Die Violinsonate des Jubilars rechtfertigte den Titel „Konzert zum Richard-Strauss-Jahr“.
Denn der romantisch-vorausweisende Geniestreich des erst 23-jährigen Komponisten, der teils eher ein Klavierkonzert mit obligatem Streichinstrument schien als eine Konversation auf Augenhöhe, war an diesem – vom Tonkünstlerverband Augsburg veranstalteten – Abend im Konzertsaal des Leopold-Mozart-Zentrums das einzige Werk von Richard Strauss und grandios gespielte Klimax: nach dieser Glanzleistung wurden die beiden Interpreten zu Recht gefeiert wie nach keinem anderen Stück.
Pianist Gottfried Hefele und Violinist Wilhelm F. Walz sind ein langjährig eingespieltes Duo, Walz zudem Konzertmeister a. D., Hefele Professor an der Münchner Musikhochschule. Mit Julien Chappot, 1. Solocellist der Augsburger Philharmoniker und Kollege Ludwig Schmalhofer (Viola) meisterten sie bewundernswert ein gewaltiges, vielseitiges, mit jedem Werk zeitgenössischeres Programm des 20. Jahrhunderts, das gewichtet war auf Entdeckungen aus dem hiesigen Raum. Neutönig konstruiert und archaisch wuchtig bis ungelenk wirkte die dreisätzige Violinsonate von Fritz Klopper, Augsburger Komponist, Rezensent und Musikpädagoge.
Um Welten versierter, durchwirkt mit Moderne, komplex und diffizil im Zusammenspiel waren die beiden Sätze aus dem Streichtrio und die Cellosonate des Dirigenten Hans Müller-Oertling. Interessant überlegen integrierte der Komponist eine ungebundene Tonsprache mit traditionellem Kompositionswerkzeug, das Zusammentreffen von Form und Grammatik im „Tempo di Siciliano“ klang gar nach einer Persiflage. Wie purer Affekt ohne harmonische Einkleidung wirkte das viersätzige, an die 70er erinnernde „Streichtrio 08“ des 1934 geborenen, anwesenden Wahl- Augsburgers Michael Gabler.
Ein Highlight zum Abschluss waren die „Variationes on a Hebrew melody“ des ehemaligen Augsburger Kapellmeisters Paul Ben-Haim für Klaviertrio mit kantablem Thema, intensiver Atmosphäre und Ravelesken Klangwelten.