Der Berliner Komponist Kurt Dietmar Richter beschäftigt sich seit über zwei Jahrzehnten damit, Musik und bildende Kunst in Form von Veranstaltungen zusammenzuführen. Unmittelbar nach der Wende gründete er dafür einen Verein mit dem Namen „Die Neue Brücke“, der im Herbst 1990 in der damals neuerrichteten Galerie M in Marzahn seine erste Veranstaltung durchführte mit dem Ziel, für den Fortbestand und die weitere Existenz von Zeitgenössischer Musik zu wirken.
Die Neue Brücke ist ein Forum für heutige Musik, wobei grenzüberschreitend auch Erkenntnisse und Erfahrungen der Malerei und der Literatur sehend/hörend genutzt und in (Gesprächs-) Konzerten dem Publikum vermittelt werden.
Und da der Verein sein Motto HÖREN UND SEHEN – HÖREND SEHEN – HÖRSEHEN ernst nimmt, gehören Maler, die der Musik nachzuspüren verstehen, wie Clemens Gröszer und Nuria Quevedo zu den Themen-Partnern, auch Gerhard Altenbourg und Carlfriedrich Claus ebenso wie die malenden Bauhausmeister, wie Barlach, Beckmann und Chagall, Karikaturisten wie Barbara Henniger und Manfred Bofinger, musikfühlige Dichter wie Johannes Bobrowski, Hermann Hesse, Garcia Lorca, Thomas Mann – und der vielgesichtige E.T.A. Hoffmann.
Der Verein organisiert bundesweit Gastspiele und kann dabei auf einen Pool rennomierter Interpreten zurückgreifen wie Katharina Hanstedt (Harfe), Anke Gerber (Pantomime), Birgit Schmieder (Oboe), Bettina Spreitz-Rundfeldt (Mezzosopran), Dorothea Radtke (Sopran), Joachim Vogt (Tenor), Hermann-Eike Keller (Bariton), Dietrich Unkrodt (Tuba) und das von ihm geleitete Tubaquartett, Klaus Schöpp (Flöte), Karl-Bernhard Sebon (†) (Flöte), Jürgen Buttkewitz (Komponist/ Fagott), Michael Vogt (Tuba), Martin Flade (Bratsche), Wilfried Krüger (Horn), Hartmut Behrsing (Posaune), Marianne Boettcher (Violine), Kerstin Feltz (Violoncello), Andreas Göbel (Klavier), Frank Gutschmidt (Klavier), Reinhard Schmiedel (Klavier), Larissa Kondratjewa (Klavier), Friedemann Graef (Komponist/ Saxophon), Hermann Keller (Komponist/ Klavier), Bestehorn-Quartett. Neben der seit vielen Jahren stattfindenden Beschäftigung mit dem Werk und der Musik von Lionel Feininger rückt Kurt Dietmar Richter in jüngster Zeit zunehmend den Maler Marc Chagall in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Der in Pilsen geborene Komponist, der Mitglied im Chor der „Thüringer Sängerknaben“ war und sein Abitur an der Landesschule Pforta absolvierte, studierte dann Musik am Thüringischen Landeskonservatorium Erfurt bei Johann Cilensek. Danach war er Meisterschüler an der Akademie der Künste der DDR, Berlin. Speziell für das Chagall-Projekt schrieb er die Chagalliade, eine schwierige Komposition für Violine solo, die mit den Tonnamen Chagalls C-H-A-G-A spielt, diverse Schwierigkeiten bereithält, aber ganz intensiv und kontrastreich den Bildern und Ideen Chagalls nachspürt. Das Stück wurde zum Zeitpunkt der Entstehung der Berliner Geigerin Frau Prof. Marianne Boettcher gewidmet, die es gern und oft spielt.
Prof. Boettcher studierte in Berlin bei Willy Kirch und Michael Schwalbé, ergänzte ihre Studien in Genf bei Henryk Szeryng und leitet heute als Professorin eine Geigenklasse an der Universität der Künste Berlin. Sie wurde bekannt als Interpretin klassischer und romantischer Musik, regelmäßig bezieht sie Neue Musik in ihre Konzerte ein. Viele Kompositionen von bekannten Komponistinnen und Komponisten sind für sie geschrieben und von ihr uraufgeführt worden. Auch der zweite Komponist des Abends, der Neu-Brandenburger Thomas Heyn, der zunächst die Gitarrenbegleitung von Marianne Boettcher übernahm, steuerte mit den „Witebsker Elegien“ eine von Chagall inspirierte Kammermusik bei. Heyn kommt als Komponist eher vom Chanson und vom Lied und hat jahrelang mit der Leipziger Sängerin Ilona Schlott altes jiddisches Liedgut, speziell aus dem galizischen Raum, erforscht und für die Gegenwart aufbereitet. Derzeit arbeitet er an einigen Chorfassungen Klezmer-orientierter Musik für den Leipziger Synagogalchor. Abgerundet wurde das Programm mit Schostakowitsch und Schulhoff. Als Zugabe erklang eine originale Wiener Schmonzette, der „Kleine Wiener Marsch“ von Fritz Kreisler. Der Förderverein Kirche Neu Zittau e.V. hatte alles aufs Beste organisiert und das zahlreich erschienene Publikum dankte begeistert.
Neue Musik auf dem flachen Land wird – sofern vermittelt – ihr Publikum immer finden, denn auch abseits der großen Städte leben Menschen mit kulturellen Interessen und Bedürfnissen. Es ist wichtig, dort weiterzuarbeiten.