Ein Neujahrskonzert ganz eigener Art veranstaltete der DTKV Bezirk Düsseldorf- Mettmann am 15. Januar 2016 im Bechstein-Centrum in Düsseldorf. Im Fokus des Konzertes stand Klaviermusik zeitgenössischer Komponisten aus Deutschland und Japan, denen als historische Bezugspunkte Meisterwerke der klassischen und modernen Musik zur Seite gestellt wurden.
Den Rahmen bildeten Werke der klassischen Musiktradition: Ein Klaviertrio Joseph Haydns in C-Dur, eine Bearbeitung einer Scarlatti-Sonate für Gitarre und Klavier, „Nocturne“ für Violine und Klavier von Lili Boulanger, die g-Moll-Sonate für Klavier und Violine von Franz Schubert sowie ein Streichquartettsatz aus Beethovens op. 18,4 erklangen über das Konzert verteilt. Werke der großen westlichen Musiktradition, in deren Nachfolge auch heutige Komponisten stehen. Eingebettet in diesen Rahmen erklangen als Beispiel einer interessanten Lehrer-Schüler-Beziehung Werke des 1955 geborenen japanischen Komponisten Toshio Hosokawa und des 1995 verstorbenen Isang Yun, bei dem Hosokawa in Berlin studiert hatte. Sowohl die Klavierstücke „MAI (Historische japanische Tanzmusik)“ und „Melodia II“ Hosokawas als auch die Komposition „Garak“ für Flöte und Klavier des Koreaners Isang Yun sind Beispiele, wie asiatische Komponisten ostasiatische Musiktraditionen mit ihrer Erfahrung westlicher Musik verbanden.
Zu welcher Musik die Sichtweise westlicher Komponisten auf ostasiatische Kultur führen kann, konnte das Publikum am Beispiel zweier Komponisten im weiteren Verlauf des Abends erfahren. Bereits der Titel „Zen und die Kunst, Klavier zu spielen“ legt die Spur nach Japan. Aus der Sammlung von elf Klavierstücken des 1955 geborenen Reinhard Febel gelangten „1... leere Weite ... kein Verdienst ...“ und „10 ... die Maschine der Träumefabrik ...“ zur Aufführung. Das andere Beispiel an diesem Abend lieferte John Cage, dessen Kompositionen bereits seit den 50er- Jahren des 20. Jahrhunderts aus seinen Erfahrungen mit dem chinesischen I Ging und dem japanischen Zen resultierten. „Quest“ und „In a Landscape“ für Klavier erklangen in ihrem ruhigen Fluss und zeugten von Cages dem Zufall zugewandter Ästhetik, die dem dramatischen Willen der klassischen Musik diametral entgegen- gesetzt ist. Georg Kröll, 1934 geboren, scheint eine andere Position gegenüber der musikalischen Tradition einzunehmen. In seinem „Tagebuch“ für Klavier, einer umfangreichen Sammlung von Klavierstücken, stecken viele konkrete Bezüge zur musikalischen Vergangenheit. An diesem Abend kamen vier Stücke aus der Sammlung zur Uraufführung: „241 Viertel = 76“, „304 Viertel ca. 76-88 con licenza“, „361 Versetto: Beatus vir II (für Hermann-Josef Hoffmann zum 90. Geburtstag)“, „392 quasi improvisando (für Udo Falkner)“.
Der Komponist positioniert sich bereits durch die Art der Titel im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, und die erklungenen Werke hielten dies auch ein. Zum Abschluss des Konzertabends erklang noch eine Uraufführung: „and/or“ für Klavier und Zuspielband der in Düsseldorf lebenden japanischen Komponistin Yasuko Yui (geb. 1969). Die teilweise improvisierte Komposition stellte dichte, schnelle und laute Aktionen auf dem Klavier einer Tonbandspur gegenüber, in der aus verschiedenen Geräuschschichten immer wieder ein penetranter Hip-Hop-Beat hervortrat. Das von dem Pianisten Udo Falkner konzipierte Programm ermöglichte zahlreiche Bezugslinien, die der Hörer verknüpfen konnte. Dadurch erreichte das Konzert eine erstaunliche Geschlossenheit, trotz unterschiedlichster Personalstile und ästhetischer Positionen. Die ausnahmslos überzeugenden Darbietungen der mitwirkenden Dozenten des DTKV ermöglichten einen erfüllenden Konzertabend.
Programm und Ausführende finden Sie auf der DTKV Homepage: www.dtkv-nrw.de