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In einem Seminarraum hat sich ein Kreis unterschiedlichster Instrumentalist*innen gebildet. Alle spielen zusammen.
Alle gleich mitspielen? Beim Workshop gab es eine Kostprobe, wie unmittelbar ETHNO funktioniert.
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Aha-Momente und Fortbildungs-Wünsche

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Das interkulturelle Musikformat ETHNO an Musikschulen
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Der Musikschulkongress des VdM Ende April in Kassel. Fast tausend Lehrkräfte und Schulleiter aus ganz Deutschland stöberten drei Tage lang im Kongress Palais Stadthalle nach Anregungen für ihren Unterricht und ihre musikpädagogische Orientierung.

Fast am Ende des Programmbuchs hieß es AG 40 „ETHNO – ein interkulturelles Musizierformat“ als ein Beitrag der JMD. Kurz vor neun am Sonntagmorgen und daher überraschend füllte sich der Tagungsraum mit immer mehr unverhohlen neugierigen Kolleginnen und Kollegen, die – wie erbeten – ihre Instrumente dabei hatten. Und sich schon darauf freuten, sie gebrauchen zu können, waren doch spielpraktische Angebote diesmal beim Kongress eher rar. Thomas Germain, Musikschulleiter in Kusel, war seitens des Gastgebers VdM für die Moderation klug gewählt, erlebt er doch – wie er anschaulich beschrieb – das ETHNO Germany Camp der JMD jeden Sommer direkt vor seiner Haustür zu Füßen der Burg Lichtenberg in der Pfalz. Hier ist das ETHNO-Musizieren quasi in Reinform des weltweiten Projekts der Jeunesses Musicales International zu erleben: Junge Erwachsene, musikalische Globetrotter aus allen Erdteilen musizieren und leben dort eine Woche gemeinsam, bringen sich gegenseitig Lieder und instrumentale Tunes ihrer Heimatkulturen bei und kleiden sie in der Gruppe in attraktive Arrangements – und alles ganz ohne Noten, dafür in einer fokussierten Musiziergemeinschaft.

Beim Musikschulkongress ging es freilich um eine pädagogische Ableitung aus diesem Modell: Cédric Berner, Gregor Schulenburg und Bernhard Vanecek stellten das von der JMD gemeinsam mit ihnen entwickelte Programm ETHNO Leader vor, das – wie der Name schon sagt – Musikpädagogen*innen die Befähigung vermittelt, das ETHNO-Musizieren mit ihren Schülern*innen zielführend anzuwenden, im Instrumentalunterricht, im Ensemblemusizieren, als eigenes multikulturelles Ensemble oder als stand-alone-Projekt. Aber erst einmal wurde Musik gemacht – wie ETHNO eben funktioniert: erfahren, wie es in seinen Bann zieht, wie auch einfache Tunes bisher unerkannte melodische Qualität entfalten und wie das Aufeinander-Reagieren und Miteinander-Agieren in der Gruppe sich anfühlt und gut tut. Der Kanon „Mbele mama“ aus Kamerun verfehlte auch diesmal nicht seine suggestive Wirkung in einer von Bernhard Vanecek inszenierten chorischen Choreografie. Dies kaum ausgekostet, spielte der Flötist Gregor Schulenburg zu einem schwedischen Bärenwalzer auf. Mitspielen war von der ersten Note angesagt – „das habt ihr nach ein-, zweimal raus“ und „auch Stimmen könnt ihr unterwegs“. Beides erwies sich als derart zutreffend, dass sich nach kaum zehn Minuten Ansätze zu einem Gruppenarrangement herausbildeten, das sich (unter Profis eben) wie von selbst animierte. Für ein Solo der „Singenden Säge“ eines der Teilnehmenden reduzierte sich auf kaum merkliche Zeichengebung hin die Fülle der pulsierenden Klangwolke zum zartesten Pianissimo.

Nach einer anschaulichen Kurzpräsentation von Cédric Berner zu den Grundsätzen von ETHNO und dessen musikalischen Ausprägungen schloss sich eine Frage- und Antwortrunde an, in der die Begeisterung über das so­eben Erlebte den Wunsch nährte, eine solche Fortbildung auch an die heimische Musikschule zu holen. Aha-Momente wurden frei geäußert: „So musizieren, dass es im Herzen ankommt“ war wohl das persönlichste Bekenntnis, Verbindungen zu Momenten der Elementaren Musikpädagogik wurden entdeckt, eine Anwendung auch im Jugendorchester für möglich gehalten, ein Blick in die Praxis von Community-Music riskiert, „dass alle mitmachen können, jeder mit dem, was er oder sie eben kann“, aber auch als reguläres Ensemble der Musikschule mit einem kleinen Aufführungsprogramm avisiert: „das müssen und können wir in die Gesellschaft tragen“. So wie der Demo-Workshop angefangen hatte, ging er auch mit dem erneuten Musizieren der gelernten Tunes zu Ende und erfuhr weitere Momente des Ausgestaltens, als auch die weiblichen Teilnehmerinnen ihre persönliche Tiefenresonanz mit der „absteigenden Basslinie“ fanden, die einen unvergesslichen Akzent setzte. So wie der Workshop als solcher: „für mich das Highlight des Musikschulkongresses“ (alle Zitate original mitnotiert).


Die ETHNO Leader-Fortbildung der JMD – auch für Ihre Musikschule? Nehmen Sie Kontakt auf und finden Sie Informationen unter
www.ethnogermany.de

 

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