Das Musikgymnasium C.Ph.E. Bach ist ein spezielles Bildungsangebot für hochbegabte Schülerinnen und Schüler aus aller Welt, die Musik zum Beruf machen wollen. Das Ziel der früheren „Spezialschule für Musik“ ist es, diese Talente rechtzeitig und gründlich auf ein Musikstudium vorzubereiten. Das Musikgymnasium hat derzeit 160 Schüler.
Die „Spezialschulen für Musik“ entstanden nach dem 2.Weltkrieg in Ostdeutschland, als die Vorkriegsstrukturen der Musikausbildung zusammengebrochen waren. Der langjährige Direktor des Hauses war Reinhold Krug, Flötist, Komponist und Dirigent, von dem dutzende handschriftliche Orchesternoten, Bearbeitungen und einige Originalwerke erhalten sind.
Es gibt derzeit drei Schulen dieser Art in Deutschland: in Berlin, in Dresden und in Weimar. Vergleichbare Schulen existieren aber überall in Europa, in Russland und in Israel. Derzeit sinnen etliche deutsche Musikhochschulen darüber nach, vergleichbare Einrichtungen zu schaffen.
Um Spitzenleistungen langfristig sicherzustellen, sind die Schüler als Gasthörer an der Musikhochschule eingeschrieben und bekommen Hauptfach-Unterricht, Pflichtfach Klavier, Tonsatz, Gehörbildung und Korrepetition von den Professoren und Lehrkräften der beiden Berliner Musikhochschulen. Im Gymnasium existiert ein leistungsfähiges Sinfonieorchester, eine Jazz-Band und ein Chor, auf dessen Gründung 2007 ich besonders stolz bin. Der Schwerpunkt der gegenwärtigen Arbeit ist die Verstärkung der kammermusikalischen Ausbildung der Schüler.
Absolventen des Musikgymnasiums nehmen heute führende Stellen in Spitzenorchestern und Ensembles ein und profilieren sich als Solisten in der musikalischen Hochkultur. Das Musikgymnasium hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben, wie es sie nur noch selten gibt in der heutigen Zeit. Früher dachte ich, die Existenz einer solchen Schule wäre selbstverständlich, doch je älter ich werde, desto mehr glaube ich, dass das Ganze eher ein Wunder ist. Das Land Berlin erkannte glücklicherweise seine hohe Verantwortung gegenüber dieser musikalisch hochrangigen und einzigartigen Einrichtung, bewahrte die bereits entwickelte musikalische Ausbildungsstruktur und investierte in den letzten Jahren viel Geld in die Gebäude und den wundervollen Schulhof.
Hochbegabung und Eliteförderung können sich aber nur entfalten, wenn das Anforderungsprofil und das Umfeld stimmen. Und so erweist sich die integrierte Gymnasial- und Hochschulausbildung als ideal, da sie systematisch den Weg in das Musikstudium ebnet. Die klingenden Resultate sind die zahlreichen Bundespreisträger des Musikgymnasiums bei allen Ebenen von „Jugend Musiziert“ sowie in zahlreichen internationalen Wettbewerben.
Ich selbst bin als Jugendliche Anfang der siebziger Jahre in die damalige Spezi gegangen. Ich kenne noch die Berge von Braunkohle im Hof, die im Winter nach und nach verheizt wurden. Ich erinnere mich auch noch an die Gerüche und den kleinen Einkaufs-Laden auf der Brunnenstrasse, der heute wieder Laden heißt und für Korrepetition genutzt wird.
Und so überlegte ich nur kurze Zeit, als die Hochschulleitung mich 2002 fragte, ob ich mir vorstellen könnte, die künstlerische Leiterin des Musikgymnasiums zu werden. Schon im Februar 2003 war es soweit.
Die ersten Jahre wurde das Musikgymnasium von der Deutschen Bahn AG gefördert, was zu einigen herausragenden Konzerten und CD-Produktionen, aber auch zu nennenswerten Neuanschaffungen von Instrumenten führte. Zu den treuen Partnern des Musikgymnasiums gehört auch die Firma Ramminger, die die Plakate, Flyer und all die anderen Drucksachen herstellt.
Derzeit ist die Dussmann AG unser Hauptsponsor, was inhaltlich besonders gut passt und der Schule insgesamt viel geholfen hat. Erwähnen möchte ich die neue Aula, die heute den Namen von Peter Dussmann trägt, die großzügige Hilfe von Dussmann beim Brand des Basszimmers und vor allem die vier schulinternen Dussmann-Wettbewerbe mit anschließenden Preisträgerkonzerten und CD-Produktionen.
Gern möchte ich noch die enge freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Konzerthausorchester herausstellen. Denn nicht wenige der Musiker des Konzerthausorchesters waren einmal Schüler unserer Schule und nicht wenige geben ihr Wissen als Lehrer heute an unsere Schüler weiter. Mit dem Orchester hat das Musikgymnasium einen Patenschafts-Vertrag, der „Tutti pro“ heißt und beinhaltet, dass das Schulorchester und das Konzerthausorchester dort, wo es möglich ist und sich anbietet, zusammenarbeiten. Die neue gemeinsame CD ist ein gelungenes Produkt dieser wertvollen Zusammenarbeit.
Die musikalischen Höhepunkte der letzten 10 Jahren waren zahlreich. An die wichtigsten Projekte möchte ich kurz erinnern: die drei Konzerte für UNICEF mit dem Titel „Musik macht Schule – Schule mach Musik“ für Schulneubauten in Afrika in der Philharmonie werden vielen Besuchern im Gedächtnis geblieben sein. Es gibt Pläne, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Bei dem Projekt „Alter Fritz trifft alten Bach“ spielten die Schüler der damaligen 6. Klasse zum ersten Mal ein kleines Theaterstück. Der Berliner Komponist Walter Thomas Heyn schrieb die Dialoge und steuerte einige Bearbeitungen des „Musikalischen Opfers“ von Altmeister Bach bei. Das Projekt „Rhapsodie in school“ mit dem Solisten Lars Voigt war 2012 bei uns zu Gast, auch hier wird es eine Fortsetzung geben. Zu erwähnen ist die Teilnahme des Orchesters bei der Preisverleihung für „Frieden und Freundschaft unter den Völkern“ durch die CDU, unter der Teilnahme der Bundeskanzlerin, in der französischen Friedrichstadtkirche. Die musikalische Umrahmung der Preisverleihung bestritt das Orchester mit je einer Berliner Erst-Aufführung eines israelischen und eines palästinensischen Komponisten. Einige Auftritte im Bundeskanzleramt folgten alsbald.
Schöne Erlebnisse hatten die Schülerinnen und Schüler auch bei der Ausstellungseröffnung im Kindermuseum Berlin zu Kinderbüchern von Cornelia Funke, bei der musikalischen Präsentation der altägyptischen Statue von Tutanchamun und bei den Neujahrskonzerten für die Firma KPMG. Der Höhepunkt auf dem Gebiet der Neuen Musik war der Besuch von Krzysztof Penderecki im Jahre 2013, der mit den Schülern eigene Werke erarbeitete und das Konzert dirigierte.
Ich möchte mich abschließend an dieser Stelle bei den allgemeinbildenden Lehrern bedanken, bei den vielen fleißigen Helfern in all den Jahren und bei den Eltern und wünsche Ihnen und uns gute Jahre und eine erfolgreiche Zukunft.