Erfolgreich und mit großer internationaler Beteiligung findet seit einigen Jahren im Konzerthaus Berlin das jährliche Jugendorchester-Sommerfestival „Young Euro Classics“ statt. Events wie dieses gehörten zu den Träumen der 70er- und 80er-Jahre, die wir uns in der damals ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft Jugendorchester (AGJO) der JMD noch gar nicht auszudenken trauten.
Anfangs dachten wir an die Möglichkeit, dass Musikstädte wie München, Hamburg, Bonn, Stuttgart oder Berlin auf kommunaler Ebene vielleicht einmal Jugendorchester-Reihen anbieten sollten. Der Weg dahin aber würde zunächst schwierig sein; viele Vorurteile wären zu überwinden, und zunächst war vor allem ein Bewusstsein dafür zu wecken, auf welch hohem Leistungsniveau auf überregionaler oder internationaler Ebene arbeitende Jugendorchester zu konzertieren imstande waren, selbst im direkten Vergleich mit den Profiorchestern der Städte und Konzerthäuser. Heute ist das allgemein bekannt; schließlich haben sich aus den Landes- und Bundesjugendorchestern von damals so namhafte Klangkörper entwickelt wie die Junge Deutsche Philharmonie, das Ensemble Modern oder das Europäische Jugendorchester, um nur diese zu nennen. Weniger allerdings denkt man noch an diejenigen, die sich für die Verwirklichung solcher Träume mit all ihrer Zeit und Kraft derart einsetzten, dass das heute so ist.
Detlef Hahlweg war so einer, und er war es beharrlicher und auch erfolgreicher als viele andere. 1976 eine AGJO zu gründen war eigentlich ganz einfach. Für das zusammen mit Hans-Joseph Menke auf der Basis der in der Gründerzeit vieler überregionaler und Landesjugendorchester gesammelten Erfahrungen formulierte Aktionsprogramm von guten 20 Punkten waren in den zuständigen Gremien eigentlich nur noch offene Türen einzurennen.
Von allen Seiten kam Zuspruch, und das umso ermunternder, als allen Beteiligten klar war, dass es nun darum ging, alle diese Punkte auch in die Tat umzusetzen. Das aber bedeutete langfristige Arbeit und damit auch ein Festhalten an der Sache, welches gerade da so schwer ist, wo auf Dauer Angelegtes eben noch nicht personell gesichert ist. Oft sprachen wir gerade dann von „manpower“, wenn sie fehlte, und wir waren sehr erleichert, als sich Detlef Hahlweg der Realisierung dieses Aktionsprogramms annahm. Voll und ganz, wie es seine Art war. Schon bald war eine zwar nebenberufliche, aber funktionierende Geschäftsstelle eingerichtet, zunächst in Münster, später im Weikersheimer Generalsekretariat. Steigende Beitrittszahlen immer neuer Jugendorchester zeigten, dass man auf dem richtigen Wege war. Die Betreuung dieser neuen korporativen Mitglieder aber schulterte zunächst wieder Detlef Hahlweg selbst.
Daneben nahm Hahlweg Anfang der 1980er-Jahre engagierten und effektiven Anteil an den Debatten über die anstehende Novelle des Urheberrechtsgesetzes, eine Milderung des Kopierverbots für die Probenzwecke in Ausbildungssituationen fordernd, (vor allem bei reversgebundenen Orchestermaterialen,) verhandelte mit dem Deutschen Musikverlegerverband bis zum Abschluss eines auf die Bedürfnisse von Jugendorchestern zugeschnittenen Rahmenvertrags und – vor allem – trug er entscheidend dazu bei, dass die-se Themen öffentlichen wurden.
Auch mit der GEMA verhandelte Hahlweg über die damals gerade reformierte Tarifstruktur, machte immer wieder mit jenem ganz ruhig bleibenden Nachdruck, die zu den Aktiva seiner Persönlichkeit gehörte, Problemlagen und Desiderate deutlich — auch hier mit bewundernswerter Unbeirrtheit in der Sache.
Ein Langzeitprojekt, das er ebenfalls ausdauernd weiterverfolgte und wachsen ließ, war das schon im ersten Aktionsprogramm geforderte Handbuch Jugendorchester: eine umfassende Arbeitshilfe für alle wichtigen Fragen.Wir werden ihn vermissen, das kann man sagen. Bemerkten wir, wie selten seine Person wahrnehmbar wurde, ein Mensch, dessen Lebensplan persönliche Profilierung oder Publizität einfach nicht vorsah? Man wäre froh, wenn irgendetwas nach Detlef Hahlweg benannt würde. Ein Saal in Münster vielleicht oder auch in Quito, ein Raum in der Weikersheimer Bildungsstätte etwa oder besser noch ein Stipendium, ein Preis für die schönste Programmidee oder für eine Konzertreihe für Jugendorchester. Wo, wäre eigentlich egal.