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Anreißen macht Geschmack auf mehr...

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Arbeitsgemeinschaft Jugendorchester (AGJO) tagte auf Schloss Weikersheim
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Am 16. und 17. Februar 2001 fand auf Schloss Weikersheim die diesjährige Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft Jugendorchester (AGJO) der Jeunesses Musicales Deutschland statt. Hinter der romantischen Kulisse des Schlosses Weikersheim verbergen sich in den Räumen der musikalischen Bildungsstätte ausgezeichnete Arbeitsbedingungen für eine konzentrierte Arbeit.

Am 16. und 17. Februar 2001 fand auf Schloss Weikersheim die diesjährige Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft Jugendorchester (AGJO) der Jeunesses Musicales Deutschland statt. Hinter der romantischen Kulisse des Schlosses Weikersheim verbergen sich in den Räumen der musikalischen Bildungsstätte ausgezeichnete Arbeitsbedingungen für eine konzentrierte Arbeit.Mit weniger als 25 Teilnehmern war die Resonanz geringer als erwartet, was der positiven Stimmung der Anwesenden jedoch keinerlei Abbruch tat. Bunt gemischt versammelte sich ein wohlproportioniertes Häufchen aus künstlerischen Leitern beziehungsweise Dirigenten und jugendlichen Hobbymusikern unterschiedlicher Orchester. Ehrenamtliche Helfer der Organisationsteams freier Orchestervereinigungen und hauptberufliche Mitarbeiter des Managements institutioneller Jugendorchester waren ebenso vertreten wie Mitarbeiter der JMD, die aus unterschiedlichen Landesverbänden und mit unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkten nach Weikersheim kamen. Von Hamburg bis Puchheim bei München, von Neuwied am Rhein bis Dresden war auch regional eine interessante Mixtur zusammen gekommen. Das Akademische Orchester Würzburg unter universitärer Trägerschaft war ebenso vertreten wie das Jugendsinfonieorchester der Musikschule Dormagen oder das Deutsche Musikschulorchester als bundesweite Institution. Kontrastreich ist dies unter anderem deshalb, weil zum Beispiel das Jugendsinfonieorchester Göttingen seine Mitglieder auf ganz andere Weise rekrutieren muss als die vorgenannten Musikschulorchester, da die Stadt Göttingen derzeit keine Musikschule vorweisen kann. Eine auch für mich erstaunliche Neuigkeit. Der Dirigent des freien Puchheimer Jugendorchesters verfügt als Orchesterprofi, der bei mehreren der ganz großen europäischen Orchester selbst als Geiger am Pult gesessen hat, zwangsläufig über ganz andere Erfahrungen als der altgediente Pädagoge einer Musikschule, der bereits eine Vielzahl von Entwicklungen junger Musiker erfahren und beobachten durfte.

Gerade darin lag wahrscheinlich das Geheimnis der guten Stimmung und des gespannten Interesses, nicht nur an den angebotenen Seminaren, sondern auch an Gesprächen mit anderen Teilnehmern. Auch die Themen der angebotenen Workshops fanden deutliches Interesse. Da war zum einen der Umstand, dass insgesamt drei sehr unterschiedliche Themen angeboten wurden, von denen man aus zeitlichen Gründen jedoch nur an zweien teilnehmen konnte.

Die zweifellos trockenste Materie „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte“, kurz GEMA genannt, wurde durch Udo Ortmann von der GEMA-Bezirksdirektion Nürnberg anschaulich, interessant und unter Hinzuziehung der wichtigsten Daten und Zahlen vorgetragen. Wohl jeder von uns hat eine vage Vorstellung von dem, was sich hinter den vier Buchstaben verbirgt. Für organisatorische und künstlerische Leiter baut sich darin aber auch schnell eine Art natürliches Feindbild auf, da jede konzertante Aufführung vor Publikum eine Anmeldung bei der GEMA voraussetzt und fast immer eine Zahlung an diese nach sich zieht, ob der Kartenverkauf erfolgreich war oder nicht. In Zeiten knapper Kassen, die bei allen anwesenden Orchestern chronisch sind, führt dies nicht zu spontanen Sympathiebekundungen mit der fiskalähnlichen Institution. Besonders spannend war in dem Workshop die gleichzeitige Anwesenheit eines Komponisten im Kreise der Zuhörer. Für diesen nämlich ist die GEMA so etwas wie für viele von uns die Gehaltsstelle. Mit rund 87 Prozent fließt immerhin ein erheblicher Teil der Gelder, die wir so ungern zahlen an diejenigen, die uns die Musik, an der wir gerade uns und andere erfreuen, geschaffen haben. Wenngleich es in der gebotenen Kürze und der Komplexität der unterschiedlichen Tarife und Rechtsgrundlagen auch unmöglich war, aus den Teilnehmern Steuer- – nein GEMA-Berater zu machen, so war es doch möglich zu erfahren, welche Tarife es gibt und wie und wo man Hilfen und Auskünfte bekommt. Mir jedenfalls ist die GEMA sympathischer geworden, das Finanzamt dagegen noch nicht.

Im Forum Öffentlichkeitsarbeit referierte Eva-Maria Oehrens von der Akademie Remscheid. Sie stellte wesentliche Grundlagen zur Abgrenzung zwischen Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Pressearbeit und Marketing dar.

In den seltensten Fällen können sich Jugendorchester Berater oder Fachleute für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit leisten. Volle Konzertsäle kommen jedoch von guter Werbung und Bekanntmachung. Deckungslücken im Etat müssen immer häufiger durch Sponsoren ausgeglichen werden, was ohne positive Darstellung in der Öffentlichkeit schwierig ist. Auch hier konnte in der Kürze der Zeit vieles nur angerissen werden. Aber „Anreißen macht Geschmack auf mehr“, wie es eine Teilnehmerin im Abschlussgespräch formulierte.
„Mehr Zeit für das Wesentliche“ titulierte Claus Harten, Unternehmensberater und früher selbst in leitender Funktion bei der Jeunesses Musicales, seinen Workshop zu den ganz praktischen Dingen der Organisation von Jugendorchestern. Wie organisiere ich mich selbst, meine Ablage, meine Telefonate oder mein Büro, eine ganz wesentliche Frage für die, die ihre Freizeit in Jugendmusikprojekte investieren, wie auch für diejenigen, die beruflich mit der Materie zu tun haben und stets über zu wenig Zeit klagen.

Die solide Beherbergung im unmittelbar neben dem Schloss gelegenen Haus der Musik darf ebensowenig ungenannt bleiben, wie der angenehme Abend im rustikalen „Jeunesses-Keller“ unter dem Schloss, bei dem Zeit für Gespräche in kleiner Runde war.

Insgesamt war „AGJO kompakt“ eine gelungene Veranstaltung in sehr angenehmer Arbeitsatmosphäre. Den Organisatoren sei herzlich gedankt. Es bleibt zu hoffen, dass beim nächsten Treffen eine größere Anzahl von Teilnehmern begrüßt werden kann. An Themenvorschlägen und -wünschen seitens der Teilnehmer mangelt es nicht. Selbst schuld, wer dann nicht kommt.

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