Das vielfältige Kursprogramm der JMD entsteht jedes Jahr als Koproduktion der Musikakademie Schloss Weikersheim – das Zentrum der musikpädagogischen Arbeit der JMD – und der JMD-Landesverbände, deren Angebote häufig ein eigenes Profil prägen. So sind etwa die internationalen „Musikferien“, organisiert vom Landesverband Nordrhein-Westfalen längst eine Marke der JMD, ebenso wie und doch ganz anders als „Ethno Germany“, ein Folkmusic-Camp, zu dem auf Einladung des Landesverbands Rheinland-Pfalz junge Menschen und Musik aus allen Teilen der Welt auf Burg Thallichtenberg zusammenfinden.
Was macht nun das Besondere eines JMD-Kurses aus? Jeder, der sich anmeldet, und auch die für die Kurskonzeption Verantwortlichen stellen sich genau diese Frage. Welche Erfahrung soll ein Teilnehmer machen? Was ist der Unterschied vorher/nachher? Die Antwort beschränkt sich nicht darauf, dass ein Teilnehmer nach einem Kurs auf seinem Instrument „weiter“ oder „besser“ ist. Es geht vielmehr darum, als musizierender Mensch, ganz persönlich, weiter zu sein, etwas für oder in sich entdeckt zu haben. Zugleich ist es das Ziel der JMD, jungen Musikern Angebote zu machen, die den Musikschulunterricht oder ihre Ausbildung an einer Hochschule ergänzen. Dies sind, kurz zusammengefasst, die Maßvorgaben für neue Kursformate und der Prüfstein für bestehende.
JMD-Kurse geben Impulse
JMD-Dozenten gehen immer wieder überraschend anders an ein Thema heran: Im Kurs „Deine Stimme für Dein Instrument“ etwa, der 2017 zum ersten Mal angeboten wird, erschließen sich die Teilnehmer durch gesangliches Ausprobieren und die Übertragung auf ihr Instrument eine neue Qualität des Klangs und der emotionalen Tiefe – eine Idee, auf die man alleine vielleicht nicht kommt, oder sich nicht traut. Musikpädagogen suchen und bekommen in JMD-Fortbildungen den Anstoß, ihre Routinen zu reflektieren, andere Perspektiven und neue Motivation für ihre Arbeit zu gewinnen. Das gilt für die Teilnehmer des „Dirigierseminars für Jugendorchesterleiter“ ebenso wie für Komponisten, die die JMD mit „KomPäd“ qualifiziert und in kompositionspädagogischen Projekten begleitet. Auch das Repertoire kann ein starker Impulsgeber sein. Nicht verwunderlich also, dass mit „Ethno“ und dem Salonorchesterkurs auch Folk und die Musik der 1920er Jahre zu Teilnehmer-Lieblingen im JMD-Kursprogramm avanciert sind.
Eigenverantwortlichkeit der Teilnehmer ist gefragt
Wer einen Kurs der JMD bucht, soll etwas erwarten und fordern und auch sich einlassen und überraschen lassen – beides eine Entscheidung und aktive Handlung! In der freundschaftlichen Atmosphäre der JMD-Kurse ist es ganz leicht, einmal etwas Noch-Nicht-Bekanntes auszuprobieren. Für den „Kammermusikkurs für Junge Instrumentalisten“ etwa melden sich die Teilnehmer nicht als Ensemble sondern als Einzel-Instrumentalisten an. Das bedeutet, sie wissen in dem Moment noch nicht, mit wem und in welcher Besetzung sie zusammen spielen werden, ob als Teil eines Fagott-Quartetts oder Klaviertrios. 60 Teilnehmer und 9 Dozenten – und jeder hat während der zehn Tage ein individuelles Programm, jeder ist selbständig unterwegs, wechselt in die nächste Formation. Eigenverantwortung zu übernehmen, kann auch bedeuten, in einem Meisterkurs wie „Holzbläser im Schloss“ der eigenen Ausbildung, womöglich in der Vorbereitung auf ein Probespiel, den letzten Schliff zu geben oder als Geiger auch Augen für „Die schöne Nachbarin“ Viola zu haben – es lohnt sich herauszufinden, ob einem dieses Instrument eventuell besser liegt oder sogar bessere Berufschancen als Orchestermusiker eröffnet.
Im Musizieren entsteht Gemeinschaft
Wenn Menschen zusammen dem innersten Kern der Musik nachspüren und dieser Suche einen persönlichen Resonanzraum geben, dann ist zusammen musizieren nicht nur ein „Gemeinschaftsgefühl“. Die Musik schafft dann eine wirkliche Verbindung zwischen Menschen – ein Wunder, das sich vielleicht in seinem Sich-Ereignen beschreiben lässt, letztlich aber unerklärlich bleibt.
Dieses Wunder des Verbundenseins ist unabhängig vom Level des Könnens. Im „Children‘s Cello Camp“ machen Kinder vielleicht zum ersten Mal die Erfahrung, in der Gruppe mit anderen zusammen zu spielen. Sie erobern sich eine neue Dimension, der Klang des Orchesters ist körperlich spürbar, macht Gänsehaut und glücklich, mitzuspielen und Teil dieses Gesamtklangs zu sein. Auch die Teilnehmer des „International Chamber Music Campus“, auf dem Weg zu einer Profikarriere, sind auf der Suche nach dem gemeinsamen Klang, der für sie bedeutet, eine gemeinsame künstlerische Handschrift, einen eigenen Stil fürs Ensemble zu finden. Und in beiden Fällen wird dies nur gelingen, wenn sich alle rückhaltlos hineingeben, einander zuhören und erleben, dass etwas zu klingen beginnt.
Mit im Kursprogramm 2017 auch „die Oper“: Mit dem Internationalen Opernkurs etwa erhielten junge Opernsänger in den 1960er-Jahren bei der JMD, quasi in einem „dritten Semester“, teils ihre erste Möglichkeit, Bühnenerfahrung zu sammeln. Mittlerweile haben viele Hochschulen eigene Produktionen. So hat die JMD ihr Engagement für den Opernnachwuchs zur Internationalen Opernakademie weiter entwickelt. Zusammen mit dem Exzellenz-Labor Gesang, in dem Sänger/ -innen und Korrepetitoren gemeinsam „trainieren“, geht es nun darum, jungen Profis Chancen und Wege zu einem festen Engagement an einem Opernhaus zu eröffnen.
Im Idealfall haben JMD-Kurse also eine verändernde Kraft, die sich daraus entfaltet, dass Kursteilnehmer und Dozenten einander auf Augenhöhe begegnen. Kluge Pädagogen, international renommierte Künstler und Professoren vermitteln etwas von ihrem Können, geben Anregungen, zeigen, wie’s geht – doch die stärkste Wirkung geht von der Erfahrung aus, dass sich in der Musik Menschen ausdrücken und sie einander in ihr begegnen können. Diese Qualität zu spüren und im eigenen Musizieren nach ihr zu streben – wer dies als lohnende Ziele für sich erkannt hat, ist wahrlich nicht mehr derselbe wie zuvor.