische Kontrapunktik und nicht zuletzt konnte mit „Narigueras“ die innovative dramaturgische Gestaltungskraft der renommierten Komponistin Violeta Dinescu bestaunt werden. Ein rundum erkenntnisreiches Konzert in angenehmer Studio-Atmosphäre, das zu weiteren Austauschkonzerten des Manuskriptarchivs Anregung geben sollte.