Mit großer Ernsthaftigkeit und Leidenschaft beschäftigen sich junge Komponierende mit dem Finden und Setzen neuer Töne. Seit 25 Jahren unterstützt der Bundeswettbewerb Komposition der JMD Kinder und Jugendliche darin, ihre musikalischen Einfälle zum Klingen zu bringen und in Noten zu setzen. Vom 3.–11. April waren 15 Preisträger des Wettbewerbs 2010 zu Gast in der Kompositionswerkstatt Schloss Weikersheim, wo ihre Werke intensiv diskutiert und auf CD eingespielt wurden. Sarah Herzog hat mit den zwei Teilnehmern Elias Corrinth (20) und Anna Milukova (20) über ihr außergewöhnliches Hobby und ihre Erfahrungen in Weikersheim gesprochen.
JMD: Wie bist Du zum Komponieren gekommen? Was reizt Dich daran?
Anna Milukova: Ich war schon immer voller Musik, kam aber seltsamerweise erst vor 2,5 Jahren darauf, sie auch auf Blätter niederzuschreiben. Das, was mich daran reizt, ist, mein persönliches Inneres in Klänge zu fassen und zu beobachten, wie Menschen darauf reagieren.
Elias Corrinth: Ich wurde schon sehr früh ans Komponieren herangeführt; mein Vater ist selbst Improvisator und Komponist, außerdem war mein erster Klavierunterricht mit Kompositionsunterricht verknüpft. Der größte Reiz am Komponieren sind für mich die Wirkungen, die ich mit meinen Werken beim Publikum hervorrufen kann.
JMD: Was bedeutet es für Dich, andere komponierende junge Leute zu treffen?
Milukova: Es versammeln sich sehr interessante und unterschiedliche junge Persönlichkeiten in der Werkstatt, die alle verschiedene Tonsprachen besitzen. Es ist sehr spannend, diese Menschen etwas kennenzulernen. Außerdem kann man sich auch gut über aktuelle Fragen austauschen, zum Beispiel zum Kompositionsstudium.
Corrinth: Für mich gibt ein Komponist mit seinen Werken viel von seinem Innenleben, seiner Persönlichkeit preis. Gerade deshalb finde ich es sehr interessant, andere junge Komponisten gleichzeitig im Gespräch und durch das Studium ihrer Werke kennenzulernen. Ich finde es auch sehr interessant zu erfahren, woher jeder von uns seinen individuellen Antrieb zum Komponieren nimmt.
JMD: Was lernt Ihr in der Kompositionswerkstatt?
Corrinth: Abgesehen von der Besprechung eigener Kompositionen, gliedert sich die Kursarbeit in drei Felder: 1. Besprechung, 2. Spieltechnik/Instrumentenkunde und 3. Gruppenkomposition/Improvisation. Außerdem stellen die Dozenten sich und ihre Werke vor.
Milukova: Man bekommt in der Werkstatt wertvolle Tipps für das zukünftige Komponieren.
JMD: Wie wirkt Deine Musik auf Dich, wenn sie von Profimusikern ge-
spielt wird?
Corrinth: Im Allgemeinen entsprechen die Ergebnisse den Vorstellungen, die ich beim Komponieren hatte. Ich empfinde es immer als besondere Herausforderung, die richtigen Vortragsbezeichnungen zu finden. Besonders schön ist es dann aber, wenn ein Musiker auf Anhieb meine Intentionen „errät“.
JMD: Hast Du ein Komponisten-Vorbild?
Corrinth: Ein eindeutiges Vorbild, dem ich auch stilistisch nacheifere habe ich nicht; wichtige Impulse zur Entwicklung meines Kompositionsstils erhielt ich aber zum Beispiel von Messiaen und Ligeti. Dagegen war es Alban Berg, der mir früh die Ausdruckswelten der „modernen Musik“ näherbrachte. Ich fand es immer sehr schön, in jedem seiner Werke seine Intentionen mit jeder Note genau nachvollziehen zu können.
JMD: Kennst Du Dich mit den Instrumenten aus, für die Du komponierst? Inwiefern spielt das eine Rolle?
Milukova: Ich komponiere viel für mich und meinen Duo-Partner; dabei entstehen Werke für Sopran und Klavier oder Geige. Mit diesen Instrumenten kenne ich mich am besten aus, weil ich sie alle spiele oder gespielt habe; außerdem besteht dann die Möglichkeit, die Stücke auch aufzuführen. Sehr interessant und wichtig ist natürlich auch, dass man andere Instrumente und ihre Spieltechniken erkundet und sich auch daran ausprobiert.
JMD: Was nimmst Du aus der Kompositionswerkstatt mit nach Hause?
Milukova: Große Lust, sich noch mehr mit Neuer Musik zu beschäftigen.