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Plötzlich ist jedes Geräusch, jeder Laut Musik

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Junge Musiker aus Deutschland und Frankreich begeistern sich schnell für Neue Musik
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Zu überraschend positiven Ergebnissen kommt das new classical Forschungsinstitut (NCFI) der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg in seiner Studie: „Jugend und Neue Musik“. 38 junge Musiker haben sich letzten Sommer beim Kurs „Jeunesses Moderne“ in Weikersheim getroffen, um zusammen mit Spezialisten zeitgenössische Werke zu erarbeiten. Dabei standen Werke lebender Komponisten, zwei Auftragswerke und Werke der klassischen Moderne auf der Repertoireliste. Die Teilnehmenden des Projektes „Jeunesses Moderne“, jeweils 19 junge Musikerinnen und Musiker aus Frankreich (Studenten des Conservatoire National Supérieur de Lyon, CNSML) und Deutschland (Preisträger von “Jugend musiziert“) sind vor und nach dem Kurs zu ihrer Einstellung zur Neuen Musik befragt worden. In einer Woche entwickelte sich die zunächst überwiegend negative Einstellung gegenüber Neuer Musik zu Offenheit, großem Interesse und Begeisterung: „Ich erkenne jetzt die Potenz dieser Musik“, so eine/-r der Teilnehmenden.

Zu überraschend positiven Ergebnissen kommt das new classical Forschungsinstitut (NCFI) der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg in seiner Studie: „Jugend und Neue Musik“. 38 junge Musiker haben sich letzten Sommer beim Kurs „Jeunesses Moderne“ in Weikersheim getroffen, um zusammen mit Spezialisten zeitgenössische Werke zu erarbeiten. Dabei standen Werke lebender Komponisten, zwei Auftragswerke und Werke der klassischen Moderne auf der Repertoireliste. Die Teilnehmenden des Projektes „Jeunesses Moderne“, jeweils 19 junge Musikerinnen und Musiker aus Frankreich (Studenten des Conservatoire National Supérieur de Lyon, CNSML) und Deutschland (Preisträger von “Jugend musiziert“) sind vor und nach dem Kurs zu ihrer Einstellung zur Neuen Musik befragt worden. In einer Woche entwickelte sich die zunächst überwiegend negative Einstellung gegenüber Neuer Musik zu Offenheit, großem Interesse und Begeisterung: „Ich erkenne jetzt die Potenz dieser Musik“, so eine/-r der Teilnehmenden. Jeunesses Moderne“ ist der erste Kurs in Weikersheim, der sich ausschließlich mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts beschäftigt. „Was fällt Ihnen spontan zu Neuer Musik ein?“, war die erste Frage vor Beginn des Kurses. „Komplizierte Rhythmen, schräge Klänge, Chaos, Sadismus pur..., oft nicht selbsterklärend, viel Arbeit.“ 70 Prozent der Jugendlichen benutzen bei der Beantwortung der Frage negative Begriffe. Auf deutscher Seite gibt es keinen Kommentar, der ausschließlich positiv ist. Zu den positiveren Aussagen gehören Worte wie: „Experimentieren, Improvisieren, Atonalität, Strukturlosigkeit (scheinbar), Konzept, ungewohnt, interessant, neu, Musik(?), Mathematik“ oder Sätze wie: „Es gibt viel schlechte Musik in diesem Bereich, aber auch einige sehr gute Werke.“ Auf französischer Seite benutzen mehr Teilnehmer positive Begriffe, einige sogar ausschließlich positive Begriffe: Neue Musik steht für „Neues entdecken, Energie, Spannung“, der Begriff „Freiheit“ taucht gleich mehrmals auf. „Es ist eine Musik wie jede andere“, so eine andere Aussage. In einem tiefergehenden Kommentar heißt es, es sei die „Verantwortung des Interpreten zu wissen, wie man das oft ängstliche Publikum in eine Welt mitreißen kann, die weit entfernt von der Welt Bachs ist.“

Die deutlich positivere Einstellung der französischen Teilnehmenden ist auf ihre größere Erfahrung zurückzuführen, einerseits waren sie im Durchschnitt drei Jahre älter als die deutschen Teilnehmenden, außerdem ist Neue Musik am CNSML ein Schwerpunkt. Die Woche intensiver Erarbeitung neuer Werke bei „Jeunesses Moderne“ in Weikersheim hat die Einstellungen auf deutscher Seite grundlegend geändert und auf französischer Seite weiter zum Positiven verstärkt: 88 Prozent der Teilnehmenden benutzen nach dem Kurs ausschließlich positive Begriffe und Beschreibungen: „Ich bin begeistert, plötzlich ist alles Musik, jedes Geräusch, jeder Laut.“; „Die klanglichen Übersetzungen sind unglaublich. Ich bin überrascht von der Bewegung und dem Leben, das sich entfaltet.“. „Moderne Musik war ein ziemlich undifferenzierter Begriff, auch weil sie an deutschen Hochschulen viel zu wenig gemacht wird und keine Pflicht ist.“, äußerte sich ein Teilnehmer; sein Fazit nach „Jeunesses Moderne“: „Man lernt die vielen Bereiche moderner Musik kennen und durch das ständige Hören wird sie selbstverständlich.“

Die These, dass junge Musiker in der Ausbildung oft zu wenig Gelegenheit haben, sich mit Neuer Musik intensiv auseinander zu setzen und dies zu einer negativen Einstellung führt, wird durch die Teilnehmerbefragung deutlich belegt. Eine intensive Auseinandersetzung kann ihrerseits zu positiven Ergebnissen führen. Die überdurchschnittlich hohe Akzeptanz und Begeisterung nach „Jeunesses Moderne“ für die Neue Musik ist eindrucksvoll.

Dies ist gleichsam beruhigend und besorgniserregend: Wenn in nur einer Woche eine überwiegend negative Einstellung in Zustimmung oder gar Begeisterung gewandelt werden kann, dann lässt das mehrere Schlussfolgerungen zu:

1. Neue Musik wird im normalen Musikunterricht nicht so gelehrt, dass die Unsicherheiten genommen werden und Begeisterung entsteht. Mit bleibendem Unsicherheitsgefühl entstehen Vorurteile. Wenige, schlechte oder keine Interpretationen neuer Werke sind die Folge.
2. Es gibt eine große Offenheit bei den Jugendlichen für Neue Musik.
3. Das oft gebrauchte Argument, Neue Musik sei unzugänglich, ist pauschal und muss differenziert betrachtet werden.

Die Vorstellung, welch positive Wirkung eine Musikergeneration mit hoher Begeisterungsfähigkeit für die Neue Musik auf die Rezeption neuer Werke beim Publikum haben könnte, kann hier nur angedacht werden. Wahrscheinlich ist jedoch, dass ein solcher Impuls einen dringend notwendigen Innovationsschub im Konzertbetrieb auslösen könnte. Jeunesses Musicales übernimmt damit, zusammen mit ihren Partnern, der Allianz Kulturstiftung, dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, der SACEM, “Jugend musiziert“ und dem CNSML, eine wichtige Aufgabe, nicht zuletzt weil der Kurs ohne Kursgebühren angeboten werden konnte. Die wissenschaftliche Begleitung wurde ihrerseits von Peermusic und der Hamburgischen Kulturstiftung unterstützt.

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