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Besetzung? Alle willkommen! Foto: JMD
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Musizieren auf Augenhöhe

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ETHNOLeader – die Fortbildung
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Seit 2017 entwickelt die JMD in einem Pilotprojekt eine Multiplikatoren-Fortbildung, um die Qualitäten des ETHNO-Konzepts auch für die Musikpädagogik an Allgemeinbildenden Schulen und Musikschulen zugänglich zu machen und ETHNO in mehr und mehr Städten Deutschlands lokal zu verankern.

Trifft man auf jemanden, der schon einmal an einem internationalen ETHNO-Camp teilgenommen hat – und solche gibt es mittlerweile auf allen Erdteilen! –, dann werden er oder sie so etwas sagen wie: „Das ist das Beste, was ich je gemacht habe, und du musst da auch unbedingt hin!“ Der Erfolg und die Begeisterung über das musikalische und menschliche Miteinander in den Camps hat eine weltweite ETHNO-Community wachsen lassen, die ihre gemeinsamen Melodien und Tänze feiert, etwa kürzlich beim „Folkmarathon“ in Tübingen oder bei den ETHNO-Summercamps in Deutschland und anderen Ländern.

Was macht das Besondere von ETHNO aus? In den Camps bringen sich Teilnehmer/-innen aus verschiedenen Ländern gegenseitig und ohne Noten Lieder und Tänze aus ihrer Heimat bei, unterstützt durch „artistic leaders“, die beim Arrangieren und Anleiten helfen. Es ist ein Format, in dem Musizieren auf Augenhöhe stattfindet und nonverbale Kommunikation und Verbindung beim Musizieren im Vordergrund steht. Die Teilnehmer/-innen beschenken sich gegenseitig mit Tunes, die sie selbst schön finden und mit anderen teilen möchten. Somit richtet sich der Blick darauf, welch einen Schatz an Erfahrung, Wissen, Können und kulturellem Reichtum alle Anwesenden mitbringen.

Damit noch mehr Menschen als bisher diese Art des Miteinander-Musizierens erleben können, entwickelt die JMD derzeit die Fortbildung ETHNOLeader, gefördert durch den Innovationsfonds „eigenständige Jugendpolitik“ des Bundesjugendministeriums. Ziel ist, dass die ETHNO-Musizierweise in Musikschulen, Schulen und in der freien Kulturarbeit Einzug findet und sich lokal „Tune Learning Sessions“ entwickeln, so dass diese Art des begeisternden und erlebnisreichen Musizierens sich weiter ausbreiten kann.

Seit September 2017 läuft unter dem Dach der Stuttgarter Musikschule der erste Durchgang der ETHNOLeader-Fortbildung mit 12 Teilnehmern. Die Dozenten sind erfahrene Artistic Leader der internationalen ETHNO-Camps. Im Mittelpunkt stehen Tune Learning Sessions: Hier bringen sich Teilnehmer/-innen gegenseitig Lieder und Tanzmelodien aus verschiedenen ethnischen Musiktraditionen bei. Dieser Kern der ETHNO-Musizierpraxis wird im Laufe der Fortbildung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Die Dozentinnen und Dozenten bringen ein vielfältiges Repertoire mit. Aber das Lernen von Melodien allein reicht nicht, wie Dozent Kieren Alexander aus Prag betont: „Schön, wenn alle den Tune spielen können! Aber wie arrangieren wir es so, dass es wie eine erzählte Geschichte, erscheint mit einem Anfang, Ende und einem Höhepunkt?“ Das Arrangieren passiert im Unterschied zur gewohnten Praxis zum Teil ad hoc, also während der Tune gespielt wird. Wie das geht, wird während der Fortbildung intensiv geübt. Es verlangt von allen Beteiligten höchste Aufmerksamkeit. Weitere Schwerpunkte liegen auf Gesangstechniken, Liedern, Rhythmen und Bodypercussion, der Verbindung von Tanz und Musik sowie organisatorischen Aspekten wie „community building“ und Projektplanung.

Die Grundidee ist, dass die Teilnehmer/-innen die ETHNO-Musizierweise, die Konzepte der momentan laufenden Pilotphase in ihre eigenen Praxiskontexte von Schule und Musikschule übernehmen und möglicherweise sogar eigene Tune Learning Sessions gründen. Spannend ist dabei vor allem die Frage, wie Teilnehmer/-innen die vermittelten Inhalte in ihre bisherige pädagogische Arbeit einfließen lassen. Welchen Effekt hat das auf ihre Schüler und auf sie selbst?

Einige Stimmen aus den ersten Praxisversuchen machen Mut: „Die Kinder haben sich total darauf gefreut, weil sie sofort musizieren konnten ohne ein Blatt Noten gereicht zu bekommen. Diese Erfahrung hat mich überzeugt.“ „Jetzt hören die Kinder einander zu und verstecken sich nicht hinter Noten.“, „Ohne Noten k&ooml;nnen sie ihr Instrument besser beherrschen“

Zukünftig geplant sind auch die folgenden Weiterentwicklungen der ETHNO-Musizierformate:

  • ETHNOCamp: das intensive Erlebnis von ETHNO innerhalb einer Projektwoche an der Schule/Musikschule;
  • ETHNOClass: das Anwenden der ETHNO-Prinzipien im Musikunterricht in der Schule oder Musikschule;
  • ETHNOCity: regelmäßige Tune Learning Sessions, die für jeden zugänglich sind, und die den Rahmen bilden für die Entwicklung einer mittel- bis langfristigen musikalischen Community mit intensivem Charakter.

Die Grundlagen zu diesen Formaten wurden in der Praxisphase bereits gelegt. Die JMD unterstützt die Teilnehmer/-innen darin, sie in ihrer jeweiligen Praxis anzuwenden, auszuprobieren und eine Rückmeldung dazu zu geben. Die Fortbildung wird in direkter Kommunikation mit den Teilnehmer/ -innen und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten weiterentwickelt.

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