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Einer für alle, alle für einen

Untertitel
ngo Metzmacher dirigiert das Hamburger [tutti]-Orchester
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Am 30. Mai dirigierte Ingo Metzmacher das Finale der Konzertreihe [tutti] in der Hamburger Kampnagel-Fabrik als Höhepunkt des bisher größten Projektes des Landesverbandes Hamburg der Jeunesses Musicales Deutsch-land e.V. Im Laufe der vergangenen Spielzeit hatten sechs Konzerte mit neun Hamburger Jugendorchestern stattgefunden. [tutti] verfolgte zum einem das Anliegen, eine Konzertreihe für die zahlreichen Hamburger Jugendorchester zu etablieren und damit eine Plattform für die reiche Jugendmusikkultur der Hansestadt zu schaffen. Zum anderen wollte [tutti] mit seinen jungen Musikern auch junge Musik vorstellen. Denn die Beobachtung stimmte nachdenklich, daß viele Jugendorchester immer wieder dieselben großen Sinfonien spielen wie ihre professionellen Kollegen (und das nicht unbedingt besser), daß sie zögerlich sind mit der Aufführung zeitgenössischer Musik und mit dem Experiment neuer Konzertformen. Also: möglichst eine Uraufführung pro Konzert, Musik des 20. Jahrhunderts und Vermittlung in Gesprächskonzerten. Diese Vorgaben des Landesverbandes wurden in den sechs Konzerten umgesetzt in Uraufführungen von Daniel Behle, Jan Dvorak, Thilo Jaques und Götz Vollertsen, in der ersten Zusammenarbeit von Landesjugendorchester und LandesJugendJazzOrchester oder mit der Gegenüberstellung von alter und neuer Musik, etwa den Concerti grossi von Händel und Schnittke. Nicht alle Hamburger Jugendorchester beteiligten sich – aber das Spektrum reichte immerhin vom Kinderstreichorchester der Jugendmusikschule bis zum Harvestehuder Studentenorchester. Gekrönt wurde die Jugendorchester-Reihe durch ein fulminantes Abschlußkonzert, bei dem der [tutti]-Schirmherr und Generalmusikdirektor der Stadt, Ingo Metzmacher, selbst zum Taktstock griff. Er dirigierte das [tutti]-Orchester der Jeunesses Musicales Hamburg, das für dieses Projekt aus den besten Musikern der Hamburger Jugendorchester zusammengestellt wurde (aus jenen, die meinten, vom GMD noch etwas lernen zu können...). Geprobt wurde in einer intensiven Vorbereitungsphase von eineinhalb Wochen, die das zusammengestellte Orchester zu einem homogenen Klangkörper machte. Und auf dem Programm des letzten Konzertes stand auch junge Musik: mit der Hamburger Erstaufführung von Bernd Alois Zimmermanns Ballett „Alagoana“, Strawinskys „Feuervogel-Suite“ und der Uraufführung eines Auftragswerkes, das an den Leiter des LandesJugendJazzOrchesters, den Pianisten, Komponisten und Arrangeur Nils Gessinger vergeben worden war. Das Konzert war ein großer Erfolg, mit Spaß für alle 120 beteiligten Musiker (einschließlich des Schirmherren) und das zahlreich erschienene Publikum auf Kampnagel und an den Radiogeräten – der NDR, Medienpartner der gesamten Reihe, übertrug das Konzert auf der Hamburg-Welle 90,3. Und so wurde auf der letzten Pressekonferenz vehement die Frage nach der Zukunft des Projektes gestellt, interessanterweise von den Hamburger Printmedien, die sich in der ersten Saison nicht gerade mit der Unterstützung der Konzertreihe hervorgetan hatten. Für die Projektleiter Christa Knauer, Sönke Lentz und Claudia Klemkow-Lubda (Jeunesses Musicales Hamburg) sowie Ute Hermann (Landesmusikrat in der Freien und Hansestadt Hamburg) bleiben neben den positiven Erfahrungen freilich auch die organisatorischen Hindernisse prägend: Publikumsresonanz und Öffentlichkeitsarbeit sind verbesserungsfähig, die Finanzen zu konsolidieren – und die Organisatoren urlaubsreif. Doch die Orchester zeigen sich weiterhin interessiert (auch über Hamburgs Landesgrenzen hinweg), und auch Schirmherr Ingo Metzmacher hat versichert, das ehrenamtliches Engagement für die musikalische Jugend seiner Stadt fortsetzen zu wollen. [tutti] macht nun ein Jahr Pause, in welchem es eine Hamburger Brundibár-Produktion sowie ein Gedenkkonzert zum 100. Geburtstag von Hans Krása unterstützt, um dann in der Spielzeit 2000/2001 zu einer zweiten Jugendorchester-Runde zu starten: mit neuem Elan, neuen Ideen und mit neuer Musik.
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