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In einem Workshop im ärmsten Viertel von Trujillo musizierten Mitglieder des LJO gemeinsam mit Kindern einer ARPEGIO-Außenstelle. Foto: Filip Sommer
In einem Workshop im ärmsten Viertel von Trujillo musizierten Mitglieder des LJO gemeinsam mit Kindern einer ARPEGIO-Außenstelle. Foto: Filip Sommer
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Nucleos selbstverständlicher Neugier

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Das Landesjugendorchester Sachsen zu Gast in Peru
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Schon mehrfach war das LJO Sachsen auf Reisen und warb als Botschafter des Freistaates und als JMD-Mitgliedsensemble für Weltoffenheit, ob in Russ-land, Südafrika, Zypern, Großbritannien oder China oder zuletzt im Herbst 2016 mit einem deutsch-südamerikanischen Programm in Peru.

Im Landesjugendorchester Sachsen wirken junge, talentierte Musiker aus dem gesamten Freistaat Sachsen unter professionellen Bedingungen in einem großen Orchester mit. Die 14- bis 24-Jährigen lernen innerhalb kurzer Zeit, im Spiel aufeinander zu hören, interpretatorische Feinheiten umzusetzen und letztendlich zu einem Sinfonieorchester zusammenzuwachsen. Das LJO überzeugt Publikum und Kritiker nicht nur durch seine ungezwungene und lebhafte Spielweise, sondern auch durch die engagierte Programmgestaltung. Für diese ist Milko Kersten, seit dem Herbst 2000 der Künstlerische Leiter des Ensembles, verantwortlich.

Enge Kontakte zur Asociación Cultural ARPEGIO in Trujillo ermöglichten im Oktober 2016 ein Projekt, in dem sächsische und peruanische Schüler gemeinsam musizierten. Zwei Jahre lang intensiv vorbereitet und betreut von der Projektmanagerin des Sächsischen Musikrats Ulrike Kirchberg und den Ins-trumentalpädagoginnen Luise Börner und Deborah Oehler, beide sowohl ehemalige Mitglieder des LJO Sachsen als auch des ARPEGIO-Dozententeams in Trujillo, gab es eine 10-tägige Tournee, deren Schwerpunkt, neben der gemeinschaftlichen Einstudierung eines klassischen Konzertprogramms zweier Jugendorchester, auf dem sozialen Engagement der Mitglieder des deutschen Orchesters für die Anliegen der Asociación Cultural lagen. Schüler des LJO beschrieben das nach der Reise so: „Das Zusammenspiel mit den peruanischen Musikern, welche den deutschen Jugendlichen in musikalischer Hinsicht absolut auf Augenhöhe begegneten, obwohl sich die materielle Grundausstattung der Peruaner mit Instrumenten in teilweise katastrophalem Zustand befand, funktionierte auf Anhieb. Trotz mancher organisatorischer Probleme, welche alle mit peruanischer Gelassenheit gelöst wurden, herrschte eine sehr freundliche, offene Atmosphäre und ein reger Austausch zwischen den Musikern.“ Das LJO Sachsen konnte in verschiedenen Workshops in sogenannten Nucleos, Außenstellen der Musikschule in strukturschwachen Randgebieten der Großstadt, seine Erfahrungen weitergeben.

In den Konzertprogrammen des LJO Sachsen ist stets neue und neueste Musik vertreten. Aus einer Selbstverständlichkeit des Umgangs mit ihr heraus gibt es regelmäßig Uraufführungen. Explizit peruanische sinfonische Orchestermusik, gar zeitgenössische war nicht zu finden – mit Alcalá und Romero wurden jedoch zwei Komponisten ausgewählt, die, aus Mexiko und Venezuela stammend, hervorragende Beispiele für die hohe Qualität und die unverwechselbar folkloristisch geprägte Musizierweise des 20. und 21. Jahrhunderts in Mittel- und Südamerika stehen. Ein besonderes Erlebnis war auch die vom LJO in Auftrag gegebene Uraufführung von Enrico Olivantis (Student der HfM Dresden) Suite Peruana – Pachamama: Europäische und peruanische Motive und Instrumente wurden in einem emotionalen und nachdenklichen Musikstück zusammengebracht und gaben dem LJO die Chance, den guten sächsischen Geist selbstverständlicher Neugier auf zeitgenössische Klänge mit den Gastgebern in Peru zu teilen.

Neue Musik ist heutigen Tags in Peru stets Folklore. Zu erleben, dass man dem Publikum mit einem Uraufführungsgeschenk eine wirklich in die Tiefe wirkende Freude bereiten kann, gehört zu einer der vielen großartigen Erfahrungen der jungen Musikerinnen und Musiker auf ihrer Reise nach Peru.

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