„Musik und Tanz sind zwei dem menschlichen Ausdruckswillen unmittelbar zugehörige Sphären, die in der Musik oft eng miteinander verbunden sind oder ineinander übergehen“, so offerierte der Organisator der Tonkünstlerkonzerte Markus Wenz im Programmheft des Abends die überaus interessante, aber bunte Folge unterschiedlichster Kompositionen.
Tatsächlich konnte sich der Zuhörer an unterhaltsamen und erns-ten Beiträgen erfreuen und erbauen, dazu viele eher selten zu hörende Komponisten kennenlernen. Mit sicherem und schönem Ton gestaltete Thea Nielsen (Flöte) mit Markus Wenz (Klavier) sechs Stücke des aserbaidschanischen Komponisten Fikret Amirov, der die in seiner Heimat bis heute lebendige Musikrichtung „Mugham“ – eine Variationenfolge mit Improvisation – bedient. „Die Musik meines Vaters lässt sich an drei Dingen erkennen: an einer klaren reichhaltigen Melodielinie, einer dramatischen Grunddisposition und an einer starken Verwurzelung in den Farben und dem Kolorit der heimatlichen Folklore“, sagt Jamil Amirov, der Sohn des 1984 verstorbenen Komponisten.
Diese Maximen volkslied-bezogenener Musiker konnten ebenfalls bei den Stücken von Vittorio Monti („Csárdás“), Klaus Giebeler („Wiegenlied“) und Naftule Brandwein („Der Heyser Bulgar“) erkennbar werden, alle Stücke mit persönlichen Erläuterungen sehr stimmungsvoll von der Saxophonistin Natalia Stuphorn vorgetragen.
Die „Sonate über eine Wunschvorstellung“ des Berliner Komponisten Hans Josef Winkler wurde von Frauke Jörns am Klavier an diesem Abend uraufgeführt. Winklers Stil wechselt in dieser Sonate zwischen Pathos und leichter Beschwingtheit. Die Interpretin Frauke Jörns sagt hierzu: „Die Deutung des Titels ,Sonate über eine Wunschvorstellung‘ könnte sich auf den formalen Aufbau, genausogut aber auch auf die Charakteristik der Sätze beziehen, als Wunsch für einen präludierenden Kopfsatz, einen liedhaften zweiten und einen romantisch anmutenden dritten Satz.“ Christine Anders (Flöte) und Anne Uerlichs (Viola) boten in der selteneren, sehr reizvollen Besetzung den „Zoologischen Garten“ von Wendelin Bitzan, der in seinen „Zwölf fabelhaften Kapriolen für Flöte und Bratsche“ stimmungsvolle Charakterbilder aufzeichnet, unter anderem den Wasserflohwalzer, die Unfuge mit Kuckuck und Esel oder die Viper am Virginal. Der Komponist erläutert hierzu: „In dem Bestreben, meine Faszination für den zweistimmigen Kontrapunkt produktiv zu verwerten, entstanden zwölf kurze Duokompositionen für Querflöte und Viola. Dabei werden verschiedene Techniken der kanonischen und fugenartigen Anlage, der freien Imitation und der Engführung von Themen erprobt. Der Zyklus lehnt sich lose an die Charaktere des Tierkreises an.“
Aus den in freier Zwölftontechnik komponierten Klavierstücken op. 8 spielte Prof. Rolf Kuhnert die Stücke I,II,V,VI,VII und VIII. Hervorragend interpretiert, mit großen Kontrasten und differenzierter Anschlagstechnik, bot Kuhnert nicht nur die unterschiedlichen Strukturen der komplexen Stücke, sondern auch sein pianistisches Können dar.
Ein weiterer Glanzpunkt des Abends war die Darbietung des Solos für Altflöte „Metamorphosen“ von Helmut-Friedrich Fenzl. Der Berliner Komponist hat bei Prof. Frank-Michael Beyer an der Hochschule der Künste in Berlin studiert und arbeitet seit 1982 als erfolgreicher freier Komponist. Klaus Schöpp, Flötist und Mitbegründer des „modern art ensemble Berlin“ trug die Metamorphosen mit gekonntem Klangvermögen und fliessender Technik vor.
Ein stimmungsvoller Abschluss des Konzerts wurde den Zuhörern mit der, zwar nicht mehr modernen, aber um so mitreißenderen „Habanera“ aus George Bizets „Carmen“ beschert, hervorragend gesungen und gestaltet von der Sängerin Leslie Leon, begleitet von Markus Wenz am Klavier.
Das 40. Tonkünstlerkonzert findet statt am Samstag, 19. Dezember 2015 im Salon der Schwartzschen Villa in Berlin-Steglitz. Vorschläge an: M.Wenz [at] t-online.de (M[dot]Wenz[at]t-online[dot]de).