Banner Full-Size

„Was Freie Musikpädagogen wissen wollen“

Untertitel
Eine Fortbildung mit Antworten auf Steuer-, Rechts- und Marketingfragen
Publikationsdatum
Body

Ende September fand in der Landesmusikakademie NRW eine Fortbildung zu den oben genannten drei Fragenkomplexen statt. Sie war ein Arbeitsergebnis aus einer AG im Landesmusikrat NRW, die sich mit der immer schwieriger werdenden beruflichen Situation der Freien Musikpädagogen auf dem Arbeitsmarkt auseinandersetzt.

Gründe hierzu gibt es eine ganze Reihe. Da ist einmal die finanziell angespannte Lage vieler Städte in NRW, aufgrund derer Unterricht an den kommunalen Musikschulen vielfach nicht mehr mit Planstellen stattfindet, sondern mit Honorarkräften. In einem aktuellen Fall erhält da eine Musikpädagogin mit 17 Wochenstunden eben nicht eine Festanstellung an ihrer Musikschule, sondern den einer Honorarkraft, dieses mit allen Konsequenzen für Freiberufler.
Zudem spüren die Freiberufler sehr stark die Veränderungen in der Schullandschaft mit veränderten Unterrichtszeiten. Hier gibt es Verunsicherungen. Und da gibt es viele KollegInnen, die darüber klagen, dass Schüler ihren Musikunterricht nicht mehr neben den schulischen Verpflichtungen wahrnehmen können und diesen kündigen; sie sehen ihre Existenz bedroht. Andere berichten, dass speziell das Ensemble-Musizieren immer schwieriger wird, in Vorbereitung zum Wettbewerb „Jugend musiziert“. Die KollegInnen, die zum Fortbil­dungs­wochenende ins westliche Müns­terland kamen, hatten den Rucksack voll mit Fragen. Sie kamen aus dem gesamten Spektrum der Freiberufler, angefangen von der Leitung einer Privaten/Freien Musikschule über die freien Instumental-/Gesanglehrer und diejenigen, die mit Patchwork-Arbeitsverhältnissen arbeiten bis zu denen, die ihren Lebensunterhalt nicht nur mit dem Musikunterricht, sondern auch außerhalb der Musik verdienen müssen. Angesprochen und eingeladen fühlten sie als Mitglieder des DTKV LV NRW, wie auch als Nicht-Mitglieder.

Die Themen hatten sich als die wichtigsten in der Arbeit der AG des Landesmusikrates herausgestellt und wurden in drei großen Komplexen mit jeweils einem halben Tag angeboten:

1.Klaus-Peter Schattauer, Steuerberater und vereidigter Buchprüfer, übernahm den Bereich Steuerfragen, eingeschlossen das brandaktuelle Thema Umsatzsteuer, dazu auch Existenzgründung. Für manche war die Fülle der Informationen zu Einkommenssteuer, Abschreibungen, Arbeitszimmer, Fahrtenbuch,und anderes mehr leicht verwirrend. Aber Fragen waren jederzeit willkommen und wurden direkt beantwortet.

2. Dr. Uta Freudenberg, Rechtsanwältin und Rechtsberaterin des DTKV LV NRW e.V., sprach in ihrem Block zehn Themen aus ihrer Beratungstätigkeit an. Da ging es um Unterricht im Wohnzimmer, Üben in der Wohnung, Schülerverträge, Mitvertrag für Unterrichtsräume, Freie Mitarbeiter, Künstlersozialkasse, auch GEMA. – Da wurden neben älteren wie neuen Urteilssprüchen konkrete Fälle angesprochen, zum Beispiel der einer Musikerfamilie in einem freistehenden Einfamilienhaus in einer verkehrsberuhigten Spielstraße. Beide Ehepartner üben oder unterrichten in ihrem Haus, wobei sich durch an- und abfahrende Autos die Nachbarschaft so gestört fühlt, dass es zu großen Problemen kam und die Tätigkeit quasi nicht mehr möglich wurde. … Oder: Wer denkt schon bei grenznahem Wohnort an EU-Recht, wenn es zum Beispiel um die Künstlersozialkasse geht? Auch das kam auf den Tisch.

3. Antje Valentin, Direktorin der Landesmusikakademie, übernahm mit entsprechend abgeschlossenem Studium die Themen Marketing und Eigenmanagement. Sie ging aus von der Situation der Musikpädagogen mit vielen Fragestellungen. Hier eine Auswahl: „Was mache ich, wenn ich neu in eine Stadt komme? Wie komme ich an Schüler? Welche Einzelschritte muß ich hier gehen? Wie finden Schüler ihre Lehrer, beziehungsweise wie finden Lehrer ihre Schüler? Welche Leistung kann ich bieten? Welche Zielgruppe spreche ich an? Welches sind die vor Ort angemessenen Preise? Welche Wege gehe ich, um auf mich aufmerksam zu machen? Welche Wege der Kommunikation muss ich gehen? Wie gestalte ich Briefpapier, Visitenkarten, Flyer? Wie erreiche ich Partner, Vernetzungen? Wie gestalte ich eine mögliche eigene Website? Wie sieht es mit einem Zeitungsartikel aus?

Alle Referenten standen während und nach der Veranstaltung für Fragen zur Verfügung, und alle hatten Arbeitspapiere für die Teilnehmer vorbereitet.
Nach anstrengender Arbeit mit jeweiligen nötigen Pausen gab es eine Abend-Führung durch den historischen Teil von Heek-Nienborg, launig durch ein Mitglied des Heimatvereins durchgeführt, bevor dann der Tag mit Gesprächen im Burgkeller ausklang.
Und die Teilnehmer? Spontanreaktionen waren von „So etwas hat es ja noch nie gegeben!“ bis „Das sollte es öfters geben“.
Da viele KollegInnen gern gekommen wären, aber ihre Teilnahme nicht möglich machen konnten, sind mehrere weitere Fortbildungen an verschiedenen Orten in NRW in Verbindung mit Musikhochschulen konkret geplant, beziehungsweise noch in der Vorbereitung. Klar war, dass mit dieser Veranstaltung eine Tür aufgestoßen wurde, in der Freiberufler zwar alle weiter in ihren beruflichen Alltag organisieren müssen, ihre Schüler finden, Werbung betreiben, geeignete Unterrichtsorte finden und so weiter, aber doch im Bewusstsein, dass da viele KollegInnen sind, mit denen sie nun nach erfolgtem Namensaustausch im Kontakt bleiben können, auch jeweils Fachberater vorfinden, die sie um Rat fragen können.

Print-Rubriken