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Vom Kinderzimmer auf die Bühnen der Welt

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Verena Kleys MusikTheaterCampus mit Uraufführung von Humperdincks „Hänsel und Gretel“
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München. Eine ganz eigene Fassung von Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ kam am 11. November 2019 im Theatersaal an der Rümannstraße und in einer gekürzten Version am 20. Februar 2020 im Gasteig zur Aufführung. Verena Kley erarbeitete mit ihrem MusikTheaterCampus Team die Uraufführung des Liederspiels „Hänsel und Gretel“, zauberhaft verwoben mit einigen Kunstliedern Humperdincks und Ausschnitten aus der bekannten Oper.

Eine beglückende Erfahrung in mehrerlei Hinsicht machten die Besucher von Kleys neuer Produktion. Schließlich konnten die etwa einhundert Künstler zwischen sechs und 22 Jahren, die an dem Projekt beteiligt waren, mit einer echten Sensation aufwarten: der ersten öffentlichen Aufführung des Liederspiels, das Humperdinck für die Kinder seiner Schwester komponiert hatte, sozusagen der Initialzündung zu seinem späteren Meisterwerk.

Mit hoher Sensibilität arrangierte Kley eine „Hänsel“-Fassung, die sowohl eine Verbeugung vor dem großen Komponisten war, als auch dem Leitmotiv ihres eigenen Konzepts gerecht wurde: Jedes Kind darf ein Solo singen, wenn es das will, und erlebt so seinen besonderen Moment mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Gleichzeitig engagiert sich jedes Kind aber auch in der Gruppe und ist dort als Teil des Ganzen wichtig. So konnte man etwa Sophia Specker mit glockenklarer Stimme als Taumännchen hören, davor und danach aber auch mit ihren Hexenkolleginnen tanzen sehen oder im großen Chor den Abendsegen singen hören.

Über 30 Solisten sangen teils kleine, wenige Takte lange Partien, bis hin zu den umfangreichen und anspruchsvollen Titelrollen und der Hexe. Nicola Drißner sorgte für magische Momente als Hexe, mit mühelos virtuosem Gesang und bestechender Bühnenpräsenz. Aber auch bei den anderen großen und kleinen Solisten fiel die durchgehend gute Stimmtechnik auf – das Resultat einer intensiven Betreuung durch Kley.

Alle MusikTheaterCampus Projekte sind offen angelegt: jeder kann mit machen, es gibt kein Casting, die Möglichkeiten der Beteiligten bestimmen die letztendliche maßgeschneiderte Bühnenfassung. Die Projekte dauern über ein halbes Jahr, in denen die Kinder von Profis in verschiedenen Modulen betreut werden, in Bühnenbau- oder Kostümworkshops, Soloproben, Tanz- oder Regietraining.

Durch die lange Projektdauer wird nicht nur ein verblüffend hohes Niveau der Aufführungen erreicht, sondern auch ein nachhaltiges Interesse für Musik bei den Kindern geweckt. „Viele waren noch nie in einer Oper und sind jetzt so Feuer und Flamme, dass sie ihre Eltern in die Staatsoper oder das Gärtnerplatztheater schleppen“, berichtet Kley. Julia Riegel als Regisseurin kreierte ein schwung- und fantasievolles Bühnengeschehen, das sich schlüssig und stringent auf die Musik einließ. Mit ihrer langjährigen Erfahrung etwa am Gärtnerplatztheater erwies sich Riegel als absoluter Glücksfall für die Kinder. Hänsel-Darstellerin Johanna Ölbaum bringt es so auf den Punkt: „Sie hat uns beigebracht, offen zu spielen und uns die zehn Gebote eingetrichtert: Du musst interessant sein, du musst interessant sein...“ Für märchenhafte Stimmung im Zauberwald sorgten die Kostüme der Papierkünstlerin Katrin Hering, ins richtige Licht gesetzt von Michael Bischoff. Musiker des Bayerischen Staatsorchesters sowie des Bayerischen Landesjugendorchesters begleiteten klangschön und Hanna Vogler verantwortete wirbelnde Hexentänze um ein Bühnenbild, mit dem Fabian Vogel für Raunen im Publikum sorgte.

 

 

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