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Wahre Sternstunden zeitgenössischer Interpretationen

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Bereichernder Austausch von niedersächsischen Komponisten
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Alle zwei Jahre lädt der Deut sche Tonkünst ler verband (DTKV) und der Deutsche Komponistenverband, LV Norddeutschland, zum bereichernden Austausch ein. Im Rahmen der 36. Internationalen Studienwoche für zeitgenössische Musik eröffneten am 30. Mai Frau Leithner und Prof. Erdmann die Veranstaltung, in der unter anderem Kompositionen von Rudolf Suthoff-Gross, Peter Florian und Brigitte Schäfer erklangen. Beeindruckende Werke Christoph Kellers rahmten das Programm ein. Das Duo „pianoworte“ interpretiert die „Galgenlieder“ nach Gedichten von Christan Morgenstern. Klangwuchtig hallt das große „La-Lu-La“ von der Bühne. Dem Komponisten gelingt im Stück „Igel und Agel“ auf ganz besondere Weise die klangliche Imitation der Sprechmelodie.

Peter Florian komponierte vier Stücke zu den Gedichten Gisela Breidensteins, die durch die Pianistin Julia Habiger Prause nachzeitig interpretiert wurden. „Irgendwo spürt ein Mensch die beschleunigte Fahrt...“, heißt es im letzten Gedicht „Sternstunde“. In der Musik erklingt ein sich wiederholendes zweitöniges Uhrenmotiv. Klangfülle und Lautstärke nehmen zu und entladen sich schließlich in einen Ruhepunkt. Hieraus erwächst der Tristanakkord. „Eine neue Idee ist geboren“.

Beindruckend souverän präsentierte sich auch Werner Barho mit dem eigens ihm gewidmeten Werk „Subitissimo“ der Komponistin Violeta Dinescu. Das aleatorisch angelegte Stück erhebt einen rhythmisch markanten und klangwuchtigen Ausschnitt aus dem dritten Satz der Komposition „Dies Diem Docet“ zum Hauptthema. Um dieses Zentrum herum positionieren sich Notenzeilen- Zitate anderer Werke, die die Komponistin wohl wie eine Künstlerin mit der Schere ausgeschnitten haben muss. Komponist und Pianist schufen eine eigene Klangwelt, die der Zuhörer staunend betreten durfte.

Professor Erdmann widmete dem Schriftsteller Thomas Bernhard zum 25. Todesjahr die „Variazioni con spirito“ für Flöten und Live-Elektronik. Das Tonmaterial entstammt gewissen Buchstabenkombinationen des Schriftstellers. So bilden die Buchstabenkombination B-E das Tonmaterial für den Tritonus und E-D das Tonmaterial für eine kleine Septime. Drei bis vier Flötentöne wurden durch verschiedene Echozeiten repetiert und ließen einen unterschiedlich langen Nachhall auf den Schriftsteller entstehen.

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