Dem LV Hessen war es zum Thementag des DTKV am 8. November 2019 gelungen, die Bundesvorstände der großen Verbände DTKV, bdfm, VdM und ver.di zur Podiumsdiskussion unter der Leitung von Andreas Kolb, Chefredakteur der nmz, einzuladen. Es diskutierten: Edmund Wächter (DTKV Bundespräsidium), Volker Gerland (Bundesvorstand des VdM und Leiter der Musikschule Dortmund), Mario Müller (Bundesvorsitzender des bdfm) und Gabor Scheinpflug (Vorstandsvorsitzender der Bundesfachgruppe ver.di).
Bei allen Vertretern herrschte Einigkeit darüber, dass musikalische Bildung von großer gesellschaftlicher Bedeutung ist. Es wurde einhellig beklagt, dass sich diese Überzeugung – auch in Sonntagsreden von der Politik gerne proklamiert – weder in der finanziellen Versorgung der Lehrkräfte noch in der öffentlichen Förderung von Musikschulen widerspiegelt. „Wenn musikalische Bildung sowohl auf hohem Niveau für die Nachwuchsförderung als auch als Angebot für alle gelingen soll“, so Wächter, „müssen dafür mehr finanzielle Mittel bereitgestellt werden.“ Scheinpflug meinte, dass genügend Geld vorhanden sei, um das aktuelle System zu korrigieren. Derzeit führt es nämlich die vielen Lehrenden, die zu einem hohen Anteil über Honorarverträge ohne soziale Absicherung beschäftigt sind, direkt ins Prekariat.
Alle waren sich einig, dass es um das gesellschaftliche Ansehen und die gesellschaftliche Wertschätzung des Berufs des Musikpädagogen geht. Der Beruf muss so attraktiv werden, dass sich auch junge Menschen wieder dafür entscheiden können.
Ver.di setzt darauf, alle Honorarverträge an Musikschulen in Angestelltenverträge umzuwandeln. Jedoch auch Freiberufler aus Überzeugung (so Wächter) müssen ein vergleichbares Einkommen zu den Festangestellten unter Berücksichtigung aller entstehenden Ausgaben erhalten. Der DTKV bietet seinen Mitgliedern Hilfsmittel wie Honorarrechner und Honorarempfehlungen an. Musikalische Bildung, (so G. Scheinpflug), sollte als Muss der Gesamtbildung gelten und möglichst auch in Musikschulgesetzen (bzw. Jugendbildungsgesetzen) verankert sein, worüber aber auch (so die DTKV-Position) die vielen Soloselbstständigen, die einen großen Anteil der musikalischen Bildung außerhalb der Institution Musikschule leisten, gefördert werden sollten.
Das allgemeine Schulsystem hat sich im Laufe der Jahre hin zur Ganztagsbetreuung verändert. Viele Kinder sind bis in den Nachmittag hinein in der Schule, und so muss schon auf Grund der fehlenden Zeitfenster die außerschulische Bildung stärker mit dem Schulalltag verzahnt werden. Edmund Wächter möchte da den Begriff „außerschulisch“ durch das treffendere „schulergänzend“ ersetzen. Er wünscht sich eine stärke Vernetzung der Verbände, um so gemeinsam Verbesserungen zu erreichen. Es haben alle mit Erfolg gemeinsam gegen die bedrohte Umsatzsteuerbefreiung gefochten, und die Anerkennung der EMP (Elementare Musikpädagogik) als Lehre der Kunst erreicht. Das bedeutet für die Pädagog/-innen die Anerkennung durch die KSK. Im anschließenden World-Café, an dem das gesamte Plenum beteiligt war, ging es um konkrete Lösungsansätze in der Praxis.
Wie machen wir Missstände gegenüber der Politik sichtbar? Durch welche Kampagnen kann man auf die prekäre Lage der (freien) Musikpädagog/-innen aufmerksam machen? Was braucht es für eine gemeinsame Kampagne? Wie kann der schulergänzende Musikunterricht in den schulischen Ganztag eingebunden werden?
Als Fazit bleibt festzuhalten: An diesem Tag gab es viel Konsens unter den Verbänden und gute Ideen des Plenums für die Weiterentwicklung zur Stärkung der schulergänzenden Musikpädagogik, die hoffentlich auch in der Praxis weiterverfolgt werden. Es war ein gelungener Thementag. Ein besonderer Dank gebührt dem Hessischen Landesverband für die gute Planung und Organisation.