Die paar Tasten, könnte man meinen, die ein Klavier zu bieten hat, sind kompositorisch längst ausgereizt. Trotzdem wollen es sich unzählige Zeitgenossen nicht nehmen lassen, nach wie vor für dieses Instrument zu schreiben. In einem Werkstattkonzert stellten nun drei Würzburger Tonsetzer ihre „in den letzten Jahren entstandenen Klavierstücke vor, die eine bescheidene Brücke schlagen sollen zwischen populären Klängen und den elementaren Ansprüchen der klassischen pianistischen Tradition“, so die Autoren Marco Netzband, Christian Swirczek und Karsten Stracke in ihrer Ankündigung.
Da Musiker der jüngeren Generation im Normalfall im Besitz eines Notenschreibprogramms sind, ist es relativ unkompliziert einen Notentext semiprofessionell aufzubereiten und per Selbstverlag oder in einem der mittlerweile unzähligen Kleinverlage heraus zu bringen. Solcherart bieten auch die Genannten nun ihre Stücke an. Verallgemeinernd könnte man sagen, dass sich die Klangsprache der meisten Stücke im oben formulierten Sinn zwischen Pop- und Filmmusikidiomen bewegt und mit diesen Mustern in zahlreichen Facetten umgegangen wird. Auch andere Sparten der UMusik wie Soul (Netzbandt) oder Bossa Nova (Stracke) werden aufgegriffen. In der Textur am schlichtesten sind dabei Swirczeks Stücke, die mit einer „soften“ Harmonik, Melodik und Rhythmik aufwarten, Stücke, die vermutlich keinen großen Anspruch stellen, sondern schlicht gefallen sollen. Die Annäherung an vertraute Klänge geht dabei so weit, dass Christian Swirczek beim zweiten Stück seines Bandes „Prelude“ gar Bachs berühmtes erstes Präludium aus dem 1. Band des Wohltemperierten Klaviers nach Moll gesetzt und etwas verfremdet hat. Auch Karsten Stracke lehnt sich an einen etablierten Komponisten an und schrieb mit „Pardon, Monsieur Satie!“ ein zartes Klavierstück in dessen Geist, welches sowohl in einer Fassung für zwei wie auch für vier Hände abgedruckt ist. Solcherlei Kompositionen lassen sich sicher einmal als Überraschung in ein Programm einarbeiten und machen die Schüler vielleicht neugierig auf die Vorlagen – oder umgekehrt. Pianistisch am anspruchsvollsten sind Strackes drei Klavierstücke „Elegie“, „Valse Prélude“ und „Autumn in Rome“, während sich alle anderen eher im einfachen bis mittelschweren Bereich bewegen. Melodiös angelegt und dabei mit einer jazzigen Harmonik unterlegt kommen Marco Netzbandts kleine Werke daher, die, wie auch die Stücke seiner Kollegen, klaviertechnisch bequem in die Finger geschrieben sind. Das eine oder andere Stück aus diesen Sammlungen könnte dabei sicher weitere Kreise ansprechen.
Insofern ist es eine schöne Idee, solche, direkt für die Schüler gemachte Musik mit einem ästhetischen Anspruch, der sich unmittelbar ins Ohr hinein schmiegt und dabei trotzdem mit abwechslungsreichen und originellen Momenten aufwartet, in Konzerten oder Präsentationen durch die Autoren einem größeren Publikum zugänglich zu machen.