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Stephan Forck vom Vogler Quartett (links) und Kursleiter Heime Müller (rechts) im Gespräch mit Sylvia Weidner.
Stephan Forck vom Vogler Quartett (links) und Kursleiter Heime Müller (rechts) im Gespräch mit Sylvia Weidner.
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Die Suche nach der versteckten Botschaft

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Der International Chamber Music Campus Schloss Weikersheim
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Beim 56. Internationalen Kammermusikkurs der Jeunesses Musicales machten junge Ensembles mit 74 Teilnehmern aus 18 Nationen mit Dozenten von Weltrang einen wichtigen Schritt auf ihrem Weg in eine Podiumslaufbahn. Sylvia Weidner fragte Heime Müller, ehemaliger Geiger des Artemis Quartetts und Professor an den Musikhochschulen Lübeck und Madrid, und Stephan Forck, Cellist des Vogler Quartetts und Professor an der Musikhochschule Stuttgart, nach den Intentionen dieses einzigartigen Meisterkurses.

JMD: Heime, wie ist Dein Eindruck von den jungen Ensembles? 

Heime Müller: Es ist schön, dass es eine so rege Kursteilnahme gibt. 20 Ensembles, das ist sehr viel. Wir haben elf Streichquartette, sechs Klaviertrios, ein Klavierquartett, ein gemischtes Ensemble sowie ein Saxophonquartett. Der Fokus liegt aufgrund der Dozenten auf Streichquartetten: das Vogler Quartett, Gerhard Schulz vom Alban Berg Quartett und ich vom Artemis Quartett. Darüber hinaus freuen wir uns über die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Matthias Kirschnereit. 

Mit dem Niveau bin ich sehr zufrieden. Beim Vorstellungsabend ist die Anspannung immer sehr groß, doch in den nächsten Tagen werden alle konzentrierter, und ein Unterschied zwischen Beginn und Ende des Kurses wird hörbar. Wir haben sehr unterschiedliche junge Quartette hier, von solchen, die noch am Anfang stehen und etwas „naiver“ an die Sache herangehen, bis zu älteren Quartetten mit Wettbewerbserfahrung und herausgebildeten Persönlichkeiten. 

JMD: Sind Euch Ensembles aufgefallen, die wie Ihr eine sehr erfolgreiche Karriere vor sich haben könnten?

Müller: Ja, es gibt einige sehr gute Ensembles, denen ich es wünsche, dass sie irgendwann davon leben können. Dazu gehört das Meccorre Quartett, das gerade beim Borciani-Wettbewerb im Finale war. 

JMD: Du leitest diesen Kurs nun zum vierten Mal. Was unterscheidet ihn von anderen Meisterkursen?

Müller: Hier in Weikersheim gefällt mir so gut, dass wir in einem kleinen, bezaubernden und inspirierenden Ort sind, wo alles so nah beieinander ist, denn die Austauschmöglichkeiten zwischen Lehrern und Schülern sind sehr einfach. Hier kann eine sehr intensive Arbeitsatmosphäre entstehen, die von nichts abgelenkt ist. Außerdem finde ich es gut, dass es ein recht großes Dozententeam gibt, das sich ebenfalls bestens austauschen kann.

JMD: Worin liegt das besonders „Jeunessige“ dieses Meisterkurses?

Müller: Indem die Jeunesses Musicales eine internationale Organisation ist, kommen die Kursteilnehmer aus fast allen europäischen Ländern. Dadurch wird das Erfahrungsspektrum noch breiter. 

JMD: Du hast für dieses Jahr erneut das Vogler Quartett als Partner ausgewählt. Was schätzt Du besonders an der Zusammenarbeit?

Müller: Kennengelernt habe ich das Vogler Quartett vor 21 Jahren bei einem Kurs, an dem wir als Studenten teilgenommen hatten. Dort spielten sie ein Konzert, das mich unglaublich faszinierte. Seitdem begleite ich ihren Weg und finde, dass sie eines der besten Quartette der Welt sind. Deswegen freue ich mich sehr, dass sie hierher gekommen sind und mit mir zusammen unterrichten. 

Stephan Forck: Es ist schön, in Weikersheim zu sein. Als besonders gut empfinde ich, dass wir unter Kollegen einen sehr engen Kontakt haben. Auch die Barrieren zwischen Unterrichtenden und Kursteilnehmern werden geringer. Man sitzt hier gemeinsam beim Essen und redet über Dinge, die nicht nur fachlich sind. Man lernt sich besser kennen und nimmt die jüngere Generation kollegial wahr. Ich finde, das kommt auch von ihnen zurück, und ich hoffe, dass sie über das rein Musikalische hinaus etwas mit nach Hause nehmen. 

JMD: Stephan, Du bist seit 27 Jahren Cellist im Vogler Quartett. Was ist Deine persönliche Motivation zu unterrichten?

Forck: Das Besondere am Unterrichten ist, dass man von außen das gesamte Kammermusikwerk hört, das man sonst aus der Perspektive des beteiligten Spielers in- und auswendig kennt. Es ist erstaunlich, wie sich die Wahrnehmung dann nochmal ändern kann. Für mich ist das Unterrichten eines Stückes immer mit Entdeckungen verbunden. Ich höre die Bratsche, die Geigen und das Cello gleichermaßen und nehme ganz neu wahr, wie das Ganze sich durchdringt. Heute habe ich Brahms unterrichtet, den ich sehr gut kenne. Doch mich reizt immer wieder die Erfahrung, die Werke nochmal aus einem anderen Blickwinkel neu zu übersetzen und den Studenten nahe zu bringen. Das erweitert den Horizont. Man lernt als Lehrender die ganze Zeit dazu, deswegen macht mir Unterrichten total viel Spaß. 

JMD: Was möchtest Du den Studenten vermitteln?

Forck: Ich möchte, dass sie meine Art, an Musik heranzugehen, kennenlernen. Ich habe heute mit einem sehr erfahrenen Trio zusammengearbeitet. Sie haben schon eine klare Meinung entwickelt, doch ich möchte ihnen anhand der harmonischen und rhythmischen Struktur begründen, weshalb ich eine bestimmte Stelle ganz anders verstehe. Ich setze nicht voraus, dass sie das dann so machen, sondern dass sie das als Bereicherung empfinden. Der zentrale Gedanke jedoch ist für mich, nach der Idee zu fragen, die sich hinter der Notenschrift als Chiffre verbirgt. Was war die Intention des Komponisten? Ist da ein Punkt oder ein Strich, ist die Note länger oder kürzer oder welches Tempo muss ein Stück haben? Die Idee dahinter muss man suchen und finden. Da kann man zu unterschiedlichen Lösungen kommen. Aber man bleibt nicht bei Detailfragen stehen, sondern es ist immer wieder die Frage nach der Botschaft dahinter. 

Müller: Das sehe ich ganz genauso. Ich finde, dass man lernen muss, die Chiffre immer wieder neu zu lesen, um die Botschaft zu verstehen. 

JMD: Wie sieht Dein Kurskonzept insgesamt aus, und welche musikalischen Ereignisse werden während des Kurses stattfinden?

Müller: Die Idee von diesem Kurs ist, dass wir mit bereits bestehenden Ensembles intensiv arbeiten. Mit elf Tagen ist der Kurs verhältnismäßig lang. Am ersten Tag konnten sich alle beim Vorstellungskonzert gegenseitig hören und einen Überblick bekommen. Im Verlaufe des Kurses werden sie weiter die Ohren schärfen und gucken, wie es die anderen machen. Es gibt ein paar Ensembles, die die gleichen Stücke spielen. Sie können die Gelegenheit wahrnehmen, hier voneinander zu lernen. Es ist mir auch immer wichtig, dass die Kursteilnehmer die Ergebnisse in Konzerten präsentieren können. Eines davon wird vom Radio mitgeschnitten, das andere findet in Würzburg in der Musikhochschule statt. Gute Ensembles sollen auch weitergehen. Daher arbeiten wir mit dem Mozartfest in Würzburg und mit dem Rheingau-Festival zusammen. Dort können von uns empfohlene Ensembles dann spielen. 

JMD: Was bedeutet es, dass ein gesamtes Ensemble als Dozenten verpflichtet ist?

Forck: Wir spielen nun 27 Jahre in der gleichen Besetzung. Wie man es so lange Zeit zusammen aushält, können die Studenten zum Beispiel im Jeunesses-Keller beim Kickertisch sehen. Sie nehmen wahr, wie so eine Dynamik in einer Gruppe funktioniert. Ein Vorteil ist auch, dass wir nach ein paar Tagen die Lehrer tauschen, weil jeder einen anderen Fokus hat. Das funktioniert ganz gut, weil wir ein eingespiel-tes Team sind.

JMD: Wie schätzt Du die Bedeutung der Kursteilnahme für ein junges Ensemble ein?

Müller: In der Ausbildung der jungen Musiker ist das natürlich ein kleiner, vielleicht aber dennoch sehr bedeutungsvoller Schritt. Wir hoffen natürlich alle, dass wir etwas in Bewegung bringen und die Flamme unserer Leidenschaft auf sie übertragen können. 

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