Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass sich die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“ sehr deutlich und dezidiert für die Förderung der kulturellen Bildung in Deutschland ausgesprochen hat. Im Folgenden nimmt er zu den einzelnen Handlungsempfehlungen des Kapitels „Kulturelle Bildung“ des Abschlussberichts Stellung. Er bezieht sich dabei auf die Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission in den folgenden Unterkapiteln, veröffentlicht als Bundestagsdrucksache 16/7000 bzw. in Buchform bei ConBrio:
„ Kulturelle Bildung als gesellschaftlicher Auftrag“ (Drucksache, S. 397 f., Buchpublikation ConBrio, S. 596 f.).
„ Kulturelle Bildung in der Früherziehung“ (S. 398 / S. 597)
„ Schulische kulturelle Bildung“ (S. 398 f. / S. 597 f.)
„ Außerschulische kulturelle Bildung“ (S. 399 / S. 598 f.)
„ Aus-, und Fortbildung für kulturelle Bildung“ (S. 399 f. / S. 599 f.)
„ Kulturelle Erwachsenenbildung“ (S. 405 / S. 607 f.)
„ Interkulturelle Bildung“ (S. 407 / S. 611)
„ Erhalt und Förderung der deutschen Sprache“ (S. 410 / S. 616)
Die neue musikzeitung druckt diesen Text in Auszügen ab. Den Text in ganzer Länge finden Sie in der aktuellen Zeitung „politik und kultur“ 3/08 sowie im Internet unter www.kulturrat.de
Kulturelle Bildung als gesellschaftlicher Auftrag
Der Deutsche Kulturrat unterstützt nachdrücklich die Forderung der Enquete-Kommission an den Deutschen Bundestag und die Bundesregierung, dass die Mittel zur Förderung der kulturellen Bildung im Kinder- und Jugendplan des Bundes aufgestockt werden. Darüber hinaus begrüßt der Deutsche Kulturrat die Empfehlung an die Bundesregierung, dass den Bereichen Kultur und (Neue) Medien in ihren Kinder- und Jugendberichten mehr Raum gegeben wird. Hinsichtlich der Etablierung einer Bundeszentrale für kulturelle Bildung sieht der Deutsche Kulturrat noch erheblichen Diskussionsbedarf. In diese Diskussion sollten sowohl die Bundesakademien für kulturelle Bildung als auch die relevanten Bundeskulturverbände einbezogen werden. (…)
Kulturelle Bildung in der Früherziehung
Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die Enquete-Kommission die Notwendigkeit unterstreicht, die kulturelle Bildung als lebenslanges Lernen zu verstehen und damit so früh wie möglich zu beginnen. (…) Der Deutsche Kulturrat begrüßt darüber hinaus, dass Bund und Ländern empfohlen wird, die Früherziehung in Kultureinrichtungen zu fördern. Zudem begrüßt er die Empfehlung an die jeweiligen Träger, dass die Voraussetzungen für eine langfristige Zusammenarbeit von Kindertagesstätten und Kultur- und Bildungseinrichtungen verbessert sowie der Zugang für Kinder zu Kultur, unter anderem durch einen kostenfreien Eintritt zu öffentlich geförderten Kulturinstitutionen, erleichtert werden muss. (...)
Schulische kulturelle Bildung
Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Forderung der Enquete-Kommission, dass
die Fächer der kulturellen Bildung wie Kunst, Musik, Tanz und Darstellendes Spiel zu stärken und qualitativ auszuweiten und sicherzustellen sind, dass der vorgesehene Unterricht durch qualifizierte Lehrkräfte tatsächlich erteilt wird,
die Länder und Kommunen dafür Sorge zu tragen haben, dass im Rahmen ganztäglicher Bildung und Erziehung auch Angebote von Kultureinrichtungen und Kulturvereinen außerhalb der Schule wahrgenommen werden können (…)
Der Deutsche Kulturrat teilt die Auffassung der Enquete-Kommission, dass mit einem möglichen Zentralabitur sicherzustellen ist, dass ein Fach der kulturellen Bildung zum verpflichtenden Fächerkanon gehört und zudem der Neuaufbau von Schulchören und -orchestern zu fördern ist. Grundsätzlich muss sich aber darüber verständigt werden, wie die Vielzahl an Inhalten in der verkürzten Schulzeit von 12 Jahren und einer Stundentafel von 36 Stunden pro Woche wirksam verarbeitet werden können. Die ästhetischen Fächer dürfen dabei einer möglichen Straffung der Inhalte nicht zum Opfer fallen. (…)
Der Deutsche Kulturrat spricht sich für die Empfehlung der Enquete-Kommission an die Länder aus, Baukultur in den Fächern Kunst, Geografie und Sozialwissenschaft stärker zu berücksichtigen. Wichtig ist es aber nach Ansicht des Deutschen Kulturrates, dass die „Baukultur“ lediglich als eine Impulsgebung im Unterricht verstanden, in der Schule aber zum Beispiel keine Architekten ausgebildet werden sollen.
Die Empfehlung der Enquete-Kommission an die Länder, Mediennutzung und Medienkompetenz als Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule zu verstehen, unterstützt der Deutsche Kulturrat mit Nachdruck. Die Filmkunst im Curriculum zu verankern, unterstützt der Deutsche Kulturrat ebenfalls. Allerdings sollte darüber nachgedacht werden, auch andere Sparten, wie beispielsweise den Bereich Design, ebenfalls mit aufzunehmen. (…)
Aus- und Fortbildung für kulturelle Bildung
Aufgrund der zahlreichen gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen unterstützt der Deutsche Kulturrat die Forderung der Enquete-Kommission, dass die Erzieherausbildung im Bereich kultureller Bildung unter Einbeziehung der Kulturinstitutionen zu verbessern und zu intensivieren sei. Auch die Einführung einer akademischen Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern begrüßt der Deutsche Kulturrat. Darüber hinaus fordert der Deutsche Kulturrat von den Ländern die schnelle Umsetzung der Handlungsempfehlungen, dass
Berufsbilder sozialer Berufe so weiterzuentwickeln sind, dass zum Beispiel Senioreneinrichtungen kulturelle Bildungsangebote unterbreiten können,
Kulturinstitutionen in die Lehreraus- und fortbildung einzubeziehen sind sowie die Möglichkeit der regelmäßigen Fortbildung in kultureller Bildung für Lehrkräfte sicherzustellen ist,
die Länder und Hochschulen kulturvermittelnde Ausbildungsgänge stärker auf die berufliche Praxis ausrichten und in künstlerischen Ausbildungsgängen Elemente der Kulturvermittlung sowie künstlerische Praktiken für alle Altersstufen obligatorische Bestandteile werden (…)
Kulturelle Erwachsenenbildung
Die Enquete-Kommission verweist in ihrem Abschlussbericht darauf, dass die Entwicklungsmöglichkeiten der kulturellen Erwachsenenbildung mit gleicher Anstrengung durch Politik und Gesellschaft verfolgt werden müsse wie die kulturellen Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Forderung, dass Bund, Länder und Kommunen flächendeckende und innovative Angebote kultureller Erwachsenenbildung sicherstellen und unterbreiten und darüber hinaus Weiterbildung nicht auf einen verengten Begriff beruflicher Weiterbildung reduzieren sollen. (…)
Interkulturelle Bildung
Im Hinblick auf die Tatsache, dass es bereits eine Reihe von guten Projekten im Bereich der interkulturellen Bildung gibt, unterstützt der Deutsche Kulturtat die Forderung der Enquete-Kommission, diese Angebote, ihre Qualität und die Resultate zu evaluieren und die Bildungsforschung zu Fragen der Integration zu intensivieren. Zudem begrüßt der Deutsche Kulturrat die Forderung, dass
die Länder die Ganztagsschule als Chance für den interkulturellen Austausch begreifen und interkulturelle Bildung in die Lehrangebote wie zum Beispiel Theaterprojekte integrieren sollen. Als ebenfalls sehr wichtig erachtet der Deutsche Kulturrat die Forderung, den Schüleraustausch stärker zu fördern,
die Länder bei den Schulen darauf hinwirken sollen, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern mit Migrationshintergrund in möglichst vielen Formen zu intensivieren,
die Länder für den Beruf des Lehrers und den des Sozialpädagogen mehr Menschen mit Migrationshintergrund gewinnen sollen.
Im Bereich der Integration spielt die Sprachförderung eine wichtige Rolle, da sie die Voraussetzung zur Partizipation am gesellschaftlichen Leben darstellt.
Der Deutsche Kulturrat fordert, wie die Enquete-Kommission, die Länder auf dafür Sorge zu tragen, dass alle Kinder mit den erforderlichen Deutschkenntnissen eingeschult werden und in diesem Zusammenhang eine Sprachstandserhebung für alle drei- bis fünfjährigen Kinder durchgeführt werden muss, um Sprachdefiziten rechtzeitig begegnen zu können. Allerdings verweist der Deutsche Kulturrat darauf, dass die Kindertagesstätten diesbezüglich auch gut ausgebildetes Personal benötigen.
Darüber hinaus müsse gewährleistet werden, dass die Kinder, die nicht die nötigen Sprachkenntnisse besitzen, speziellen Förderunterricht erhalten. (…)