Musikschulen aus Ginsheim (Hessen, Deutschland) und Ann Arbor (Michigan, USA) musizieren gemeinsam unter dem Motto „Die Zukunft ist nicht wie wir sie uns vorstellen, sondern wie wir sie gestalten“.
Eintritt 15.30 – Konzert 16.00: So stand es in der Konzertankündigung, das Programm auf zwei Konzerte aufgrund der Vielzahl an angekündigten Musiker*innen verteilt. Die Vorbereitungsarbeit war gewohnt aufwändig, der Technikaufwand für den „Bühnenauftritt“ gewohnt anstrengend, die Musiker*innen gewohnt aufgeregt. Eigentlich war alles so wie immer. Gerne erinnert man sich an die Konzerte bis zum März 2020 – ein bekanntlich geschichtsträchtiges Datum.
Saalöffnung ab 15.30 – hier ist man nun mit einer Neuerung konfrontiert: der Begriff lautet jetzt „Warteraum“ und man wird von einem „Host“ eingelassen: Die Begrüßung ist dann aber wieder gewohnt herzlich. Man freut sich auf das Ereignis und alle zu sehen.
Der „Warteraum“ füllte sich zunehmend, ein stetiger Zustrom bis zu 50 Familien aus dem hessischen Ginsheim an der Mainspitze und aus Ann-Arbor in den USA strömen in den Konzertsaal, plötzlich auch Großeltern aus anderen Städten in Deutschland, Griechenland, Portugal, Angehörige und Freunde auch aus Florida.
Spätestens als das Begrüßungsvideo über die Bildschirme flimmerte – eine Weltkugel drehte sich und eine rote Verbindungslinie verband quer über den Atlantik die Städte Ginsheim in Deutschland und Ann Arbor in den USA – war jedem klar: Irgendwie ist heute doch alles anders, denn in Zeiten der Corona-Krise gibt es doch eigentlich gar keine Konzerte mehr, Begrifflichkeiten wie Hygienekonzepte, Lockdown, Distanzunterricht und viele andere mehr dominieren das Geschehen rund um Musikschulen wie in allen anderen kulturellen Einrichtungen.
Christiane und Uwe Maier (Leitung Musikschule Maier) sind wie wir vermutlich alle auf der Suche nach Wegen zur Bewältigung der Krise und haben mit der Klavierdozentin Veena Kulkarni-Rankin vom Faber Piano Institute aus Ann Arbor/Michigan eine Partnerin gefunden, die ebenso motiviert und inspiriert ist, für ihre Klavierschüler*innen neue Wege zur Musikvermittlung zu begehen. Hieraus entstanden zwei „Online“-Konzerte der Gitarren- und Klavierklassen mit über 50 Programmpunkten. Insgesamt waren 95 Familien mit rund 300 Gästen an den Bildschirmen in Ann Arbor und Ginsheim zugeschaltet, um in über 5 Stunden Konzertvorträge der knapp 60 Musiker*innen zu erleben.
Man hat Musik gehört, die man sonst nie gehört hätte, man hat Menschen kennengelernt, welche man sonst nie kennengelernt hätte und viele der Musiker*innen sind motiviert musikalische Freundschaften zu knüpfen – die Lernfortschritte sind gewaltig.
Die Motivation ist hoch, Eltern musizieren mit ihren Kindern, Begrüßung in einer anderen Landessprache und kurzes Interview nach dem Konzertvortrag: viele Dinge sind geschehen, welche sonst nie geschehen wären, z.B. zwei transatlantische Klavier-Video-Duos. „Die Zukunft ist nicht wie wir sie uns vorstellen, sondern wie wir sie gestalten“ – ein Motto welches genügend Inspirationskraft beinhaltet, sich der Krise entgegenzustemmen, junge Musikerinnen und Musiker zu fördern und die Türen und Tore zur Musik, Kunst und Kultur geöffnet zu halten.