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Treffen sich zwei Komponisten: der Münchner Komponist Moritz Eggert und einer der Preisträger des Bundeswettbewerbs Erik Ziegler
Treffen sich zwei Komponisten: der Münchner Komponist Moritz Eggert und einer der Preisträger des Bundeswettbewerbs Erik Ziegler
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Anziehungs- und Ausgangspunkt

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Kompositionswerkstatt des Bundeswettbewerbs Jugend komponiert mit prominentem Besuch
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Im August fand in der Musikakademie Schloss Weikersheim die Kompositionswerkstatt des diesjährigen Bundeswettbewerbs Jugend komponiert statt. Der Bundespreis ist die höchste Auszeichnung für Nachwuchskomponisten. Die JMD hat den Wettbewerb in den vergangenen Jahren zu einem Projekt entwickelt, das die Aufmerksamkeit namhafter Komponisten findet und bei dem bundesweit vielfältige Verbindungen zwischen dem Bereich Kompositionspädagogik, Spitzenmusikern und Hochschulausbildung zusammenlaufen. 2016 sind die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und der Hessische Rundfunk als weitere Partner hinzugekommen.

Beim Wettbewerb ausgezeichnete junge Talente erhalten ein Stipendium für die Kompositionswerkstatt der JMD. So waren im August 12 Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet für 10 Tage in der Musikakademie Schloss Weikersheim zu Gast, wo sie mit den Dozenten Philipp Vandré, Minas Borboudakis und Helmut Schmidinger ihre Werke diskutierten und wertvolle Anregungen für ihre kompositorische Arbeit erhielten. Höhepunkt diesmal war der Besuch des Münchner Komponisten und Pianisten Moritz Eggert. Eggert, Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater München, ist als Komponist vielfach gefragt und ausgezeichnet und mischt mit seinem „Bad Blog of Musick“ und als Autor der neuen musikzeitung das Musikleben auf. Und er ist neugierig auf den musikalisch schöpferischen Nachwuchs. Diesen Sommer war er für zwei Tage Gastdozent der Kompositionswerkstatt: 

Die Musiker spielen das Werk „Versöhnung“ für Violine, Kontrabass und Saxophon des 18-jährigen Erik Ziegler: flächige, flirrende Flageolett-Töne, dann: ein rhythmischer Teil, bei dem der Kontrabassist sein Instrument auch als Percussioninstrument benutzt und gegen das Holz klopft. Moritz Eggert hakt sofort ein, fragt interessiert nach, ob die gegensätzlichen Teile als Überraschung gemeint waren, „Gibt es einen Übergang, oder willst Du den Schalter umlegen und zack, wird sich gekloppt?“ Er möchte herausfinden, wie es von Erik gemeint ist, denn „du erzählst etwas mit den Tönen“. Die Dramaturgie muss stimmen. Aber es geht auch um ganz konkrete technische Fragen. „Wenn du einen stillen Klang erreichen möchtest, die Musikerin aber nur mit einer Anstrengung und großer Konzentration die komponierten Töne herstellen kann, dann erzeugt das eine Spannung.“ Auch auf diese Dinge gilt es, als Komponist aufmerksam zu sein, erklärt Eggert. Sehr genau gehen Dozenten und Jugendliche die Partitur durch, schauen sich einzelne Stellen an. Kreativ zu sein, bedeutet auch: einen Plan haben, die Regeln kennen und befolgen oder in künstlerischer Freiheit bewusst zu durchbrechen. Damit Qualität entsteht, muss der Komponierende entschieden sein in dem, was er mit der Musik ausdrücken will, was sie erzählen soll: „Dann hab’ den Mut, mit total krassem Material reinzugehen.“

Moritz Eggert ist ein starker Motivator, und die beiden Tage mit ihm waren für alle Teilnehmer eine intensive Erfahrung. Wertvoll ist für sie die Auseinandersetzung und das Feedback nicht nur der Dozenten, sondern auch der anderen komponierenden Jugendlichen. Durch die neu geschlossene Partnerschaft mit der Musikhochschule Frankfurt war 2016 erstmals auch ein Kompositionsstudent in der Weikersheimer Werkstatt als Tutor mit dabei. Auch er ein wichtiger Ansprechpartner und „Kollege“ auf Augenhöhe. Umgekehrt ist es für und seine eigene Ausbildung wertvoll, zu erleben wie Komponieren unterrichtet und musikalische Kreativität gefördert und herausgefordert werden kann.

Dass die Preisträger 2016 den gegebenen Spielraum des Bundeswettbewerbs – vorgegeben waren drei Kategorien in wechselnden Besetzungen von Saxophon, Klavier, Schlagwerk, Violine und Kontrabass – kreativ und gekonnt genutzt haben, um ihre musikalischen Ideen in Kompositionen umzusetzen, haben sie mit den von ihnen eingereichten Kompositionen bewiesen. Titel wie „Erfrischung für Streichquintett“, „Modus indienne“ oder „Summary 14“ geben eine Anmutung, dass hier neue Musik außerhalb gewöhnlicher Klänge geschaffen wurde. Auf Einladung der Musikhochschule Frankfurt fand das abschließende Preisträgerkonzert in diesem Jahr erstmals in Frankfurt am Main statt. Die prämierten Werke werden von Preisträgern des Deutschen Musikwettbewerbs aufgeführt. Das Konzert wurde vom Hessischen Rundfunk in einer Liveaufzeichnung mitgeschnitten. 

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